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Re: Übersetzung: locale etc.



* Gerfried Fuchs <alfie@ist.org> (Friday 2004-08-06 13:07):
> * Rudi Effe <rudi.effe@gmx.de> [2004-08-06 12:19]:
> > Am Freitag 06 August 2004 10:41 schrieb Patrick Schoenfeld:
> >> So sperrig finde ich das garnicht und es ist irgendwo auch
> >> die treffendeste Übersetzung von locale, zumal es so (fast) jeder
> >> verstehen dürfte.
> > 
> > Mh, Standort, da denkt man an (Militär-)Strategen - oder? Wie wäre es mit 
> > Landeseinstellungen? Ich meine, im engl. Wörterbuch findet man das Wort auch 
> > nicht, ist also eine Neuschöpfung, dann könnte man es auch beibehalten....

Das Wort ist keine Neuschöpfung, nur seine Anwendung auf einen
bestimmten Bereich innerhalb eines Computersystems ist neu.  Was die
Wörterbücher angeht, so kommt es darauf an, welche Du verwendest.  In
meinem Wörterbuch (Collins) ist es jedenfalls drin, und auch der
Webster von 1913 hatte es schon.  Die Computer-relevante Definition
kann man in FOLDOC finden:

locale

     <programming> A geopolitical place or area, especially in the
     context of configuring an {operating system} or {application
     program} with its {character sets}, date and time formats,
     currency formats etc.

     Locales are significant for {internationalisation} and
     {localisation}.

     (1999-06-09)


Hier sieht man auch, dass es tatsächlich um "Platz" oder "Gebiet",
nicht aber um "Einstellungen" geht.  Daher halte ich die Konstruktion
"...einstellungen" für zu speziell.  Man darf nicht vergessen, dass
"locale" eine Abstraktion (für den Benutzer oft nur ein symbolischer
Bezeichner) ist, die sich dann nur technisch in gewissen Einstellungen
niederschlägt.  Beides sollte man nicht miteinander verwechseln.  Eine
Konstruktion mit "...einstellungen" scheint mir auch kein guter Stil
zu sein, weil sie in einem Satz der folgenden Art "the locale needs to
be set to de_DE@euro" zu unnötigen Verdoppelungen führt: "Die
Standorteinstellungen müssen auf de_DE@euro gesetzt werden."  Das ist
unnötig technisch.


>  Nein, nein, nein, NEIN!  Eine Sprache hat *nichts* mit einem Land
> zu tun. Auch, wenn in den locale-Einstellungen ein »so wie in $land
> gesprochen« vorkommt. Was auch dazu führt, dass Standort wohl auch
> nicht ganz so richtig getroffen ist....  Wenn ich jetzt nach .de
> reise, muss ich von de_AT auf de_DE umstellen?

Man kann den jeweiligen (Stand-) Ort ja so eng oder weit fassen, wie
man möchte.  Wenn man das System Benutzer und mobiler Rechner als
bewegliche Enklave auffasst, würde man im Bild bleiben ... ;-)

> 
>  Wieso nicht Spracheinstellungen? Weil es eben genau darum geht.

Du hast überwiegend recht, aber es sind ja auch noch für den Ort
charakteristische kulturelle und wirtschaftliche (im Gegensatz zu rein
sprachlichen Einstellungen) dabei -- Beispiele: "locales" für China,
Hong-Kong oder Taiwan; deutsch mit Euro; Datumsformate.

Nach dem, was bisher dazu gesagt wurde, würde ich lieber nicht
versuchen, das Konzept "locale" auf deutsch genau zu definieren, um
dann daraus ein Wort machen.  Das Problem ist doch, dass man mehr als
ein Wort oder eine Wortzusammensetzung verwenden müsste, um "locale"
zu erklären. Das ruiniert dann den ganzen Stil.  Besser wäre es dann
tatsächlich, "Locale" zu sagen, damit man es nicht mit irgendetwas
anderem verwechselt, und zu hoffen, dass der Benutzer irgendwo eine
Definition finden kann.  Das grammatische Geschlecht ist übrigens
männlich, sofern man berücksichtigt, dass "locale" auf das
französische "local" bzw. lateinische "locus" zurückgeht.

Vielleicht können wir uns auf folgenden Eintrag einigen:

* locale -- Locale /m/


?
	Matthias



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