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Re: [Debian]: Debian und freie Software o. Warum KDE nicht frei ist



### Deutsche Debian-User-Mailingliste ###

Marcus Brinkmann wrote:
> 
> Wenn KDE (als Beispiel) auch andere Toolkits unterstützt (die
> nicht von Qt abhängen), dann ist KDE wirklich freie Software. Da die
> Möglichkeit da ist, KDE umzuschreiben (lizenzrechtlich gesehen), ist KDE
> immerhin *fast* frei. Aber solange in den Dependencies von dpkg "Qt" steht,
> kann KDE aus philosophisch-politischen Gründen nicht in die (Main) Debian
> Distribution. Sorry.

Wie gesagt, wir haben gegen eine "Portierung" von KDE überhaupt
nichts. Wir haben zwar teilweise freundschaftliche Beziehungen zu den
Trollen, aber haben ansonsten Qt nur auf grund seiner technsichen
Überlegenheit ausgewählt. Wenn jemand die Qt-API in gtk (oder was auch
immer) in gleicher Qualität programmiert, dann freuen wir uns, und
bauen bestimmt eine configure-Option --with-free-qt ein. Aber wenn man
sich den Qt-Quellcode ansieht, dann stellt man auch fest, daß da
ziemlich viel Arbeit und auch Wissen drinsteckt. Wir selbst werden das
allerdings wohl kaum tun, weil wir glauben, daß unsere Zeit in
weiterer Verbesserung von KDE besser aufgehoben ist (außerdem haben
wir bereits wilde Pläne und auch schon etwas Code, der Microsofts
Aktien in den Keller stürzen wird...)

> 
> > Übrigens habe ich sowohl die freie als auch die kommerzielle Version
> > von Qt und kann daher (besser als Du) beurteilen, daß der Unterschied
> > nur in einem Kommentarblock am Anfang jeder Quelldatei liegt.
> 
> ??? Habe ich jemals etwas anderes behauptet?

Na ja, Du hast zumindest angedeutet, daß Troll Tech die GPL von KDE
ausnutzen könnte und KDE mit der kommerziellen Version bundeln
könnte. (Wogegen wir überhaupt nichts hätten, das würde schließlich
die Freiheit von KDE nicht beeinträchtigen, dafür aber zur Verbreitung
beitragen.)


> 
> > > 2) KDE ist nicht frei.
> > > 
> > > KDE läuft nicht ohne Qt. Qt ist nicht frei. -> KDE hängt von Qt ab. (Social
> > > Contract) -> KDE ist nicht frei.
> > 
> > Das ist eine im gleichen niedrigen Maße zulässige Schlußfolgerung wie
> > Linux benötigt Hardware -> Hardware kostet Geld -> Linux ist nicht
> > frei.
> 
> Falsch. "Frei" im Debian und GPL Sinne meint nicht kostenlos. "Freie
> Software" meint etwas ganz anderes (im Zweifelsfall in die GPL oder in den
> Social Contract schauen). Ich wundere mich, daß Du auf einer solchen Ebene
> argumentierst.

Ursprünglich war mein Argument auch "Linux benötigt das BIOS zum
Starten -> das BIOS ist nicht frei -> Linux ist nicht frei", aber ich
war mir dann nicht mehr so ganz sicher, ob das mit dem BIOS immer
stimmt (Alpha?), weswegen ich auf das zugegebenermaßen schwache und
eigentlich ungültige obige Argument ausgewichen bin. Sorry.

> Sie schreiben glaube ich lieber KDE um, weil der SourceCode kleiner ist als
> der von Qt (steht so auf der Homepage).
> 
> > Noch einmal: Wir haben Qt nicht aufgrund der Lizenz oder sonstiger
> > nicht-technischer Gründe gewählt, sondern weil es allen anderen
> > Toolkits deutlich überlegen ist. Ein Umstieg ist (bei zur Zeit etwa
> > 90000 Zeilen Sourcecode) nicht mehr zu vertreten.
> 
> <SPEKULATION>
> Der Erfolg der freien Software läßt die Vermutung in mir stark werden, daß
> entweder KDE selbst ein freies Toolkit unterstützen wird (mindestens als
> zusätzliche Option), oder daß andere diese Arbeit übernehmen werden.
> </SPEKULATION>

Der einzig gangbare Weg dafür ist mE die Implementation eines FreeQt -
was ich andererseits Troll Tech gegenüber nicht so nett fände, zumal
schon sehr viel Stärke dazugehören würde, wirklich eine
Clean-Room-Implementation zu machen und nicht in den Qt-Quelltext zu
schauen. KDE auf eine andere API umzustellen, erscheint mir kaum
möglich; allein letztes Wochenende sind etwa 11000 Codezeilen
hinzugekommen.

> Aber die Lizenz von Qt ist etwas merkwürdig, und sie nützt der freien
> Software auf etwas eigenartige Weise, indem sie GPL vorschreibt für
> Programme, die die Bibliothek benutzen. Das ist gar nicht im Sinne der LGPL,
> die ja die GNU Lizenz für Bibliotheken ist. Man stelle sich vor, alle
> Programme die mit glibc gelinkt sind, müssen unter die GPL fallen!

Auch das wäre kein Programm, wenn kommerzielle Hersteller eine Lizenz
der glibc kaufen könnten, wie es ja bei Qt der Fall ist. Ich bin der
Meinung, daß wer kommerzielle Software herstellt und verkauft, auch
ruhig für die verwendeten Komponenten bezahlen soll.

Kalle

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Kalle Dalheimer                 Contract programming for Unix
kalle@dalheimer.hh.eunet.de     Technical writing
kalle@kde.org                   Technical editing
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