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Re: unbekannter Prozess



Hallo Klaus.

Am Freitag, 6. Januar 2017, 13:34:10 CET schrieb Klaus Becker:
> unter Sid, das ich von meiner alten FP auf eine neue kopiert habe, läuft
> offensichtlich ein Prozess, der u. A. viel Speicherkapazität frisst:

Ich rate Dir Spekulationen sein zu lassen und stattdessen zu schauen, was auf 
Deinem System wirklich los ist. Wie bekommst Du auf die Idee, dass genau ein 
Prozess gerade viel (wieviel?) Speicherkapität frisst?

Ich stelle Dir einige konkrete Fragen und sage gleich: Ich bin nicht bereit, 
rum zu raten, daher werde ich allenfalls dann weiter helfen, wenn Du bereit 
bist, die Arbeit aufzubringen, diese Fragen zu beantworten und dabei wirklich 
konkret zu werden. So Hinweise wie "in Schüben arbeiten" und "eine rote Diode 
blinkt ständig" sind Zeitverschwendung für den, der sich die Zeit nimmt, 
darauf zu antworten, also in diesem Fall hier jetzt mir selbst. Falls ich also 
nicht mehr antworte, liegt es daran, dass ich denke, dass Du meine Hinweise 
nicht beachtet hast – oder gerade anderweitig keine Zeit dafür aufbringen 
möchte, im Moment sehe ich mich aber durchaus bereit, noch einmal zu 
antworten. Falls Du nicht weißt, wie Du bestimmte Fragen klar und konkret 
beantworten kannst, dann frage gerne nochmal nach. Und andere können dann ja 
auch sinnvoller reagieren, wenn Du meine Fragen beantwortest.

Vergleiche einfach mal meine Anfrage "Apache mit php5-fpm und verschiedenen 
Benutzern", mit dem, was Du hier geschrieben hast. Der Unterschied in 
Klarheit, Exaktheit und Detailtreue ist offensichtlich. Daher konnte Sven auch 
klar antworten, ohne groß weitere Nachfragen stellen zu müssen.

> von 8 GB Ram ist ca 1 GB ständig belegt, man hört den Rechner dauernd in
> Schüben arbeiten (auch wenn ich nichts darauf mache), und eine rote Diode
> blinkt ständig.

Mit welchem Werkzeug und anhand welcher Werte genau bist Du zu der 
Schlußfolgerung gekommen, dass ca. 1 GiB ständig belegt ist? Ich frage das, 
weil es hier eine ganze Reihe Möglichkeiten gibt, Fantasie-Werte als Grundlage 
zu nehmen, wenn ein grundlegendes Verständnis für die Speicherverwaltung von 
Linux fehlt.

Was meinst Du mit in Schüben arbeiten? Malt er bunte Kreise auf dem Bildschirm 
oder was macht er? Welche rote Diode blinkt ständig? Ich hab zwar eine Idee, 
was Du meinen könntest, will aber nicht rumraten.

Und am wichtigsten:

Was genau stört Dich gerade? Ist Dir irgendwas zu langsam? Wenn ja, was genau?

Wenn Dich nichts stört, und Du Dich einfach nur ohne konkreten Anlaß über das 
Systemverhalten äußerst, dann finde ich sinnvoll, da keinen weiteren Aufwand 
reinzustecken.

> Bei mir laufen ständig:
> - konsole
> - kmail
> - Firefox
> - dolphin
> - akregator
> 
> Sie verbrauchen aber keineswegs so viel Ram, ich habe mit "pas aux"
> nachgeschaut.

Welche Werte in ps aux hast Du dafür verwendet?

Welche Desktop-Umgebung verwendest Du, um diese Anwendungen zu starten und 
laufen zu lassen?

RSS (RSZ, Resident Set Size) ist für den Speicherverbraucht sinnvoller als VSZ 
(Virtual Set Size). VSZ sagt nix über den tatsächlichen Speicherverbrauch aus, 
sondern nur über den Verbrauch von virtuellen Adressraum. Noch akkurater ist 
PSS (Proportional Set Size). Ich erspare mir die Zeit, das hier alles 
ausführlich zu erklären und gehe davon aus, dass Du solche Erklärungen im Netz 
auffinden kannst, es allerdings auch Quellen im Netz dafür gibt, die ich eher 
nicht empfehlen würde.

1 GiB RAM-Verbrauch für einen  Plasma-Desktop mit obigen Applikationen ist 
durchaus völlig normal. Fast schon eher wenig. Mein System nutzt laut free 
(ohne Caches/Buffers) derzeit ca. 4,5 GiB RAM.

Was sagt smemstat | head -10?

Ansonsten eignet sich atop noch gut, um einen Überblick zu bekommen, was 
gerade auf dem System Resourcen zieht. Mit der Taste A (Shift-A) sogar mit 
Prozessen nach der gerade am stärksten ausgelasteten Resource (CPU, RAM, Disk, 
Netzwerk, letzteres jedoch nur mit Extra-Kernel-Modul) sortiert. g => 
allgemeine Ansicht, d => Disk-Ansicht, m => Haupspeicher-Ansicht – Rest siehe 
Manpage. Mit atopsar sind dann auch Langzeit-Berichte nach den drei Prozessen 
möglich, die am meisten CPU, Netzwerk oder RAM verbrauchen.

Keines dieser Werkzeuge ergibt jedoch Sinn für jemanden, dem grundlegendes 
Verständnis fehlt, was die angezeigten Werte bedeuten. Und da habe ich den 
Eindruck, dass das bei Dir so ist. Für Unternehmenskunden biete ich dafür 
einen Performance Analyse & Tuning-Kurs an. Hier möchte ich nicht die Zeit 
investieren, das Alles im Detail zu erklären, aber paar Anhaltspunkte gebe 
ich.

Einen Anhaltspunkt für I/O-Auslastung bietet iostat aus dem Sysstat-Paket z.B. 
via iostat -dzh 1. Oder eben auch atop in der Disk-Ansicht (Taste d) – dann 
eben auch nach Prozess. Einen weiteren Anhaltspunkt für Verzögerungen, bei 
denen aufgrund von auf I/O wartenden Prozessen gerade keine Prozesse laufen 
können, bietet vmstat unter "wa" für wait.

Für Linux-Anwender, die nicht so tief in die Materie einsteigen wollen, 
empfehle ich die Hauptspeicher-Belegung schlichtweg zu ignorieren, solange das 
System nicht ständig hin- und herswappt, was z.B. in vmstat unter "si" und 
"so" schön sichtbar ist und die Caches nicht gar zu knapp werden.

> Ich habe mal geschaut, wieviel Ram Knoppix im Ruhezustand belegt, ça 170 MB,
> selbst mit Firefox und Libreoffice nur rund 500 MB.

Knoppix verwendet mittlerweile meines Wissens keinen Plasma-Desktop mehr, 
sondern einen leichtgewichtigeren Desktop. Und Ruhezustand ist was Anderes als 
Anwendungen, die Du für längere Zeit verwendest hast. Speziell der 
Speicherverbrauch eines Webbrowsers steigt natürlich mit der Anzahl der 
angezeigten Webseiten (viele Tabs) und deren Grafiklastigkeit.

Es ist da sinnvoll immer Äpfel mit Äpfel und Birnen mit Birnen zu vergleichen, 
anstatt Birnen mit Äpfeln.

> Aufgefallen ist mir der Prozess rkit, der aber nur wenig Ram braucht. Aber
> das hört sich nach rootkit an oder?

rtkit ist realtime kit, ein System, das Prozesse Realtime-Priorität gibt und 
diese Prozesse dann überwacht . Es kann z.B. zusammen mit Pulseaudio zum 
Einsatz kommen

rkit kenne ich nicht. apt-file search | grep bin | grep rkit oder so könnte 
weiterhelfen. Oder einfach locate rkit und dpkg -S auf den Pfad, der dabei 
rauskommt.

Es gibt viele Prozesse auf einem Linux-Desktop-System, insbesondere wenn eine 
umfangreiche Desktop-Umgebung wie Plasma oder GNOME zum Einsatz kommen. Das 
sind nicht notwendigerweise alles Rootkits.

> Ich habe daraufhin rkhunter losgelassen. Er moniert:
> 
> grep -i warning rkhunter.log
> [11:59:20] Info: No mail-on-warning address configured
> [11:59:20] Info: Using syslog for some logging - facility/priority level is
> 'authpriv.warning'.
[…]
> /etc/.java ist leer
> 
> Mit dem Rest weiss ich nicht, wie ich das interpretieren soll und ob es
> eventuell etwas mit meiner Frage zu tun hat.

Meines Erachtens alles nix Kritisches.

Ich hab mittlerweile überfall rkhunter / chkrootkit wieder runter, weil die 
mich schlicht genervt haben mit ihren Berichten. Ich hätte gerne etwas, das 
nur dann etwas meldet, wenn es sich sicher ist, dass das ein bekanntes Rootkit 
ist – wenn es also wirklich etwas zu melden gibt. Vielleicht geht das über 
Optionen. Mit Standard-Optionen raten die beiden Tools aber mehr rum, als 
nützliche Informationen zu liefern und geben auch da etwas aus, wo nix 
Wichtiges zu sehen ist.

So dafür habe ich jetzt mehr als eine dreiviertel Stunde gebraucht, um Deine 
Anfrage sinnvoll zu beantworten. Einfach mal, um Dir zu verdeutlichen, welch 
ein Aufwand ich durch das Beantworten einer Mail habe, die so unkonkret ist, 
dass sie faktisch nichts darüber aussagt, was Dich eigentlich gerade auf 
Deinem System stört.

Und ja, ich bin frei, einfach nicht zu antworten, daher übernehme ich die 
volle Verantwortung für meinen Zeitaufwand. Vielleicht suche ich irgendwann 
mal nach einem Link, der schön beschreibt, wie sinnvollerweise Anfragen hier 
aussehen können und antworte dann nur noch damit mit, die Anfrage dem nicht 
entspricht. Es gab da mal was, das ziemlich gut war. Es gibt ja an sich keine 
dummen Fragen, nur dumme Antworten – aber ich finde, es gibt faule Fragen. 
Fragen, wo sich jemand nicht die Arbeit macht, exakt und klar zu formulieren, 
was wirklich seine Frage, sein Problem ist, und stattdessen mit Nebelkerzen 
umherwedelt.

Und ja, das ist alles nicht ausschließlich auf Dich persönlich bezogen. Da 
können auch andere Poster hier durchaus Einiges von lernen.

Ciao,
-- 
Martin


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