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Re: Mailing-Liste ueber Debian



Martin Klaiber schrieb:
> Ist ja ok, wenn das hier primär eine Einsteigerliste sein soll.
> Wusste ich nicht.

Nein, es ist eine Benutzer-Liste (daher auch der Name). Die Aufteilung 
nach Benutzern (-user, -devel, -isp) ist _ein_ Unterteilungsschema der 
Debian-Listen. Es gibt weitere Aufteilungen nach Ankündigungen 
(-announce, -news), Computerthemen (-firewall, -ipv6, -kde) und 
Projektthemen (-project, -legal, -mentors) und einige Sprachen. 

Sicher könnte man bei Bedarf die deutschsprachige Benutzerliste in 
spezifischere Listen splitten. Es gibt aber schon seit Mitte der 90er 
Jahre die übertragbaren Erfahrungen aus dem Usenet, dass zu viele 
Unterteilungen im Endergebnis eher negativ ausfallen. Dort haben sich 
aus diesem Grund sehr strenge Regelwerke und Anforderungen an neue 
Gruppen und Aufteilungen entwickelt.

Salopp gesagt, also lieber eine Liste mit mehr oder viel Traffic, wie 
zu weitgehend unterteilte Listen, wo nur noch Spammern die Entscheidung 
für die richtige Liste leicht fällt. 

Dass es im Moment eine Einsteigerliste ist, sehe ich nicht als grund-
sätzliche Festlegung, sondern gibt die aktuelle Lage wieder. Da gibt es 
sowohl saisonale, wie modische Einflüsse: Woody ist raus, es gibt eine 
erste Umsteigerwelle von SuSE, usw. Die Liste spiegelt das wieder. In 
1-2 Jahren mag es andere Faktoren geben. Auf lange Sicht werden sich 
Über den Traffic sicher die Um- und Einsteiger durchsetzen. Insofern 
wäre es dann das simpelste diese in einer eigenen Liste abzuspalten. 
Wenn ich Deiner Argumentation folge, bliebe bei so einem Schritt in der 
jetzt existierenden Liste aber kaum etwas übrig.

> Werd mal nicht frech. Jeder leistet seinen Beitrag für die
> Verbreitung freier Software entsprechend seiner Interessen und
> Fähigkeiten. Du beantwortest Fragen auf Mailinglisten, ich schreibe
> Software. Würdest Du Dich als Schmarotzer bezeichnen lassen, weil Du
> Software benutzt, die Du nicht selbst geschrieben hast?

Die rhetorische Retour-Kutsche ist eine der besten, die mir hier 
bislang entgegen kam. ;-> Inhaltlich kann ich aber nicht zustimmen.

Das Bild stimmt nicht. Wenn 10 Leute gemeinsam ein eigenes Auto bauen, 
auch weil es der Einzelne alleine nicht schaffen würde, und am Ende nur 
einer damit fährt, dann könnte man diesen als Schmarotzer bezeichnen. 
In der Welt des Open Source und des digitalen (sprich verlustfreihen) 
Kopierens bekommt in obigem Beispiel am Ende der gemeinsamen Arbeit 
aber jeder Beteiligte sein "eigenes" Auto - ein völlig neues Prinzip.

Das ist der zentrale Witz und Paradigmenwechsel, der von der heutigen 
Gesellschaft weitgehend noch nicht begriffen ist und man höchstens über 
die Symptome der Konflikte mit den alten Denkmustern debattiert.

Anders formuliert ich benutze _meinen_ Linux-Kernel und _mein_ Debian. 
Wer als Tribut an klassische Denkmuster noch etwas "dafür" getan habe 
möchte, braucht die Messlatte dafür nicht sehr hoch anzulegen. Aufgrund 
des Prinzips "jeder bekommt quasi kostenfrei eine volle Kopie des 
ganzen Ergebnisses" genügt es, Beliebiges dazu beizutragen. Schon das 
Melden eines Bugs ist ein relevanter Beitrag.

Dass man es auch ohne äquivalenten Beitrag nutzen kann, ist entgegen 
vielleicht erster Vermutungen keine neue Idee, sondern eines der weit 
verbreitesten, klassischen Wirtschaft- und Gesellschaftprinzipien. 

Diese beruhen quasi alle darauf, dass etwas nicht _alle_ und nicht alle 
_gleich_ machen, sondern durch Differenzen ein "Fluss" bzw. eine 
Umverteilung, im positiven wie im negativen, entsteht. Hier etwas zu 
ändern erfordert neue Geld- und Wertesystemen, letztendlich also neue 
Gesellschaftssysteme und die sind für mich nicht im Ansatz in Sicht.

> > Wenn Du etwas an der Liste ändern möchtest, dann kannst Du das.
> Ich will nicht moderieren und ich will auch niemandem meinen Stempel

Dann ordne es anders ein. Die weit verbreitete, aber zu banale Methode, 
etwas anzuprangern und Neuregelung zu verlangen ist meines Erachtens 
nicht die effektivste. Wenn's dumm läuft, endet es in einem Gemetzel 
der Kategorie "Ihr seid alle doof und ich bin euer Chef".

Die indirekte Methode ist anstrengender in der Umsetzung, weniger 
auffällig und spektakulär, aber immer wirksam - selbst unbeabsichtig. 
Ich war ein wenig plakativ, um diese Prozesse bewusst zu machen. Aber 
auch Du hast bereits eine indirekte Wirkleistung vollbracht. Hier z.B. 
eine produktive Meta-Diskussion zu initieren und etwas zu "führen". 

Meta-Diskussionen sind in einer gewissen Frequenz unverzichtbar und ich 
fand es gut, die allgemeine Meinung kennen zu lernen. Die Diskussion 
wird in dieser Hinsicht selbst auf die ursprüngliche Fragestellung 
wirken. Einige werden durch die allgemein geäusserte Toleranz ermuntert 
sein, für ihr Anliegen die Liste zu nutzen, andere werden vielleicht, 
durch die Diskussion überhaupt erst sensibilisiert, beim Posten die 
eigene Thematik nochmal zu überprüfen.

Also kein Grund frustiert zu sein oder etwas als gescheitert zu sehen.

-- 
rainer@ellinger.de



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