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Re: Debian Social Contract/Release -> Krise?



Michael Hierweck wrote:
Hallo,

[...]
Woody wurde am 19. Juli 2002 veröffentlicht, also vor zwei Jahren. Bereits damals hatte man nicht aktuelle Software in der Distribution. (Dafür sehr stabile, was auch wichtig ist.) Nehmen wir an, dass diese im Regelfall wenigstens ein halbes Jahr vom Upstream-Release über die Paketierung und unstable bis letztlich zum Einzug in Woody benötigt hat.

Schenkt man der Aussage von Anthony Town glauben, und nach meinem Eindruck dauert bei Debian alles eher länger als kürzer, dann wird das neue Release erst 2005 erwartet. Die Software in Woody ist dann sage und schreibe mindestens 3,5 Jahre alt.

Bei dem hohen Entwicklungstempo von OpenSoruce-Komponenten ist das mehr als steinalt.

Das war sicher auch etwas provokativ von Anthony Towns formuliert. Steinalt sind jedoch einzelne Pakete jetzt schon und auch die Hauptkomponenten kommen langsam in ein kritisches Alter (z.B. 2.2.20 als Default-Kernel und KDE 2.2.2 von November 2001). Fast genauso wichtig ist jedoch, dass es absolut keine Planungssicherheit gibt. Einige Leute haben Ende 2003 / Anfang 2004 mit einem Release gerechnet. Jetzt ist es schon Mitte 2004 und es fällt immer noch schwer mit gutem Gewissen zu sagen, dass Sarge z.B. innerhalb von 2 Monaten stable wird. Das ist zwar schon Philosophie bei Debian, aber meines Erachtens nur begrenzt sinnvoll.

Auch für den Nutzerbereich ist das entscheidend. Es fällt immer schwerer Debian woody zu empfehlen und es kann ja auch keine Lösung sein, dass der Erstbenutzer mehr oder weniger gezwungen sind sich sofort mit Upgrade auf testing/unstable, Backports, Kernelupdates etc. auseinanderzusetzen. Wenn jemand von einer aktuellen Mainstream-Distribution auf Debian umsteigt, dann ist das mittlerweile eine Reise in die Vergangenheit. Genau an dieser Stelle wäre es günstig, wenn man dem Einsteiger wenigstens sagen könnte: In x Monaten gibt es eine neue Version von Debian. Das sind die Erfahrungen, die ich in letzter Zeit gemacht habe.

Langer Rede kurzer Sinn: wie löst ihr diese Probleme und wie seht ihr die Zukunft von Debian?

Debian hat nach wie vor Vorteil beim Paketmanagement, Stabilität und Sicherheit, allerdings wirken die Strukturen sehr festgefahren. Ich lese in dieser und anderen Listen mit und kann aus meiner (eingeschränkten) Sicht nicht behaupten, dass da effizient gearbeitet wird.

Threads wie diesen hat es auch in den letzten Monaten immer wieder gegeben, aber so langsam scheint sich das Gleichgewicht zu Ungunsten von Debian zu verschieben (Ich habe erstmal viele Meinungen abgewartet.). Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler die richtigen Schlüsse daraus ziehen und das die Nutzer wieder die Priorität bekommen, die ihnen im Social Contract zugesprochen wird.

Jens Lehmann



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