Moin, Am 16.04.2016 um 16:12 schrieb achim-duman: > Meine Kritik richtet sich nicht gegen die Art wie man Software bei > Debian installiert, sondern wie diese Software im Softwarecenter > präsentiert wird, sofern man sich für die Kombination Debian/Gnome > entschieden hat. > Ruft der Anwender das Softwarecenter auf, dann findet er auf der linken > Seite zwar eine Unterteilung und Zuordnung der Software, aber auf der > rechten Seite sieht er immer nur die gleichen Piktogramme mit diesem > „Paket“ und eine minimale Erklärung über den Sinn dieser Pakete (sehr > häufig noch nicht einmal in deutsch). damit wir nicht aneinander vorbei reden, nenne bitte mal die installierte Desktop-Umgebung und wie dieses "Software-Center" genau heißt. Ja, leider sind - zumindest kenne ich das von Gnome - die Menüeinträge der Programme anders als der Name des Paketes. Das hängt sicher auch damit zusammen, das manche Software unter Linux eher kryptische Namen bekommt :-) Synaptic ist ein Werkzeug mit vielen Funktionen und hat den Vorteil (finde ich) gegenüber aptitude, Beschreibungen und sonstige Informationen auf einen Blick zu liefern. Abhängigkeiten löst wohl aptitude besser auf, das wurde bereits genannt. Die Beschreibungen sind mitunter nur auf Englisch verfügbar, auch weil es nicht alle Programme Übersetzungen gibt. Das stört mich ebenfalls, doch Übersetzungen sind aufwendig und die Software halt kostenlos, das darf man nicht vergessen. Die Beschreibung enthält meist einen Link zur Webseite der Software, wo man manchmal schneller Informationen oder Bilder zum Programm erhält. > Es ist das beschlossene Dogma von Debian, dass nicht nur die Software > vollkommen frei sein sollte (wogegen nichts einzuwenden ist), sondern > das auch drauf verzichtet werden sollte, die Logos und spezifischen > Markenzeichen im Softwarecenter zu präsentieren. Für einen erfahrenen > User aus der Linuxgemeinschaft wird das kein so großes Problem sein, für > Krethi und Pläthi jedoch schon. Das wäre mir neu. Ein Einsteiger wird sowieso nicht viel mit Logos anfangen können, es sei denn, es handelt sich um die wenigen wirklich bekannten großen Programme wie OpenOffice/LibreOffice, Mozilla Firefox und Thunderbird oder GIMP, die es auch für MS Windows gibt. Bis auf das Hin und Her mit Mozilla (das nun auch erledigt ist) fällt mir kein Programm ein, bei dem Debian nicht das originale Logo verwenden darf. Insofern verstehe ich nicht, wieso das Deiner Ansicht nach ein Problem sein sollte. > Davon abgesehen ist das auch nicht besonders respektvoll gegenüber den > Entwicklern von freier Software, wenn deren Einsatz und Mühe einfach so > in diesem Grau der Anonymität verschwindet. Was willst Du machen? Debian enthält mehrere 10000 Software-Pakete. Wer soll entscheiden, welches mehr "beworben" wird und welches weniger? Es gibt übrigens eine Software, die (anonymisiert) die beim Nutzer installierte Software erfassen und versuchen kann, die beliebtesten Pakete zu ermitteln (das hängt aber eher mit dem begrenzten Platz auf den DVD zusammen und spielt m.E. bei Netz-Installation keine Rolle mehr). > Blickt der Neuling nun ins Softwarecenter, dann wird er erschlagen von > diesen vielen gleich aussehenden Paketen und er wird es schwer haben, > das zu finden, was er sucht, weil häufig für ein und die selbe Sache > viele Pakete bereit gestellt werden und diese dann auch noch mit > spezifischer Software, die nur von sehr wenigen Anwendern verwendet > wird, gemischt wurde. Der Neuling wird dann, meines Meinung nach, sehr > schnell resignieren und sich wieder sein einfaches und unkompliziertes > Windows zuwenden. Für Windows ist das gut, für die Verbreitung von Linux > aber schlecht, weil die Hardwarehersteller immer stärker ihre Produkte > für das Betriebssystem Windows ausrichten und immer weniger Rücksicht > auf die Linuxgemeinschaft nehmen. Windows ist einfach und unkompliziert? Lass mich mal laut lachen! Windows ist nicht einfacher als eine Linux-Distribution. Ich selbst habe 1993 mit DOS angefangen und dann Windows als 3.1, 95, 98, NT 4, 2000 und XP benutzt. Auf Arbeit bin ich gezwungen, aktuell mit Windows 7 zu arbeiten. Ich bin nur Anwender, erlaube mir aber durchaus, die Unterschiede aus der Sicht eines solchen beurteilen zu können. Linux habe ich mir um 2000 mal angeschaut (SuSE) und bin 2005 von Windows komplett zu Debian gewechselt. Bis heute habe ich das nicht bereut. Ja, Debian GNU/Linux ist nicht perfekt! Debian ist die größte Distribution und bietet entsprechende Vielfalt und Auswahl. Das mag verstörend und verwirrend sein, ich selbst bin auch nicht der tolle Sofort-Entscheider, kann das also nachvollziehen :-) Das größte Problem ist aber, das man einfach nach einem anderen Windows sucht, wenn man dieses gewohnt ist. Für mich waren die Verzeichnisse und Programmnamen lange Zeit kryptisch, aber nur, weil ich halt Jahre an DOS und Windows gewöhnt war. Ich behaupte: Beginnt ein Anfänger mit Linux, hat sie/er es nicht schwerer als mit Windows. Android beweist das, denn es ist im Grunde auch eine Linux-Distribution. Verwirrt die Vielzahl der "Apps" im Android Store nicht genauso? Windows ist nur aus einem Grund einfacher: Es bringt weit weniger Software von sich aus mit und es gibt praktisch keine vergleichbare Software-Verwaltung wie bei Debian. Auch wenn MS seit Windows 8 versucht, das mit einem "App"-Modell zu ändern, braucht die meiste Software doch einen eigenen Installer, der mehr oder weniger unabhängig vom Betriebssystem ist. Das Problem mit dem Suchen entsprechender Software im Internet und den fragwürdigen Quellen wurde bereits angesprochen. > Vielleicht teilt der eine oder andere von euch meine Kritik und erkennt > den kausalen Zusammenhang zwischen Anwenderfreundlichkeit und Gewinnung > von neuen Usern einerseits und andererseits die Bereitschaft der > Industrie ihre Produkte so zu gestalten, dass sie auch optimal von > Anwendern genutzt werden können, die Betriebssysteme von der > Linuxgemeinschaft nutzen. Natürlich glänzt auch Debian nicht unbedingt mit Anwenderfreundlichkeit, das muss man eingestehen. Apple-Produkte sollen deutlich intuitiver zu benutzen sein (kann ich nicht beurteilen, habe keine Geräte/Software von Apple). Design und "Usability" beherrschen Programmierer nicht unbedingt, weshalb es in Firmen entsprechende Spezialisten dafür gibt. FOSS-Projekte haben nur begrenzte Ressourcen. Was mitunter herauskommt, wenn sich Designer austoben dürfen, sieht man an Mozilla und Gnome 3 (sorry, das musste ich mal loswerden). Das eigentliche Problem ist die Einstellung von Menschen zur Funktion eines Computers und dessen Software. Stehe ich auf dem Standpunkt, Kaufen-Aufstellen-Einschalten-Benutzen ginge genauso wie bei einem Rasierer, werde ich mit Linux Probleme bekommen. Computer können heute noch immer nicht erkennen, was der Benutzer will (Software mit bestimmten Funktionen und Eigenschaften), doch genau das erwarten Anwender, seit Computer einfacher zu benutzen und erschwinglich geworden sind. Smartphones haben das verschärft, denn ihre Bedienung ist einfacher als bei einem PC, was aber neue Probleme mit sich bringt (kaum noch Kontrolle über installierte Software, erheblich eingeschränkter Funktionsumfang, Abgabe der Hoheit über die eigenen Daten wegen diverser Geschäftsmodelle). Dummerweise verlangt diese Entwicklung immer weniger Wissen vom Anwender. In der Praxis mag das sinnvoll erscheinen, wird aber zum Problem, wenn Anwender bestimmte Anforderungen an eine Anwendung haben und nun eine suchen, die diese erfüllt. Solche Anwender sind es halt nicht gewohnt, das man Auswahl hat und Zeit und Mühe investieren muss, um aus der großen Auswahl das passende Programm zu finden. Entweder man macht sich also die Mühe oder man braucht jemanden, der gewisse Vorgaben oder zumindest Empfehlungen macht - das empfinden Menschen eher als Bevormundung. Ich stimme zu, das solche Empfehlungen alternativ vorhanden sein sollten, um den Einstieg zu erleichtern. -- Mit freundlichem Gruß Jan Kappler
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