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Re: [OT] Sprachentwicklung



Gebhard Dettmar <gebhard.dettmar@student.hu-berlin.de> wrote:

>> > Es gibt immer wieder Gegensätze zwischen
>> > denen gibt, die kreativ mit der Sprache umgehen und sorgsam wie den
>> > größten Schatz pflegen und Anderen. Dabei ziehen Schriftsteller und
>> > Dichter wie Karl Kraus in der Regel den Kürzeren.
>>
> Das hat in dieser Frage aber nichts zu sagen. Ob wissenschaftlich, 
> umgangssprchlich oder dichterisch - bei Wortübernahmen aus toten Sprachen 
> wird das Genus des Ursprungs immer beibehalten. Nehmen wir als Beispiel 
> die Summe von lat. summa, ae, f - kein Mensch käme im Traum auf die Idee, 
> hier das Genus zu ändern. 

Einspruch.  das Trottoir, das Portemonnaie (oder wie immer man das jetzt
schreibt), das Kommunique (?), und ich bin fast sicher, dass es bei
Fremd- und Lehnworten aus dem Französischen sogar Fälle gibt, wo
maskulin und feminin vertauscht sind.  Und bei Übernahmen aus dem
Englischen muss man ein grammatisches Geschlecht "erfinden".  Welches
Geschlecht hat denn "the firewall"?

Ach ja, die Nase, le nez, la nariz. 

> Das Wort selbst kann also 
> Erweiterungen/Umdeutungen, sei es auf dichterischen, wissenschaftlichen 
> oder umgangssprachlichen Wegen, das spielt hier keine Rolle, unterliegen, 
> doch das Genus wird immer Feminimum bleiben.

Auch das bezweifle ich.  Das korrekte Geschlecht für Filter ist Neutrum,
aber Maskulin wird immer häufiger verwendet.  Nach meinem Eindruck
beginnt sich da auch ein Bedeutungsunterschied herauszubilden:  In der
Umgangssprache Maskulin (der Kraftstofffilter, der Polfilter für die
Kamera, der Kaffeefilter), in einzelnen Fachsprachen (Chemie, Optik,
Elektrotechnik) Neutrum

> Also kann man bei Firewall streiten, ob Neutrum oder Maskulinum zu wählen 
> ist (Neutrum könnte man mit Kollektivum für HW und SW-Firewalls 
> rechtfertigen), bei einem Femininum muss man aber schon zu Umwegen wie 
> murus/moenia -> Mauer greifen - das ist aber eben der Punkt: moenia ist 
> wieder kollektiv, deshalb Neutrum Plural, wer Mauer als etwas konkretes 
> bezeichnen will, der hat einen Grund, hier das Genus zu missachten. Bei 
> Wall ist die Abstammung aber so direkt gegeben, dass man am Maskulinum 
> IMHO nicht vorbeikommt. 

Sprichst du denn "Faierwal"?  Ich spreche "Faierwål", und da ist gar
nichts "direkt gegeben", weil "the wall" kein grammatisches Geschlecht
hat. 

Gruß, Frank

-- 
Frank Küster
Single Molecule Spectroscopy, Protein Folding @ Inst. f. Biochemie, Univ. Zürich
Debian Developer (teTeX)



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