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[Debian]: Anfänger vor! Traut euch! (was: Re: [Debian]: Re: Debian 2.1 bei JFL ?)



On Tue, Nov 10, 1998 at 10:08:41PM +0100, Torsten Landschoff wrote:
> 
> Bin Deiner Meinung. Ich möchte sowieso nicht, daß jeder Hans und Franz hier
> seine Einsteigerfragen zu Linux reinstellt (nichts gegen Debian-User, aber die
> meisten X-Posten in alles, was nach Linux aussieht). Das mag ein wenig elitär
> klingen, aber vielleicht sind wir das ja auch ,-)

Dem kann ich _ganz und gar nicht_ zustimmen.
Ich hoffe, das sich durch dein posting keiner Abschrecken läßt!

[Bemerkung: Das ist jetzt alles etwas länglich geworden, und geht teilweise
weit über den von dir gegebenen Anstoß hinaus. Dennoch schicke ich es ganz
ab, denn was ich dazu zu sagen habe erscheint mir zu wichtig, um das,
was sich auf deinen Kommentar bezieht, von dem Abzugrenzen, was es sonst
noch darüber zu erzählen gibt.]

Ich begrüße _alle_ Einsteigerfragen. Das hat mehrere Gründe:

1) Einsteiger können mitunter gar nicht beurteilen, ob eine Frage Debian
   spezifisch ist oder nicht. Dann macht es keinen Sinn, sie von vornherein
   dafür zu bestrafen.
2) Trifft (1) offensichtlich nicht zu kann man immer noch entweder das
   posting ignorieren, oder ihnen einen Hinweis zu geben, wo das Posting
   angebrachter wäre.
3) Denkt man länger drüber nach, stellt man fest, daß es keine saubere Trennung
   zwischen nicht-Debian und Debian spezifischen Fragen gibt und geben kann.
4) Debian ist ein offenes Projekt. Das zeichnet sich auch darin ab, daß
   Debian user und developer an Linux, freier Software und
   computer software im Allgemeinen interessiert sind, sowie über eine
   höhere soziale Kompetenz verfügen als eine zufällige Ansammlung von Menschen.
5) Ein Einsteiger dem ich heute helfe, kann mir morgen bei einem Problem von
   mir helfen.
6) Ein Einsteiger dem ich heute den Weg weise, wird morgen eventuell ein
   erfahrener Developer sein.
7) Oft zeigen Anfängerfragen ein Problem auf, welches noch Nachbesserung
   bedarf. Beispiel PPP: Die vielen Fragen auf debian-user zeigten, daß PPP
   Konfiguration zu kompliziert ist. Die Folge war, daß pppconfig entwickelt
   wurde, ein slang interface welches PPP automatisch konfiguriert.
   Ohne dieses Feedback aus der Basis wäre Freie Software eine
   _Intellektuelle Masturbation_.

Wenn wir in irgendeiner Art und Weise "elitär" sind, so in zweierlei
Hinsicht:

a) Wir (debian developer) arbeiten an einem herausragenden Software Produkt,
   was nur möglich ist durch die Teilnahme vieler unterschiedlich
   spezialisierter Individuen.
b) Wir (alle Linux User) sind interessiert daran, uns gegenseitig zu helfen.
   Wer etwas weiß, hilft denjenigen, die es nicht wissen. _Darin begründet
   sich der Erfolg von freier Software_. Nicht vergessen: Die Linux Gemeinde
   hat den Support Award gewonnen, und das nicht ohne Grund.
   (Dies trifft auch auf die Entwickelung von freier Software zu: Wer bei
   einem freien software projekt als obermacker auftritt und dem "Fußvolk" nicht
   erlaubt, zu lernen und kleine Beiträge zu leisten, wird schnell merken, daß
   die Unterstützung für sein Projekt in der freien Software Gemeinde
   bröckelt. Wenn mich nicht alles täuscht ist es das, was BSD in die
   Unbedeutsamkeit gedrängt hat (neben einigen anderen Sachen).

Über off-topic postings im Allgemeinen: Weil Debian von Menschen gemacht
und benutzt wird, ist Debian auch eine soziale Institution. Debian
unterscheidet sich von anderen Dingen aus dem Leben aber insofern, als daß
sich die meisten Entwickler und Benutzer nur über das Internet kennen, und
sich niemals persönlich begegnen. Darum ist es wichtig, daß die verfügbaren
Medien auch für soziale Zwecke verwendet werden. Dies ist lebenswichtig für
die Developer intern (ohne sozialen Austausch ist eine Zusammenarbeit auf
lange frist unmöglich), aber auch sehr wichtig zwischen den Usern und
User/Developer. Einerseits schafft dies einen gewissen "sozialen Raum",
innerhalb dessen Debian organisiert ist, und andererseits vermeidet dies
eine Entfremdung der Developer von den Usern und der Freien Software
Gemeinde.

Tatsache ist: Ein Ungleichgewicht nach beiden Seiten kann Schaden. Gegen
eine Flut von "Noise" kann man sich aber nachträglich schützen. Fängt man
jedoch an die Basis zu schlachten, dürfte es schwer sein überhaupt beachtet zu
werden (oder war die Bundestagswahl 98 kein "Beweis" dafür?).

Wer vermeiden will, daß ständig die gleichen Fragen gestellt werden,
schreibt ein FAQ. Wen es stört, daß immer die ähnlichen Fragen gestellt
werden, macht aus dem FAQ ein Howto. Wer meint, er bräuchte keine
Anfängerfragen beantworten, läßt es einfach bleiben.

Freie Software ist toll: Niemand zwingt einem, irgenetwas zu tun. Was noch
besser ist: Niemand zwingt einen, etwas zu unterlassen (im Rahmen des
geltenden rechts und der Netiquette, selbstredend).

Also: Anfänger vor! Traut euch! Am Anfang braucht jeder ein bißchen Hilfe,
und hier seid ihr genau richtig.

Marcus
"es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten"

PS: Ein prinzipielles Problem mit Deiner Auffassung: Debian existiert gar
    nicht autonom, sondern nur im Kontext der Freien Software und diese nur im
    Kontext der Software im Allgemeinen. Wenn wir aufhören, über nichts
    anderes als Debian zu reden werden wir sehr bald feststellen, daß unser
    Wortschatz sehr arm wird.

-- 
"Rhubarb is no Egyptian god."        Debian GNU/Linux        finger brinkmd@ 
Marcus Brinkmann                   http://www.debian.org    master.debian.org
Marcus.Brinkmann@ruhr-uni-bochum.de                        for public  PGP Key
http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Marcus.Brinkmann/       PGP Key ID 36E7CD09
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