Linux an Universitäten, Fachhochschulen un Berufsakademien (lang)
Hallo,
bin gestern von einem Seminar in Aalen zum Thema "Virtuelle Laboratorien
- Experimente remote übers Internet steuern"
(www.vvl.de) zurückgekommen. Ich war eigenlich erstaunt, daß (vorsichtig
gesagt) relativ wenige der im Subject
genannten Bildungseinrichtungen Linux einsetzen. Vorsichtig deshalb,
weil ich nicht alle Experimente anschauen,
bzw. mit allen Personen sprechen konnte. Die meisten Leute schwören auf
Windows NT 4.0, einige wagen sich jetzt
an Windows 2000 (ganz mutige sogar an Win XP) heran. Ich war (unter
Berücksichtigung der obigen Einschränkung)
der einzige, der mit Linux (und da eben Debian, deshalb maile ich jetzt
in diese Liste) rummacht.
Nun meine Frage: Wer setzt bei praktischen Laborübungen eigentlich noch
Linux eine. Welche Versuche macht ihr damit?
Wie sind Eure Erfahrungen. Was meinen die Studenten und eure Prof's dazu?
Hier vielleicht mal ein kleiner Erfahrungsbericht von mir:
Veranstaltung: Datenverarbeitung II
Inhalt: Programmieren in C
Betriebssystem: Debian Linux seit Sommersemester 2001 (davor Windows NT 4.0)
Compiler: gcc , als Editor emacs21 (davor DJGPP mit RHIDE bzw. lcc oder
Cygwin)
Erfahrungen: Der Prof. hatte nichts dagegen, die Studenten gewöhnen sich
schnell an den
GNOME Desktop bzw. KDE. Der Aha-Effekt ist bei den ersten
Veranstaltungen natürlich
am größten. Viele sind überrascht, daß man da auch Spiele mit machen
kann und daß ein
richtiges Office-Paket (OpenOffice) dabei ist, und daß alles auch noch
funktioniert.
Für mich ist der Betreuungsaufwand geringer geworden: Er konzentriert
sich nur noch auf
C-Fragen. Rechnerabstürze gibt es nicht mehr. Unter Windows gab es
häufiger BlueScreens.
Um die Übungen zu Hause nachzuarbeiten, können die Studenten
KNOPPIX-CD's zum
Selbstkostenpreis erwerden.
Veranstaltung: Verfahrenstechnik Praktikum
Inhalt: Verschiedene Laborexperimente
Betriebssystem: Debian Linux seit ca. 1998 (davor Windows NT 4.0 bzw.
Windows 98)
Erfahrungen: Die Studenten müssen ein LabVIEW-Programm erstellen
(Anleitung vorhanden),
mit dem Temperaturwerte in einem Rohr-in-Rohr-Wärmetauscher erfaßt
werden sollen. Die
Auswertung der Ergebnisse wird mit OpenOffice gemacht. Die Studenten
haben keinerlei
Probleme sich auf der X11 Oberfläche zurecht zufinden. Das
LabVIEW-Programm läuft
absolut problemlos. Bisher hatte ich noch keinen einzigen Systemabsturz
(und das, obwohl
ein in C selbstprogrammierter Treiber verwendet wird :-). Den Prof
konnte ich von Linux
überzeugen, indem ich es einfach vorgeführt hatte. Anfängliche Bedenken
waren sehr schnell
verflogen, vielleicht auch deshalb, weil ein Samba-Server seit 1997
schon problemlos in diesem
Labor läuft.
Der gerade eben erwähnte Versuch ist im Prinzip remote steuerbar. Leider
fehlt es an Mitteln
um die entsprechende Mechanik (z.B. regelbare Ventile) anzuschaffen.
Ein anderes Experiment (CO2-Adsorption) ist im Aufbau. Auch dort wird
Linux die Meßwerte
erfassen.
Weiterhin sorgt ein "transportabler" Linux-Desktop-Rechner für mobile
Datenerfassung der
Diplomanten.
Veranstaltung: Technische Optik Praktikum
Inhalt: Verschiedene Laborexperimente
Betriebssystem: Linux, Windows 2000
Erfahrungen: Zwei Experimente (Moire-Versuch u. Speckle-Interferometer)
müssen von
MS-DOS und Windows 3.1 auf was moderneres umgestellt werden. Hier ist
der Prof kritischer
gegenüber dem Einsatz von Linux. Er sieht aber, daß Linux in der Lage
ist (in Verbindung mit
LabVIEW) die Framegrabber zu steuern und Bilder auszuwerten.
Studentische Meinungen liegen
noch nicht vor - der Versuch wird wie erwähnt umgebaut.
So viel mal von mir. Wie sieht es bei euch aus? Für Feedback wäre ich
sehr dankbar. Würde mich
wirklich interessieren, wiviel Leute das noch einsetzen und was sie so
damit machen!
Angenehmes Arbeiten noch und schon mal Vielen Dank für Eure Mühe,
Armin Herzer
FH Ravensburg-Weingarten
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