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[OT] Wortkombinationen [war: Re: Bugreport für Rechtschreibung]



Hallo Martin,

Am Donnerstag 17 April 2014 schrieb Martin Klaiber:
snip
> > Wörter, die man aus anderen Bestandteilen bauen kann, gibt es.
> 
> Aber nicht generell und für alle Wortkombinationen. Dann dann gäbe es
> neben dem Wörterbuch auch eine Wörterflasche, neben dem Ameisenbär
> auch ein Ameisenhuhn und einen Ameisenwurm, und neben dem Kopfhörer
> auch einen Armhörer und einen Beinhörer.
Als du die Worte geschrieben hast, wurden sie existent. Ob sie sinnvoll 
sind oder ob ein realer oder imaginärer Gegenstand bezeichnet wird, ist 
erst mal egal. 
Eigentlich wollte ich nur einen Scherz machen um zu zeigen, dass eine 
kategorische Verneinung wie "das Wort Uhrzeit gibt es nicht" nicht wirklich 
sinnvoll ist. Dadurch, dass du dieses Wort schreiben kannst, ist es latent 
existent. 

Dass dies durchaus in eine ernsthafte linguistische Diskussion münden 
könnte, war mir irgendwie nicht so richtig bewusst, hätte ich mir aber 
denken können. 

> Ich gebe Dir recht darin, dass Deutsch eine Sprache ist, in der sich
> leicht Komposita bilden lassen und häufig auch sinnvoll sind. Aber das
> gilt nicht für jede mögliche Kombination.
Das will ich auch nicht behaupten, sondern lediglich zum Ausdruck bringen, 
dass Wörter die keiner bis jetzt verwendet hat, durchaus ins Leben kommen 
können. Denk doch nur mal an die schönen deutschen Wörter "Kraftfahrzeug", 
besser bekannt als "Automobil". Vor 1886 gab es keine Notwendigkeit, dass 
es diese Worte geben müsste. Folglich waren sie nicht existent. Irgendwann 
danach brauchte man ein Wort um ein nicht schienengebundenes, mit eigener 
Kraft fahrendes Fahrzeug bezeichnen zu können. Irgendein schlauer Kopf hat 
dann aus  griechisch αὐτός autós ‚selbst‘ und lateinisch mobilis 
‚beweglich‘ das Wort "Automobil" bebastelt. Fertig war das Kfz.

> 
> Aus diesem Grund haben Wörterbücher für Rechtschreibprüfungen, die
> Komposita verwenden (und dazu zählt hunspell, um das es hier geht),
> Listen von Ausnahmen, in diesem Dokument als Blacklist bezeichnet:
> 
>    http://www.j3e.de/ispell/igerman98/
>
Dessen bin ich mir bewusst und das ist auch die Herausforderung an eine 
Rechtschreibprüfung. Deswegen sind die eigentlich auch "so lausig".


> > Also, wenn meine Uhr zerknallt, dann ist das ein Uhrknall und kein
> > Urknall.
> 
> Naja. Erstens wäre m.E. die Frage, ob eine Uhr überhaupt zerknallen
> kann, denn Zerknall ist ein Fachbegriff für eine bestimmte Form einer
> Explosion und bedeutet nicht dasselbe wie zerbrechen, zerschellen,
> usw. Wenn also eine Uhr auf den Boden fällt und zerbricht, zerknallt
> sie nicht.
Das kommt jetzt auf den Kontext an.
Wer spricht? Ein 5jähriges Kind, das weiß, dass ein Luftballon mit einem 
Knall kaputt geht, könnte mit "zerknallen" das zerschellen (zerspringen, 
auseinander platzen, zerbrechen) einer Uhr nach einem Sturz lautmalerisch 
zum Ausdruck bringen.
Landsmaschaftlicher Ausdruck, aka Dialekt? Ich muss zugeben: keine Ahnung, 
aber wer weiß?

> Und selbst wenn zerknallen der richtige Begriff wäre, wäre
> immer noch die Frage, ob das dann ein Uhrknall wäre, denn wenn sie
> zerbricht, spricht man ja auch nicht von einem Uhrbrech oder Uhrbruch,
Warum nicht? Ich verweise nochmal auf das 5jährige Kind. Aber vielleicht 
ist es auch erst drei. Es weiß, es war eine Uhr, die jetzt zerbrochen ist. 
Die Trümmer sind nunmal "Uhrbruch", so wie es Schokoladenbruch beim 
Schokomarkt in Tübingen gibt, den es letzten Dezember dort geschenkt 
bekommen hat. 

snip
> > http://www.edinburghcastle.gov.uk/explore-the-
> > castle/highlights/castlehighlights.aspx?start=6
> > http://de.wikipedia.org/wiki/Noon_Gun
> > http://www.vancouverhistory.ca/archives_gun.htm
> 
> Also ein Knall von einer Uhr. Das Beispiel ist nicht schlecht. Aber
> würde man dann nicht eher von einem Uhrenknall sprechen?
Wahrscheinlich eher von einem Zeitsignal, denn das ist es ja eigentlich.

snip
> Der Duden nimmt - meines Wissens - auch regelmäßig neue Wörter auf,
> die sich neu in der Gesellschaft etabliert haben.
Ja tut er, aber soweit ich weiß nicht systematisch und schon gar nicht als 
Referenz für den deutschen Sprachraum, so wie es das OED tut. Wobei das OED 
nichts mir Rechtschreibung am Hut hat.

Ich möchte jetzt keine linguistische Diskussion vom Zaun brechen, sondern 
wollte nur darstellen, dass es nicht so einfach ist, wie man es sich 
manchmal (das gilt auch für mich) macht.

@Michael Stehmann
Das ist doch das Salz in der Suppe der Mailinglisten.
Urknall oder Uhrknall ist halt immer wieder die Frage.
Im Informatikeroriginal:  2b||!2b
:-)
-- 
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Müller
(Benutzer #439779 im Linux-Counter http://counter.li.org)
PS: Bitte senden Sie als Antwort auf meine E-Mails reine Text-Nachrichten!

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