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Debian Social Contract/Release -> Krise?



Hallo,

ich möchte diese Thema bewusst gern auf einer User-Mailingliste ansprechen, weil es letztlich die User trifft; auch diejenigen, welche sich nicht devoloper oder legal und andere Speziallisten mitlesen.

Ich zitiere aus den DWN vom 27. April:

"Sarge Release-Status. Anthony Towns berichtete, dass er die Richtlinien zum Weglassen der Dokumentation, Firmware oder Inhalt nicht mehr länger rechtfertigen könne, da der Gesellschaftsvertrag geändert wurde, um all diese Bereiche und nicht nur Software abzudecken. Deswegen müssten diese Objekte aus Sarge entfernt werden, bevor es veröffentlicht werden könne. Dies wird allerdings eine Veröffentlichung in diesem Jahr unmöglich machen".

Fakt ist offenbar, dass sich Debians Auffassung von Freiheit mit mehreren Gegebenheiten nicht verträgt, ua. mit manchen "Open Source"-Lizenzen, besonders im Bereich Dokumentation, andererseits mit Firmware (ohne Sourcecode) im Kernel.

Ich sehe eigentlich unüberwindbare Probleme: Man wird nicht nur heute, sodnern auch in Zukunft viel Energie aufwenden müssen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. "Die Guten in main, die Schlechten in non-free".

Debian hatte noch nie einen Release-Zyklus, der den Einsatz aktueller Soft- und Hardware begünstigte. Man hat verschiedene Ideen erwogen, wie beispielsweise die Einführung von "testing", um den Release-Zyklus zu beschleunigen.

Woody wurde am 19. Juli 2002 veröffentlicht, also vor zwei Jahren. Bereits damals hatte man nicht aktuelle Software in der Distribution. (Dafür sehr stabile, was auch wichtig ist.) Nehmen wir an, dass diese im Regelfall wenigstens ein halbes Jahr vom Upstream-Release über die Paketierung und unstable bis letztlich zum Einzug in Woody benötigt hat.

Schenkt man der Aussage von Anthony Town glauben, und nach meinem Eindruck dauert bei Debian alles eher länger als kürzer, dann wird das neue Release erst 2005 erwartet. Die Software in Woody ist dann sage und schreibe mindestens 3,5 Jahre alt.

Bei dem hohen Entwicklungstempo von OpenSoruce-Komponenten ist das mehr als steinalt.

Dies soll nicht heißen, dass man nicht mit Debian arbeiten könnte, aber man hinkt doch Weiterentwicklung doch sehr hinterher und muss erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen.

Wenn man nicht gerade "Vollprofi" ist, sind Backports keine Lösung, denn damit schjafft man sich u.U. erhebliche Probleme bei Updates, mit Security-Fixes und insbesondere beim Mischen verschiedener Backportquellen. (Meine Erfahrung zeigt, dass man in solchen Fällen mit eine Mischlösung aus stable und unstable ganz gut fahren kann. Aber: man muss dann vieles selbst tun, was einem die Distribution hätte abnehmen sollen - Dependency-Probleme, instabile Softwarekomponenten, Security-Fixes in unstable. Ehrlich gesagt: die berühmte Debian-Stabilität liegt dann nur noch in den Händen des Administrators.)

Langer Rede kurzer Sinn: wie löst ihr diese Probleme und wie seht ihr die Zukunft von Debian?


Viele Grüße

Michael



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