Re: Fontprobleme X
thomas gies <thomas.gies@gmx.de> schrieb:
>> [...]muß man in /etc/X11/XftConfig auch noch den Fontpath
>> ergänzen:
>>
>> dir "/var/lib/defoma/x-ttcidfont-conf.d/dirs/TrueType"
>
> Genau da fehlt mir das verständnis. Wenn doch der X-Server bzw.
> XFontserver schon den Pfad kenn, um an die Schriften zu kommen, warum
> steht das dann hier nochmal?
> Wäre es nicht ausreichend für alle Anwendungen, die XFT über den
> X-Server verweden, die Pfade nur in der XftConfig zu setzten. Was wäre
> aber dann, wenn wirklich einen Fontserver im Netz habe?
Für alles, was sich Fonts über Xft holt, gilt XftConfig. Würdest Du
aber nur da konfigurieren, hättest Du nur die skalierbaren Fonts im
Zugriff, also Type1 und Truetype. Einen Fontserver kannst Du da auch
nicht eintragen, also wäre das eine ziemliche Einschränkung.
Xft ist auch nur eine X Extension und damit völlig optional - eine
Anwendung kann und darf sich nicht darauf verlassen, daß xft vorhanden
ist. Es taugt also nicht, den traditionellen Fontzugriff und damit
auch die normale Fontkonfiguration zu ersetzen. Es kann nur ergänzen.
Zudem ist Xft nicht wirklich Netzwerktranzparent. Es kann zwar Glyphen
durchs X Protokoll durchtunneln, aber das ist nur ein ziemlicher Hack
und nicht besonders performant. Für Remotebetrieb empfiehlt es sich
eher nicht. Sieh es als nette aber eingeschränkte Zugabe, die man halt
auch zusätzlich konfiguriert. Daher auch ein gewisses Maß an Redundanz.
>> Mozilla kann auf verschiedene Arten mit Fonts umgehen. Zum einen kann es
>> direkt per libfreetype sich vollkommen selbständig um alle Fonts kümmern,
>> falls man das in /etc/mozilla/prefs.js entsprechend freischaltet, wobei
>> man dann dort auch alle neuen Fontpfade konfigurieren muß oder es benutzt
>> den traditionellen Weg und befragt X. Wenn man mozilla-xft installiert,
>> wird als dritte Möglichkeit Xft benutzt.
>
> Das hört sich so an, als ob man bei Weg 1 alles in der Anwendung
> einstellen muss. Weg 2 geht wie gewohnt über X-Server bzw. Fontserver.
> Weg 3 ist Xft. Wobei bei 1 die Fontpfade bei der Anwendung bekannt
> sein müssen, bei 2 dem X-Server bzw. Fontserver und bei 3. der
> XftConfig. Nur, damit ich da sicher bin...
Ja. Wobei bei 3 auch 2 gilt, Xft ist nicht Standalone und nur eine
optionale X Extension, wie oben gesagt. XftConfig kommt immer optional
zusätzlich zur normalen Fontkonfiguration, die einfach die Grundlage
bildet.
>> Oder eine Anwendung verwendet Xft (das ist eine relativ neue X
>> Extension) und damit funktioniert dann z.B. auch Antialiasing. Wenn
>> Du so willst, implementiert das vereinfacht ausgedrückt ein neueres
>> Protokoll um Schriftglyphen zu transportieren.
>
> Und warum braucht X dann die Fontinfos nochmal gesondert? Oder ist
> das nur aus Kompatibelitätsgründen und der Weg über die XftConfig wird
> in Zukunft standard?
Man könnte das sicher auch so programmieren, daß sich Xft die
Informationen aus der normalen Konfiguration sucht, aber das gäbe sicher
auch Probleme mit der Kompatibilität und würde etwas komplexer.
Die ganze Xft Konfiguration in dr XF86Config wäre wohl vermutlich keine
gute Idee. Nur XftCongig verwenden, wäre nicht rückwärtskompatibel und
würde den praktischen Bedarf auch nicht abdecken.
IMHO ist es schon ganz richtig, daß eine lediglich optionale X
Erweiterung nur in ihrem eigenen Konfigfile konfiguriert wird.
> Aber im Prinzip hab ich es schon soweit verstanden, um damit durch zu
> kommen. Danke für die ausführliche Hilfe. Mit AA werde ich mich nicht
> herumschlagen, solange da noch nicht alles wasserfest ist. Wenn eine
> Anwendung es nutzt und solange es Vernünftig aussieht hab ich nix
> dagegen aber Wert leg ich eigentlich nicht drauf.
So super viel Aufwand ist das ja nun auch nicht, daß brauchbar zu
konfigurieren. Man muß halt nur wissen, daß man es und wo man es
konfigurieren muß. Daß man überhaupt für die Fontkonfiguration an
mehreren Ecken schrauben muß, ist unglücklich, aber zu einem Gutteil
historisch bedingt und trägt auf der anderen Seite auch zum Erhalt der
ernormen Flexibiltät bei. Windows hats da einfacher, aber das bietet
auch nicht die Leistungsfähigkeit von X und ist vergleichsweise
primitiv. Xft ist auch der erste Schritt, eine einheitliche Grundlage
für Antialiasingfähigkeiten zu legen, ohne bewährtes über Bord werfen
und Kompatibilität opfern zu müssen. Kontinuität war bei Unixoiden
gottseidank schon immer etwas wichtiger als Komfort.
Gruß,
Marcus
--
...and that is how we know the Earth to be banana-shaped.
eMail: m@followup-to.de
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