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[Debian]: Debian und freie Software o. Warum KDE nicht frei ist



### Deutsche Debian-User-Mailingliste ###


Hallo!

Ich habe jetzt mal einen näheren Blick auf die Lizensen geworfen, und wollte
doch mal die Lizenzen von KDE und vor allem von Qt aus der Sicht des Social
Contracts von Debian begutachten (siehe Übersetzung von Christian auf dieser
Liste).

1) Qt ist nicht frei.

Qt hat eine Lizenz zum Schreien. Erstmal: Es gibt zwei verschiedene
Lizenzen, eine "Free Software" und eine "Prfoessional Developement".
Die "Free" greift bei Gebrauch auf einem "X Windows System", die "Prof" kann
unter mehreren Systemen eingesetzt werden.
 * damit diskriminiert die "Free" Lizenz bestimmte Softwaresysteme.

Ist denn die "Free" Lizenz frei?
* Qt darf nicht modifiziert werden!
* Das Endprodukt muß unter die GPL fallen (oder LGPL oder ähnlich).

Dieser Punkt ist merkwürdig und eigentlich wiedersinnig. Denn die Programme
können zwar formal die Auflagen der GPL erfüllen, aber der Idee der GPL,
z.B. die uneigeschränkte Übertragung auf andere Betriebssysteme, wird nicht
im geringsten entsprochen.

* Wenn man dafür bezahlt wird, daß man ein GPL Programm schreibt, welches Qt
  benutzt, dann darf die Software keine Bibliotheken, Programme, Daten oder
  Dokumentationen zum Kompilieren oder Benutzen brauchen, die nicht
  außerhalb der Organisation verfügbar sind.
* Dann muß man noch diverse Informationen zu Troll tech schicken.

Pfuh, also nee. Mit freier Software hat das nichts zu tun. Das wirkt
wie ein Werbegag - Leute sollen Qt kennen und lieben lernen,
und dann sollen andere die "Prof" Version für very teure dollar kaufen.
Das KDE ausschliesslich dieses Toolkit verwendet, unterstützt Qts kommerzielle
Absichten natürlich stark, ...

Wer wirklich freie Software programmieren will, kann Qt's Toolkit gar nicht
verwenden. Denn selbst wenn die Software selbst frei ist, Qt muß dabei sein
(sonst läuft's nicht). Klasse. Weil die Software wie KDE unter GPL ähnliche
Lizenzen fallen muß, falls sie die "Free" Lizenz benutzt, kann Qt sie
natürlich umsonst mit Qt "Prof" Versionen verkaufen, geschickt gemacht.

2) KDE ist nicht frei.

KDE läuft nicht ohne Qt. Qt ist nicht frei. -> KDE hängt von Qt ab. (Social
Contract) -> KDE ist nicht frei.

Soweit für Debian. Irgendjemand schrieb, daß entweder Debian gehen muß, wenn
KDE "ein Knüller" wird, oder Debian Qt mitliefern muß. Das ist Quatsch! Über
Motif ließe sich das gleiche behaupten, und da stimmts auch nicht.

Wahrscheinlich hat sich hier Qt selbst eine Hintertür gebaut: Da alle
Programme, die auf der "Free" Version von Qt beruhen, unter GPL ähnliche
Lizenzen fallen müssen, können sie natürlich für ein freies Toolkit angepaßt
werden. So wie GNOME das jetzt voraussichtlich für KDE machen wird. Also
mache ich mir keine Sorgen in dieser Hinsicht. Mag sein, daß Qt ein ganz
tolles Produkt ist (Motif ist auch eins), aber es wird sich nicht der freien
Software in den Weg stellen können, sondern sie nur verstärken.

Debian wird sich jedenfalls nicht davon abhängig machen.

Schlußfolgerung: Qt wird mit solchen Lizenzen niemals auch nur in die Nähe
der Debian Main Distribution rücken. Da wurden schon ganz andere Lizenzen
wegen weniger abgelehnt. KDE wird erst dann Bestandteil der Debian werden,
wenn mindestens ein freies Toolkit unterstützt wird, entweder direkt durch
KDE selbst, oder durch einen anderen Entwicklungszweig von KDE, der aufgrund
der Lizenzbedingungen von der "Free" Version von Qt immer möglich ist (oder
KDE müßte eine "Prof" Lizenz kaufen).

Ein persönliches Wort noch an Kalle: Ich verstehe nicht, warum ihr euch über
das GNOME Projekt ärgert. Ihr habt es doch selbst so gewählt: Qt fordert so
etwas wie GNOME mit seiner Lizenz geradezu heraus. Hättet ihr ein freies
Toolkit benutzt, daß unter der LGPL liegt (wie gtk !?), dann hättet ihr auch
KDE mit einer restriktiveren Lizenz versehen können. So sind euch durch Qt
die Hände gebunden.

gespannt auf Antworten,
Marcus
der sich immer wieder über komische Lizenzen wundert (und gerne
Kreativpreise verleihen würde)

-- 
"Rhubarb is no Egyptian god."
Marcus Brinkmann
Marcus.Brinkmann@rz.ruhr-uni-bochum.de
http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Marcus.Brinkmann/
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