[Date Prev][Date Next] [Thread Prev][Thread Next] [Date Index] [Thread Index]

Re: [OT] Wortkombinationen [war: Re: Bugreport für Rechtschreibung]



Matthias Müller <elv_matth.mueller@web.de> wrote:
> Am Donnerstag 17 April 2014 schrieb Martin Klaiber:
>> Matthias Müller <elv_matth.mueller@web.de> wrote:

>>> Wörter, die man aus anderen Bestandteilen bauen kann, gibt es.

>> Aber nicht generell und für alle Wortkombinationen. Dann dann gäbe es
>> neben dem Wörterbuch auch eine Wörterflasche, neben dem Ameisenbär
>> auch ein Ameisenhuhn und einen Ameisenwurm, und neben dem Kopfhörer
>> auch einen Armhörer und einen Beinhörer.

> Als du die Worte geschrieben hast, wurden sie existent.

Ack. Wobei man noch darüber diskutieren könnte, ob sie schon existent
wurden, als ich sie dachte oder erst, als sie jemand las, oder ob sie
schon immer existent waren und nur "entdeckt" wurden.

> Ob sie sinnvoll sind oder ob ein realer oder imaginärer Gegenstand
> bezeichnet wird, ist erst mal egal. 

Grundsätzlich hast Du recht, aber hier geht es ja konkret um Wörter
für eine Rechtschreibkorrektur, da würde ich die Grenzen schon enger
ziehen.

> Eigentlich wollte ich nur einen Scherz machen um zu zeigen, dass eine
> kategorische Verneinung wie "das Wort Uhrzeit gibt es nicht" nicht
> wirklich sinnvoll ist. Dadurch, dass du dieses Wort schreiben kannst,
> ist es latent existent. 

> Dass dies durchaus in eine ernsthafte linguistische Diskussion münden 
> könnte, war mir irgendwie nicht so richtig bewusst, hätte ich mir aber 
> denken können. 

Und mir war nicht klar, dass das nur ein Scherz sein sollte, das hätte
ich mir wiederum aber denken können ;-)

>> Aus diesem Grund haben Wörterbücher für Rechtschreibprüfungen, die
>> Komposita verwenden (und dazu zählt hunspell, um das es hier geht),
>> Listen von Ausnahmen, in diesem Dokument als Blacklist bezeichnet:

>>    http://www.j3e.de/ispell/igerman98/

> Dessen bin ich mir bewusst und das ist auch die Herausforderung an eine 
> Rechtschreibprüfung. Deswegen sind die eigentlich auch "so lausig".

Ack. Ich finde Rechtschreibprüfungen in der Praxis so gut wie sinnlos.
Programme, die Grammatik berücksichtigen können, könnten vielleicht
noch erkennen, ob "fliegen" oder "Fliegen" im konkreten Fall richtig
ist, und ob es "viel" oder "fiel" heißen muss, aber ob "mahlen" oder
"malen" richtig ist, schafft keine mir bekannte Software. Damit kann
man sich auf die Ergebnisse aber nicht mehr verlassen und kann es IMHO
gleich bleiben lassen. Wirklich brauchbar sind solche Programm m.E.
nur um Buchstabendreher zu erkennen.

>>> Also, wenn meine Uhr zerknallt, dann ist das ein Uhrknall und kein
>>> Urknall.

>> Naja. Erstens wäre m.E. die Frage, ob eine Uhr überhaupt zerknallen
>> kann, denn Zerknall ist ein Fachbegriff für eine bestimmte Form einer
>> Explosion und bedeutet nicht dasselbe wie zerbrechen, zerschellen,
>> usw. Wenn also eine Uhr auf den Boden fällt und zerbricht, zerknallt
>> sie nicht.

> Das kommt jetzt auf den Kontext an.

Ack.

> Wer spricht? Ein 5jähriges Kind, das weiß, dass ein Luftballon mit
> einem Knall kaputt geht, könnte mit "zerknallen" das zerschellen
> (zerspringen, auseinander platzen, zerbrechen) einer Uhr nach einem
> Sturz lautmalerisch zum Ausdruck bringen.
> Landsmaschaftlicher Ausdruck, aka Dialekt? Ich muss zugeben: keine
> Ahnung, aber wer weiß?

Der Kontext ist für mich das Wörterbuch einer Rechtschreibkorrektur.
M.E. sollte es nur Wörter enthalten, die verbindlich (s.u.) richtig
sind, das wäre also Urknall aber nicht Uhrknall, oder, falls Uhrknall
ein in der Kindersprache oder Dialekten bekannter Ausdruck wäre, auch
Uhrknall, dann aber mit einer entsprechenden Kennzeichnung.

>> Und selbst wenn zerknallen der richtige Begriff wäre, wäre immer noch
>> die Frage, ob das dann ein Uhrknall wäre, denn wenn sie zerbricht,
>> spricht man ja auch nicht von einem Uhrbrech oder Uhrbruch,

> Warum nicht? Ich verweise nochmal auf das 5jährige Kind. Aber vielleicht 
> ist es auch erst drei.

Oder erst zwei, oder eins... Damit wären auch "lala" und "baba"
richtige Wörter, bzw. Schreibweisen.

Ich weiß schon, was Du meinst, aber es geht ja nicht um eine Sammlung
aller Wörter, die jemals gesprochen wurden oder denkbar sind, sondern
um eine Rechtschreibkorrektur, und die muss sich nunmal an einer Art
"Standard" orientieren, auch wenn wir den in Deutschland genaugenommen
gar nicht haben.

Dein Gedanke ist aber reizvoll, wenn man ihn weiterdenkt, könnte man
sich eine Art Sprachgenerator vorstellen: dadaspell, die dadaistische
Rechtschreibkontrolle ;-)

> Ich möchte jetzt keine linguistische Diskussion vom Zaun brechen,
> sondern wollte nur darstellen, dass es nicht so einfach ist, wie
> man es sich manchmal (das gilt auch für mich) macht.

Du hast vollkommen recht. Mir ging es, wie gesagt, auch nur um die
Rechtschreibkorrektur, nicht um Linguistik allgemein. Davon verstehe
ich auch zu wenig.

Gruß, Martin


Reply to: