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Re: Debian Social Contract/Release -> Krise?



* Norbert Tretkowski <tretkowski@inittab.de> wrote:
> * Marcus Frings wrote:

>> ,----
>> | We will be guided by the needs of our users and the free software
>> | community. We will place their interests first in our priorities.
>> `----

> Ich kenne den Social Contract. Und um ehrlich zu sein, mir ist der
> Punkt ein Dorn im Auge. Er vertraegt sich naemlich nicht wirklich mit
> der letzten Aenderung an Punkt 1.

ACK.

> Entweder hat freie Software oberste Prioritaet oder die User. Beides
> geht einfach nicht, so schade ich dass auch finde. Man muss einfach
> mal versuchen realistisch zu bleiben. Viele Entwickler koennen das
> leider nicht.

Ich denke, dass wohl fast jeder der Meinung ist bzw. sein sollte, dass
die User wichtiger sind. Ansonsten können wir Debian auch direkt mal ein
paar Jahre komplett einfrieren und warten bis Hurd vollständig
einsetzbar ist. :-)

>> - fast 1000 Entwickler, die es nicht schaffen, halbwegs regelmäßig ein
>>   Release herauszubringen ("trotz" oder "wegen"?)

> Alle 2-3 Jahre ist regelmaessig.
> SCNR

Immerhin hast Du Dir noch den Galgenhumor behalten. :-)

>> - fast 1000 Entwickler und immer hunderte RC Bugs, die vor dem nächsten
>>   Release entfernt werden müssen, was jedoch nie im Zeitrahmen des
>>   angepeilten Releases klappt, so dass mal eben wieder jenes nach hinten
>>   verschoben wird

> Dabei waere die Loesung so einfach. Ein Jahr nach dem letzten Release
> den aktuellen Stand einfrieren (sprich nur noch Bugfixes, keine neuen
> Upstream Version mehr), RC Bugs fixen, und zwei bis drei Monate danach
> neues Release rausschieben. 
> Warum das nicht so gemacht wird kann ich dir nicht sagen, dass musst
> du den Release Manager fragen. Er wird dafuer sicher seine Gruende
> haben, mir sind die aber nicht bekannt.

So sollte es eigentlich ja auch gemacht werden, aber dass Problem ist
anscheinend, dass die ganzen Entwickler es eben einfach nicht schaffen,
die ganzen RC-Bugs in einem hinreichend kurzen Zeitraum von 2 - 3
Monaten zu fixen. Warum? Mir fallen da spontan nur wenige Gründe ein:

a) RC-Bugs in Paketen, deren Maintainer nicht sonderlich aktiv sind
b) RC-Bugs in Paketen, für deren Maintainer a) zutrifft und die keine
   NMUs wollen
c) einfach zu viele Pakete vorhanden, so dass selbst NMU-willige DDs die
   der anderen aus Zeitgründen nicht rechtzeitig fixen können

>> - fast 1000 Entwickler, die schon seit geraumer Zeit das Problem "Stable
>>   Release und veraltete Pakete, die aktuell sein müssen, weil sonst
>>   nutzlos" kennen und es nicht schaffen, eine Alternative zu
>>   entwickeln[1]

> Weil sie die Alternative nicht interessiert. Der typische Debian
> Entwickler faehrt unstable, ueberall und egal was kommt. Ihm ist
> stable einfach egal.
> Ich schuettle immer wieder den Kopf wenn ich mit Entwicklern ueber
> Probleme spreche die ihr Paket beim Bauen auf woody macht und dann nur
> zu hoeren bekomme dass sie stable nicht interessiert.

Das führt das Debian Projekt ad absurdum. Leider. Ich verstehe einfach
nicht, wie sich so eine Einstellung entwickeln konnte.

> Es gibt durchaus Entwickler die sich dessen bewusst sind. Nur koennen
> die nicht viel machen, und wenn sie es doch mal versuchen ist das was
> oeffentlich ueber die Listen geht Kritik an ihren Ideen, und die die
> der selben Meinung sind halten die Klappe oder schreiben einen nur
> privat an.

Ziemlich armselig für das Projekt, das doch angeblich so viel Wert auf
Freiheit (und allem, was dazugehört) legt, wenn offene Kritik und
Verbesserungsvorschläge innerhalb der Entwickler abgeschmettert werden.

>> Warum glaubst Du also, dass er etwas tun müsste, um die Lage zu
>> ändern, wenn die schon vorhandenen DDs es nicht hinbekommen (und ich
>> behaupte einfach, dass bereits genug Manpower und Fachwissen bei den
>> DDs vorhanden ist)?

> Weil so freie Software funktioniert. Wenn mich etwas stoert, versuche
> ich zumindest es zu aendern. Den Installer kann man auch unabhaengig
> von der derzeitigen Release Problematik verbessern, auch ohne selbst
> Debian Entwickler sein zu muessen.

Ja, da hast Du Recht. Sicherlich kann ich Software selber fixen oder
Patches per BTS einreichen, aber mir ging es jedoch nicht darum, wie man
Softare in Debian verbessern kann, ohne ein DD zu sein sondern darum,
wie man Debian selbst in eine neue, notwendige Richtung bewegen kann und
das ist offenbar selbst als DD unmöglich.

>> [1] proposed-updates existiert und wird ignoriert mit dem Argument,
>> dass die Stabilität (Welche eigentlich? Achtung, lediglich
>> rhetorische Frage!) gefährdet werden könnte.

> Nun, der Punkt ist einfach dass jeder Entwickler alles moegliche nach
> proposed-updates schieben kann, und dass dann eben nicht so gut
> getestet sein kann wie die regulaeren Pakete in stable.

Wobei das aber auch nur ein fadenscheiniges Argument ist, denn es
spricht nichts dagegen, dass man Pakete, die für proposed-updates
bestimmt sind, auch erst einmal einige Tage testet, bevor sie dort
hochgeladen werden. So funktioniert ja schließlich auch die Drift der
Pakete von unstable nach testing.

>> Irgendwie seltsam. Demzufolge dürften unsere Backports ja gar nicht
>> auf Woody laufen bzw. müssten das System imminent gefährden. 

> Das Gegenteil ist der Fall. Einige Pakete aus stable sind einfach
> unbrauchbar, z.B. ClamAV und Spamassassin.

Meine Rede. Und dass für Woody kompilierte Backports stabil laufen und
auch nicht das System selbst instabil machen, wird jeden Tag aufs Neue
bewiesen (okay, die postfix Geschichte ist vielleicht etwas
problematisch).

Summa summarum war ich doch etwas überrascht, dass Du mir im Grunde in
allen Punkten zugestimmt hast, aber ich rechne Dich ohnehin zu der eher
"liberalen Fraktion" innerhalb des Projekts zu. Schön zu sehen, dass es
noch DDs gibt, die den Blick fürs Wesentliche nicht verloren haben!
Hoffentlich schaffen solche Leute es, innerhalb von Debian etwas zu
bewegen.

Gruß,
Marcus
-- 
"Ich glaube an Tod, Zerstörung, Chaos, Schmutz und Habgier."



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