Re: HTML-Mails (Was: Es ist so ruhig hier...)
Am Montag, 27. Februar 2012 schrieb Bjoern Meier:
> Am 27. Februar 2012 22:27 schrieb Maxx <linux@houdek.de>:
> > Es ist nicht mehr nötig, nur reinen Text schreiben zu können?
>
> nochmal für mich, ich bin da langsam, wieso ist es nicht möglich zu
> verstehen das HTML reiner Text IST? EUER Client interpretiert es. Ihr
> könnt mit einer HTML-Mail machen was ihr wollt. aus <H1></H1> könnt
> ihr schlittschuhlaufende Hasen machen, völlig wurscht. Wenn EUER von
> EUCH ausgesuchte Client die Darstellung (sry, aber das mit der Größe
> erachte ich ebenfalls als Käse, da man dies ebenso filtern könnte).
Da muss ich also etwas wieder gerade biegen, was ansonsten einfach so
funktioniert hätte?
Das mit der Schriftgröße nervt mich bei Webseiten immer wieder. Ich hab
auf meinen Webseiten nie die Schriftgröße vorgegeben. Und deshalb passt
die Schriftgröße für mich auch, weil der Webbrowser anhand des DPI-Wertes,
den ich für das Full HD-Display meines ThinkPad T520 für X.org konfiguriert
hab, und meinen allgemeinen Schrift-Voreinstellungen passende Größen
wählt.
Andere Webdesigner meinen mir vorschreiben zu müssen, was ich denn bitte
schön für eine Schriftgröße zu verwenden habe. Ich haue bei einigen Seiten
regelmäßig mehrmals auf die Strg-+-Taste. Um das auszuhebeln, müsste ich
den Browser Stylesheets ignorieren lassen oder Ähnliches. Und dann hauts
in der Regel mit dem Layout nicht hin.
D.h. es gibt Webdesigner, die nutzen HTML nicht in der Weise, wie es
originalerweise mal intendiert war: Als Auszeichnungssprache für
verschiedene Arten / Sorten von Text. Aka, das ist eine Überschrift, das
ist ein Absatz, das ist eine Aufzählung, das ist ein Listing, das ist eine
Tabelle. Sowas fände ich auch in Mails sinnvoll, da Nurtext-Mails da an
ihre Grenzen stoßen. Z.B. wenn ich lieber nur 50 Zeichen pro Zeile lese,
weil mir sonst die Zeilen zu lang werden.
Stattdessen nutzen sie es, um fast von DTP-mäßige Layout-Ansprüche an ihre
Webseite um- und durchzusetzen. Oft gegen den Willen der Betrachter. So
gibt es Webseiten, die sich nicht dynamisch an die Größe des Browser-
Fenster anpassen, deren Layout kaputt geht, wenn ich die Seite vergrößere
und Webseiten, die einfach nur scheußlich aussehen usw. usf.
Ich weiß nicht, ob ich solchen Müll auch noch in meinem Mail-Client haben
möchte. In reinen Textmails blinkt zumindest kein Text, der Text ist
schwarz auf weiß oder wie ich es eben eingestellt hab, meinetwegen
dunkelgrün für zitierten Text usw., aber eben wie es in meinem Mail-Client
eingestellt ist und eben eben auch einfach ändern kann.
Für HTML müsste der Mailclient nun ein spezifisches Subset von HTML/CSS
entweder ignorieren oder sogar umschreiben, damit ich diese Funktionen
habe. Und dann wundert sich der Absender, warum ich seine Mail nicht so
sehe, wie er sie abgeschickt hat. Er sagt mir z.B. er habe Anmerkungen im
blauen Text hinterlegt. Ich weise meinen Mailclient an, meine
Lieblingsfarben zu verwenden. Und jetzt? Der für Mailtext sinnvolle Umfang
an Metadaten, Auszeichnungsinformen ist nicht standardisiert. Bei Nurtext-
Mails gibts das Problem nicht in dem Maß, einfach weil blauer Text von
vorneherein nicht auszeichbar ist.
> Schon witzig bei jeder Gelegenheit die Linux und OSS-Fahne schwenken -
> weil ist ja frei und so - sich aber die Freiheit nehmen und selbst zu
> machen. Och ne, nörgeln ist da viel einfacher.
>
> Wie gesagt: ich versteh es nicht.
Reiner Text besteht aus eben dem, was der Name sagt: Reiner Text.
Buchstaben, Worte, Sätze und Trennzeichen.
HTML enthält hingegen Metadaten zum Text.
<h1>, <em>, <p>, <font size / color …> oder das entsprechende CSS-
Äquivalent usw. ist keine Text-Information, kein eigentlicher Inhalt,
sondern eine Beschreibung des Inhalts.
Insofern ist für mich HTML schlicht und ergreifend mehr wie reiner Text.
Und ich finde nun nicht, was daran so schwer zu verstehen ist.
Und dafür was HTML-Anzeiger mit HTML-Tags machen sollen, machen W3C-
Standards meines Wissens schon gewisse Vorschriften oder zumindest
Empfehlungen. Klar, wie die ein Client umsetzt, ist natürlich trotzdem im
Ermessen desjenigen, der ihn implementiert. Wenn der Empfänger aber in
etwa das sehen soll, was der Absender auch sendet, gibt es da nur einen
begrenzten Spielraum.
Gerade, wenn eben Schriftgrößen, Farben, Layouts vorgegeben sind.
Bestimmte Metadaten finde ich für Mailtext sinnvoll, andere indes nicht,
wie ich hoffentlich in dieser Mail klarmachen konnte.
Daher bin ich nicht dafür, HTML pauschal in Mails anzuwenden. Außer in
Ausnahmefällen, wo dies derzeit - auch mangels Alternative wie einer
Auszeichnungsprache für Mailtexte mit auf diesen Anwendungsfall
reduzierten Umfang - Sinn macht oder machen kann.
Ja, ich bin nichtmal dafür, jede HTML oder CSS-Funktion in Webseiten
einzusetzen. Die Kunst ist gerade da, sich auf das Wesentliche zu
reduzieren. Und nein, meine veraltete Webseite sehe ich da nicht mehr als
Referenz. Mittlerweile würde ich CSS verwenden, aber nur eine Untermenge
von dessen Möglichkeiten. Ich käme weiterhin nicht im Traum auf den
Gedanken, die Schriftgröße vorzugeben. Denn ich finde, wer das macht, hat
HTML nicht verstanden. Und da gibts im Mail-Bereich, bei dem, was ich so
sehe, leider ziemlich viele.
--
Martin 'Helios' Steigerwald - http://www.Lichtvoll.de
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