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Re: Android kann doch nicht der Weisheit letzter Schluß sein?



Hallo Marco,

On 05.04.2013 18:15, Marco Maske wrote:
Hugo Wau schrieb:


Für Autos gibt es aber immer noch den Zwang zur Zulassung und ich halte
diesen Zwang für umso wichtiger, als Computer und Sensoren den
Führerschein und den Fahrer ersetzen und das Fahrzeug selbsttätig durch
den Verkehr lenken. (Lenkrad und Pedale braucht es im modernen Auto, wie
es jetzt zulassungsreif ist, eigentlich nicht mehr.)
Die Entwicklung geht zur Zeit auf proprietäre Systeme eines jeden
Auto-Konzerns zu (auch wenn darin ein Linux-Kernel werkelt), wobei
Google in seinen Testfahrzeugen von japanischen und deutschen
Herstellern, wie ich annehme, auf Android gesetzt hat.
...
...
Kann man ein "offenes System" in einer geschlossenen Hardware
(fahrerloses Auto) immer noch mit gutem Gewissen als offenes System
bezeichnen, auch wenn man als Verbraucher gar keinen Zugang dazu hat?

Erlaubt die GPL .v3 das überhaupt? Das werden die Juristen bestimmt länger
diskutieren.

Wer kann beweisen, dass in todbringenden amerikanischen Drohnen nicht
auch ein Linux-System werkelt und möchte das Offenlegen der Quelltexte
fordern?
Die GPL erfordert das Offenlegen der Quelltexte nur bei Weitergabe der
Software¹. Jeder Privatmensch, Behörde oder Firma darf GPL lizensierte
Software für den Eigengebrauch verändern und dann nutzen ohne die
Veränderungen veröffentlichen zu müssen. Viele Firmen tun dies intern.

¹Bzw. Hardware mit aufgespielter GPL Software. Z.B. AVM- u. D-Link-Router
haben hier gegen die GPL verstoßen!
http://gpl-violations.org

Bei Autos mit GPL Software müssen Quelltexte dann auch offengelegt werden. Die
US-Militärs bei Ihren eigengenutzten Drohnen leider nicht :-(
[...]

Ich denke, wenn Juristen GPL.v3 vs. Verkehrssicherheit diskutieren und in Betracht ziehen, dass es dabei um die Sicherheit von Menschenleben gehen kann, wird das Recht auf die Unversehrtheit des Menschen, gesichert durch das Vermeiden eines veröffentlichen Zugangs für jedermann - zu der Software, die in seinem Auto werkelt, zumindest in Deutschland, Vorrang haben.

Zu der Frage, ob dort ein Debian-basiertes System im Einsatz ist und zur Veröffentlichung der Quelltexte, falls das System Linux-basiert ist, kann man ganz einfach z.B. bei der FUB (fu-berlin.de) oder bei autonomous (http://autonomos.inf.fu-berlin.de) nachfragen. Software für spezifische Hardware großer Hersteller wird schon lange überwiegend in Hochschulen, im Zusammenhang mit Diplomarbeiten, Dissertationen, Habilitationsschriften geschrieben. Die gleiche Frage kann man an Google stellen, dessen autonome Fahrzeuge in Nevada, Florida, Kalifornien im Einsatz sind, zumal Android ein "quasi offenes" System ist. Vielleicht liefert auch DARPA.mil eine Antwort. Wie hätte der Iran so schnell behaupten können, den Code in einer Drohne geknackt (reverse-engineered) zu haben, wenn es nicht auf einem offenen und bekannten System basiert?

Die Frage, ob es ein Debian oder RPM basiertes System ist, hat EInfluß auf die, in den ersten Jahren sicher noch zahlreichen Softwareupdates, wenn die Hersteller dann nicht lieber gleich ganze Computermodule (Hardware) austauschen lassen, was unter Umständen schneller geht und deswegen billiger sein kann, als ein Update der Software.

Ich befürchte durch diese Entwicklung, dass sich Android-Versionen schleichend immer mehr vom zu veröffentlichenden System wegbewegen und dass die Automobilindustrie sehr dazu beitragen wird, dass offenen Systeme (aus angeblichen Sicherheitsgründen) langsam zu proprietären, geschlossenen Systemen werden und dass die Rechtsprechung dabei mitmacht.

MfG
Hugo


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