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Re: [fast OT] INet Kinderschutz unter Linux



On Friday 11 November 2005 20:37, Gerhard Wolfstieg wrote:
> On Fri, 11 Nov 2005 18:20:12 +0100
>
> Gebhard Dettmar <gebhard.dettmar@student.hu-berlin.de> wrote:
> > > >[...]
> >
> > V.a. @Sven (dessen Mail ich hier nicht habe, so dass ich im Archiv
> > gucken musste)
> > Na ja - jedem seine eigene Geschmacksverirrung, aber dem OP gehts um
>
> Hoppla! Das geht über Polemik hinaus. Geschmacksfrage ist die Art von
> Pornos, nicht ob oder ob nicht.
>
> > seine Kinder!!! Würdest du sagen, dass es dich nicht stört, wenn deine
> > 14-jährige Tochter Sachen sieht, deren Aufzählung ich mir hier erspare
>
> (Theoretisch kann es sein, daß ihr euch kennt und Thorsten wirklich eine
> 14-jährige Tochter hat, aber sonst:) wie würde es assoziativ aussehen,
> wenn Du "14-jähriger Sohn" geschrieben hättest?
>
Nein, wir kennen uns nicht. Aber ich habe Thorsten so verstanden, dass er 
"Erziehung zu selbständigem Denken" in dieser Angelegenheit für 
ausreichend hält und darüber hinaus an Pornos nichts schlimmes finden kann 
- dito Sven, der das aber ausdrücklich auf "legale" Inhalte eingeschränkt 
wissen wollte (was Thorsten sicher sofort unterschreiben würde). Was ich 
an "legalen" Inhalten bisher so gesehen habe (Illegales habe ich überhaupt 
noch nie gesehen), lässt mich aber bezweifeln, dass "Erziehung zu 
selbständigem Denken" hier ausreicht, bzw. ich glaube, dass die Gefahr, 
die auf Kinder, Jugendliche (auf männliche noch mehr als auf weibliche) 
und vermutlich auch Erwachsene von legalen Hardcore-Pornos ausgeht, mit 
der Fähigkeit zu selbständigem Denken wenig bis garnichts zu tun hat. 
Abgesehen davon muss sich jemand, der das mit einem solchen Hinweis für 
erledigt hält (also in dieser Frage nichts von Zensur wissen will) so eine 
Frage schon gefallen lassen.
> > [...]
>
> Wie schlimm Skaverei und Mißbrauch sind, darüber herrscht hier Konsens.

Das habe ich auch nicht angezweifelt. Wo das aber anfängt, s. unten, 
darüber herrscht hier noch lange kein Konsens.

> [...]
> *  Konsum von medialer Sexualitätsdarstellung, die die Fantasie
> kastriert, anstatt sie auf Touren zu bringen, was Pornografie im
> positiven Fall kann.

Das bezweifle ich zwar, aber das spielt jetzt keine Rolle. Zunächst sollte 
man sich einigen, worüber man redet. Ich verstehe unter "Porno" 
kommerziellen Hardcore-Porno mit jährlich was-weiß-ich wieviel Billionen 
Dollar Jahresumsatz - kurz, das, was man gar nicht gesehen haben muss, um 
sich eine Vorstellung davon zu machen, da es einem per Spam eh schon frei 
Haus geliefert wird - nämlich die Vorstellung, die mit Ausdrücken wie 
"fickgeile Schlampen, die alles schlucken" eigentlich hinreichend bedient 
ist. 
Ich habe es mir aber trotzdem schonmal angeguckt und was ich da gesehen 
habe - wohlgemerkt, "normaler" Hardcore, kein SM, nichts abseitiges, 
nichts illegales - das hat die Fantasie nicht nur nicht auf Touren 
gebracht, das wollte es auch gar nicht. Das diente ausschließlich der 
Degradierung von Frauen. Wer, um hier mal Tacheles zu reden, filmt, wie 
Männer auf Frauen abspritzen, um sie dann anschließend mit Teelöffeln mit 
dem Zeug zu füttern, der will sein Publikum nicht stimulieren, der hält 
sein Publikum für das, was sie wahrscheinlich auch sind, nämlich 
abgefuckte Wichser, die keine abgekriegt haben und deswegen jetzt auf dem 
Alles-Fotzen-außer-Mami Trip sind. Genau so schätzt so einer sein 
Publikum, seine "Zielgruppe" ein, mit der er sein dreckiges Geld machen 
will. Und auch macht - Billionen!!! Womit wir beim Punkt, nämlich bei der 
Schädigung für Erwachsene sind - jetzt kann sich jeder mal überlegen, für 
wen das degradierender ist - für die Frauen oder die Betrachter?
Für die Frauen ist es allerdings auch nicht ganz ohne: in der SZ war mal 
ein Artikel über Seminare "Wie werde ich ein Pornostar", gehalten von zu 
alt gewordenen Ex-Stars aus der Branche. Ein solcher Ex-Star meinte auf 
die Frage nach den Verdienstmöglichkeiten, sie habe schon ziemlich gut 
verdient. Für die jahrelange Therapie, die sie danach gebraucht habe, sei 
allerdings auch ein ziemlich hübsches Sümmchen drauf gegangen, und eine 
solche Therapie brauche jeder, der in dieser Branche wirklich Geld gemacht 
hat.

> *  zuviel Zeit den technischen Medien widmen; dies ist in diesem Zweig
> der Knackpunkt, auf den sich der Fokus richten sollte.
> *  Versuche einer Sexualerziehung über Verbote. Verbote bezüglich der
> Menge des medialen Konsum: ja, auf dem Gebiet der Sexualität: nein. Die
> Leitung und Führung darf hier nur in positiver Form stattfinden.
>
Hmm, schwierig, schwierig. Die Frage ist einfach, ob Kinder und 
Jugendliche so selbständig denken können, dass sie die Mechanismen, die da 
eine Rolle spielen, mit diesem Denken durchschauen können. Pornograpie und 
Sexualität haben, s. oben, nicht viel miteinander zu tun. Um das mit 
selbständigem Denken rauszukriegen, müsste Kinder ungefähr so drauf sein 
wie in "Dorf der Verdammten" Hieß der so? Von IIRC Ken Russel, mit 
hyperintelligenten, dafür aber von keiner Moral beleckten kleinen Monstren 
(Schrottfilm übrigens, mir fällt nur kein andres Beispiel ein)

> > Das erinnert irgendwie an den Friedmann-Fall - "was, das war alles
> > unfreiwillig? Wär ich nie drauf gekommen, wenn ich das geahnt hätte,
> > hätte ich niemals ..."
>
> Doppelmoral und Lüge sind ein ganz anderes Kaliber. Friedmann ist ein
> Brechreizauslöser, weil er zu allem noch dazu seinen Mitmenschen
> moralisch auf die Finger klopft.

Nicht nur deshalb. Das ist bei dem noch das I-Tüpfelchen, aber man wird 
von jedem Erwachsenen erwarten können, dass er irgendwie (die Glotze z.B. 
ist voll davon) mal mitgekriegt hat, wie es um die Freiwilligkeit dieser 
Dienstleistung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, wenn man so will, 
mit einem gewissen Restrisiko wohl in Wirklichkeit bestellt ist. Was für 
eine Moral haben Leute, die das ignorieren? Was für eine, die Filme 
gucken, deren Darsteller anschließend Therapien benötigen? Und was sagt 
man zu freien Mitarbeitern eines freien Betriebssystems, deren Nutzer in 
Mailinglisten Monopolisten auf diesem Gebiet vorzugsweise so referenzieren 
- M$ - die irgendeinen blöden Imageviewer in Anlehnung an die 
abgefuckteste, nebenbei: viren- und spamverseuchteste Branche benennen, 
die in den Wirtschaftskreisläufen dieser Welt überhaupt Geld verdient, und 
dazu mit einem Logo ausstattet, über das dann Diskussionen wie diese hier 
geführt werden:
http://lists.debian.org/debian-legal/2002/12/msg00112.html
Not being a lawyer, I wonder if that could get Debian in trouble?
Not being a philosopher - morally in any case.

>
>      Gerhard
Gruß Gebhard
p.s. Ich wollte niemanden beleidigen und wenn ich das getan habe, tut mir 
das leid. Ich wollte mal klarmachen, s. obige "Inhaltsangabe", wovon hier 
eigentlich die Rede ist und was das für Implikationen hat.
-- 
Today is the last day of your life so far.



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