Re: [OT] Latex-Editor fuer Unbedarfte
On Monday 19 February 2007 12:01, Jochen Schulz wrote:
> Gebhard Dettmar:
> > On Sunday 18 February 2007 23:36, Jochen Schulz wrote:
> >> [...]
>
> Oh, ich wußte ehrlich gesagt gar nicht, dass es da eine Literatur-DB
> gibt. :) Das war aber eben auch Teil des Problems: ich kann meiner
Sogar mit J/ODBC-Treibern. Bei "Verzeichnisse" kannnst du dir dann fürs
automatische LV die gewünschten Felder zusammenstellen - 1a, gibts
wirklich nix zu meckern (Tip: Zeitschriften/Reihen und Monographien in
getrennt erstellen, weil der Ort einer zeitschrift anders angegeben wird
als der einer Monographie)
> Freundin schlecht Dinge beibringen, die ich nicht weiß und meine
> Bereitschaft, OOo/Word zu lernen (bei all dem Frust), ist sehr gering.
>
Das ist für dich auch nicht sehr attraktiv. Sehr wohl aber für deine
Freundin - wenn sie sich denn mit dem Stylisten anfreunden könnte. Ich
würde als Faustregel schon sagen: Mathematiker/Informatiker und
Naturwissenschaftler bestrafen sich selbst, wenn sie nicht mit LaTeX
arbeiten (Stichwort Formeleditor), Geisteswissenschaftler (wie ich) sind
mit Word/OOo schon ziemlich gut dran. Selbstverständlich auch mit LaTeX -
aber nur, wenn sie auch bereit sind, die Doku zu benutzen. Ich komme von
Word, habe 2003 eine > 500Seiten > 10 MB Diss für den deGruyter-Verlag in
Word 2002 formatiert - das war das letzte Mal, das ich Word benutzt habe
(fortlaufende Abschnittswechsel-Bug - guaranteed to drive you nuts) Meine
Examensarbeit hab ich in OOo 1.1.3 geschrieben - 1a, null Probleme, wer
weiß, wie man richtig formatiert, ist bei geisteswissenschaftlichen Texten
egal welchen Umfangs mit SWriter bestens bedient. Der ist wie Word, was
aber anders ist, ist wirklich besser. Das sage ich nicht im Zuge des
üblichen Microsoft-Bashing, sondern weil ich weiß wovon ich rede
> Meiner Meinung nach ist wirklich sauberes Arbeiten mit WYSIWIG-Systemen
> eben auch nicht einfacher, als mit Latex. Und Probleme gibt es mit jeder
Hmm, schwieriger Punkt. WYSIWIG ist IMHO gut, wenn man die Vorteile auch
ausnutzt (was aber kein Mensch macht - ich seh das ja immer in den
Bibliotheken) - das ist, sich sein Gui so gestalten, wie man es
wirklich braucht: Formatvorlage zuerst (im Stylisten: Verwendete Vorlagen,
in Word: H1, H2, H3, Paragraph, Paragraph indented, Quote, kurz: die
häufigsten Sachen, die unbedingt per Formatvorlage und nicht per Pfusch
gemacht werden müssen, als anklickbare Schaltflächen. Den übrigen
Klick-Bunt-Quatsch weg. Dann ist es a) bequem und b) funktioniert. Denn
die Leute machen sich Überschrift x. Ordnung ohne Formatvorlage, weil sie
"nur" markieren, auf B wie bold klicken müssen und denken, das wär am
einfachsten so. Wenn sie aber nur auf H1/2/3 für denselben Effekt klicken
müssen, haben sie ihre Klickerei, und es ist richtig formatiert. Also erst
Dokumentvorlagen, dann GUI den Bedürfnissen anpassen, so wird da
tatsächlich auch ein Schuh draus (das ist den GUI-Hassern halt nicht
beizubringen ;-)
Mit LaTeX ist es IMHO so: als ich mein erstes LaTeX-Dokument schreiben
musste, kannte ich vim eingermaßen, hatte eine Beispielvorlage, und was
aus der für mich nicht ersichtlich war, fand ich ohne langes Suchen via
xdvi /usr/share/doc/texmf/latex/general/l2kurz.dvi.gz
-> 1a, keine Probleme. Wer zu letzterem aber nicht bereit ist, bei dem
sehe ich schwarz (übrigens kommt man auch mit den Word/SWriter-Hilfen
schon sehr weit - letztlich ist das alles rtfm)
> Software. Latex kommt mir als "Techniker" aber sehr entgegen und ich bin
> viel besser in der Lage, damit aufkommende Probleme zu lösen. Da meine
> Freundin eh bei Problemen auf mich zurückgreift, schont Latex meine
> /und/ ihre Nerven. Allein schon, weil sie bei Latex weniger
> Möglichkeiten hat, "unsauber" zu arbeiten (horizontaler Abstand mit
> Leerzeilen, vertikaler Abstand mit Spaces, Herumspielen mit Einzügen
> usw.).
>
Am beliebtesten beim CV in Bewerbungen. Hör bloß auf - ich krieg sowas
dann per eMail und soll das in pdf umwandeln ("muss heute noch raus" und
frau hat keinen pdf-Export - kann ja nicht OOo benutzen, ist ihr "zu
fremd", während das oben beschriebene offensichtlich ihr im CV behaupteter
"vertrauter" Umgang mit MS Office ist - die armen Firmen).
> > Was die Freiheit angeht: spätestens, wenn man die veröffentlichen
> > will, ists damit vorbei - man kriegt dann nur dots vom Verlag (hatte
> > ich mal bei deGruyter)
>
> Glaub ich gern. Bis dahin ist es aber noch ein gutes Stück und ich
> denke, aus einem Latexdokument .doc zu erzeugen ist dann zwar ein
> Kraftakt, aber durchaus zu bewältigen und man hat den Ärger dann eben
> auch nur einmalig.
>
Zur Not dot als stw speichern, latex2html, das in OOo öffnen und dann die
stw für das Gröbste. Dann wieder nach tex und so den Rest. Sag ich jetzt
so aus dem hohlen Bauch, also not tested
> > Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee mit LaTeX ist - das ist
> > deshalb das beste, weil What you do is what you get logischerweise
> > besser als what you see ... ist.
>
> Wenn WYSIWIG denn funktionieren würde. Die Seitenumbrüche auf dem
> Bildschirm müssen aber nicht denen auf dem Papier entsprechen. Außerdem
> finde ich es gerade an Latex gut, dass man nicht ständig mit dem Layout
> konfrontiert wird, während man sich eigentlich auf den Inhalt
> konzentrieren sollte.
>
S.o., GUI anpassen. Alle andre ist PEBKAC
> > [...]
> ausgewirkt. Um ehrlich zu sein: meine Freundin benutzt auch deswegen
> Latex, weil ich teilweise *sehr* genervt davon war, ihre kaputten
> Dokumente in Ordnung bringen zu müssen. Deswegen ist es jetzt wichtig,
ich auch. (hach ist das schön zu lesen, dass andre das *Vergnügen* auch
haben.
> dass sie eine Software benutzen kann, die für sie keine unnötig große
> Umstellung darstellt und womit ich mich ausreichend auskenne.
>
In dem Fall ist wahrscheinlich wirklich Lyx et al. das beste. Ich würde an
deiner Stelle aber zumindest längerfristig meiner Freundin klarmachen,
dass sie von einem professionellen OOo-Umgang auch nach der Diss
profitieren wird. Ihr ergänzt euch dann auch bestens (sie als OOo- du als
TeX-Experte)
Bei meiner Ex wars auch so, dass ich 4 Stunden vor Abgabe ihrer 2.
Examensarbeit noch Korrektur lesen musste - das wimmelte vor Fehlern und
einer pro Seite reicht für Durchgefallen. Ich hatte ihr Oberfläche und
alles schon längst eingerichtet, ich hatte v.a. immer gepredigt:
Formatieren gleich von Anfang an oder du wirst dafür bestraft - was sah
ich? Das schönste Durcheinander von Hx als Hx und "Standard + fett + ..."
Ich hab das dann mit der Orthographie geändert. 2 Monate später erzählt
sie mit mühsam unterdrücktem Vorwurf in der Stimme, ihre Deutschlehrerin
im Referendariat habe sie angerufen: in ihrer Arbeit komme eine
Überschrift im Text, die nicht im Inhaltsverzeichnis auftauche.
Das drückt natürlich die Note, und wer war schuld daran?
Aber ihr macht das schon. Viel Erfolg,
Gebhard
--
Q: What is the sound of one cat napping?
A: Mu.
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