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Re: Udos Netikette Neurose...



Hallo, Rainer! 

<Freitag, der 07. Juni 2002>

|> > ändere das. (http://www.debian-etikette.de.vu/). Danke dir!
|> 
|> Diese Signatur ist völlig unproblematisch.

Nein, ist sie nicht! Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, für jeden
einzelnen im Netz eine eigene procmailregel zu erstellen, nur weil der
geringste gemeinsame Nenner (eine korrekt abgetrennte Sig) nicht
eingehalten werden kann.

|> Die meisten Firmen haben Signaturen, die nicht Usenet konform sind. 

Stimmt allerdings. - Und für die meisten Firmen ein recht prächtiges
Aushängeschild.

|> Hier ist nicht Usenet! Dies ist eine Debian-Mailingliste, für die 
|> alleine gilt: "Verhaltet Euch wie Erwachsene" und "Kommerzielle Werbung 
|> nach Genehmigung (und Zahlung)".

Jo. Und es gilt:
"Ich lese von oben nach unten. Und ich lese von links nach rechts."
Ob Du das anders hälst, oder nicht, interessiert mich persönlich
eigentlich herzlich wenig. - Ich habe zumindest keine Lust, eine Mail im
Vorfeld erst zu entziffern, bevor ich lesen kann, was da steht.

|> Letzteres scheint sowieso Deine Hauptmotivation zu sein. Ob 72-Zeichen  

Das ist aus der Luft gegriffen und am Thema vorbei.

|> Breite, falsche Fragestellung oder ungeschicktes Quoting, kaum hat 
|> jemand diese Liste in der Hoffnung auf Hilfe angesteuert, besteht eine 
|> gute Chance von Udo angesprungen zu werden und wegen Belanglosigkeiten 
|> zuerst mal eine über die Rübe zu bekommen. Ich kann Dich nur ernsthaft 
|> auffordern, Dich mit dem dahinter stehenden psychologischen Problem 
|> abseits des Terminals zu beschäftigen. Diese Mailingliste kann 
|> dabei nicht helfen.

Irgendwie hat mich beim lesen dieser Mail der Eindruck beschlichen, daß
nicht Udo ein Problem hat...Es kann doch erwartet werden, daß sich
mündige Menschen erst einen Überblick über örtliche Gepflogenheiten
verschaffen? Und wenn nicht, daß man sie zumindest auf deren Existenz
hinweist?
Abgesehen davon, daß Du dieses Flame sehr wohl per PM hättest "erledigen"
können, stimmt auch der erste Teil Deines Absatzes nicht.
Ich habe nunmal zu 98% nur Console. - Und selbst wenn ich 98% meiner Zeit
vor X säße, wollte ich noch immer Mails lesbar sehen.
Ob mein MUA die Zeilen für mich umbricht, oder nicht: es erleichtert
einem deutlich Bezüge zu nehmen und an bestimmten Stellen (Absätzen,
z.B.) (un)passendes zu schreiben, wenn der Text einheitlich(er) ist.
Printmedien kommen ja auch nicht bunt gewürfelt auf den Markt. Aus gutem
Grund:
Bereits im Kleinkindalter wird uns beigebracht auf bestimmten Textfluß zu
reagieren und zu achten. Andernfalls fielen Schlagworte und -zeilen ja
niemandem mehr auf.

Im übrigen strafst Du Dich selbst Lügen: 
Du produzierst Text, der sinnvoll abgetrennt ist und es einem
erleichtert, auf Teile davon zu Quoten. ;)

|> Dazu nur ein paar Beispiele, die ich ausschliesslich in Bezug auf diese 
|> Liste kommentiere - nicht bezüglich Usenet.
|> 
|> 72-Zeichen-Regel:
|> 
|> Ich gehe davon aus, dass Du zu der Zeit, als wir Sie erfunden haben, 

Verzeih: Ich bin doch zu neugierig, um _nicht_ zu fragen..:
Wer ist "wir"?
Impliziert die Frage, wer denn Du genau bist?

|> noch mit Playmobil gespielt hast. Sonst wäre Dir klar, woher Sie kommt. 
|> Fast jeder hatte nur einen Textmonitor mit 80x25 Zeichen. Alles andere 
|> war garantiert kein Standard. Insofern war es naheliegend, sich an der 
|> Masse zu orientieren.

Jo. Und noch heute arbeite ich zu 98% auf der Con...Ah, das sagte ich
bereits.

|> Die zeitgemässe Netikette würde also aufführen, wenn jemand über 72 
|> Zeichen meckert: "Besorge Dir einen anständigen Computer, einen 
|> besseren Mailer, lerne konfigurieren!"

Kompletter Unsinn!
Was bitte hat eine grafische Oberfläche mit leistungsfähigen Computern zu
tun? Seit wann macht man anhand derer fest, ob ein Computer taugt, oder
nicht?
Ich habe auf diversen Mainframes bisher noch immer in erster Linie
Konsole gesehen. Und ich kann nicht behaupten, diese Computer seien
"unanständig".
Der Mailer ist auch nicht das Problem; _der_ kann nix für seinen
Bediener.
Letzterer Einwand, der der Konfiguration, ist ein Bummerang. Lernte DAU
seinen Computer,MUA,MTA,<wasimmer> zu konfigurieren, gäbe es kein TOFU.
Denn auch Outlook läßt sich sehr wohl anpassen.
Mir ist auch kein Webmailer untergekommen, der _nur_ HTML-Mails versenden
kann. 

|> Traffic-motivierte Regeln:
|> 
|> Eine grosse Zahl der Regeln historischer Netiketten kann man unter 
|> einem Grundgedanken zusammenfassen: die Menge der Übertragenen Daten so 
|> kompakt wie möglich zu halten. Man muss es einmal ganz klar sagen: 
|> diese Motivation gehört in die Mottenkiste der Geschichte. Wäre Traffic 
|> ein ernsthaftes Problem, würde man zuerst einmal konsequent 
|> Komprimierung verwenden. Das würde das Volumen auf ein 1/5 reduzieren. 

...wäre Traffic heute kein Problem, würden uns allen 14.4er Modems
reichen...

|> Vor zehn Jahren haben wir das auch durchgehend gemacht und trotzdem 
|> wurde man für die Übertragung selbst im Ortsbereich schnell 500DM, im 
|> Fernbereich nicht selten vierstellige Beträge im Monat los - auch das 
|> hat sich fundamental geändert.

Falsch.
Auch ich habe vor 10 Jahren im Internet "gespielt". - Zu Heute hat sich
nicht viel geändert. Leitungen per ISDN und ohne Flat gehen noch immer
ins Geld.

|> Kaum jemand überträgt heute Mails oder News mehr per uucp oder 
|> komprimiert. Analog kann man auch diese ganzen Netikette-Regeln sowohl 
|> temporal, wie auch IT-perspektivisch dem vorherigen Jahrhundert 
|> zuordnen.

Das mag für viele stimmen, aber eben nicht für jeden. - Ich wäre mit
"kaum jemand" vorsichtiger umgegangen.

|> Es scheint mir eine der Folgen des in der Branche grassierenden 2-3 
|> Jahre Berufserfahrung-Wahns zu sein. Leute mit 20-30 Jahren 
|> IT-Erfahrung wissen, dass sich alle paar Jahre die Vorzeichen um 180 
|> Grad drehen können. Die ganzen Youngsters haben das noch nie erlebt. 

Stimmt wohl. Hat aber nicht im geringsten mit Traffic zu tun.

|> Quoting-Regeln:
|> 
|> Eine weitere Gruppe von Regeln steht in der Tradition von "Emily 
|> Postnews". Im Grunde eigentlich nur eine Liste mit ironisch 
|> formulierten Tipps, also das erste HowTo dazu, wie sich dieses Medium 
|> effektiv nutzen lässt. Diese Tipps sind hilfreich für Leute, die nicht 
|> wissen warum sie immer schlechte Antworten bekommen oder öfter 
|> angemacht werden.

Jo. Toll.
Also im Grunde genau das, was Udo getan hat?!
Mit dem feinen Unterschied, daß er sich trotz allem die Mühe machte, die
Frage des jweiligen bestmöglich zu beantworten.

Im übrigen leidet die von Dir beschriebene Effektivität deutlich bei
wilden Quotings und TOFU.
Nachvollziehbar.

|> Mehr ist es nie gewesen. Ein Fragment dieses Gedankens wird meistens 
|> immer noch per paste&copy völlig ahnunglos von denen in die Präambel 
|> ihrer Regelwerke übernommen, die solche Regeln gerne als Gesetze und 
|> sich selbst als den dazu gehörigen Sheriff sehen wollen.

Mag sein. Ist aber verallgemeinert und hat mit der Sache nicht das
geringste zu tun.

|> Darüber hinaus liebe ich grottenschlechtes Quoting und kaputte Rhetorik.

Nun, ich kann mich glücklicherweise noch immer an anderen Dingen des
Lebens freuen. - Ich für meinen Teil kann also gern darauf verzichten.

|> Wenn also beispielsweise ein Benutzer das Volumen einer Signatur 
|> mokiert, statt in persönlicher Mail, dieses in über 1200-facher Kopie 
|> geschehen muss und dabei auch noch das Corpus Delicti in voller Pracht 
|> nochmals kopiert und somit gegen einen ganzen Sack der eigenen Regeln 
|> verstossen wird, dann finde ich das gut. Einfacher und schneller kann 
|> man seinen Gegenüber nicht in die passende Schublade einordnen.

Bitte entschuldige, wenn ich mich wiederhole:
Du hast Dein Flame¹ doch hierhin gepostet. Damit hast Du eine 1200-fache
Kopie erstellt, nur um Deinem Ärger Luft zu machen.
Wer wirft hier eigentlich wen in welche Schublade?

¹ Ein Flame ist es offenbar; Ich konnte bisher lediglich Allgmeines
lesen. Keine Hinweise oder Verbesserungsvorschläge.

|> Quoting und Rhetorik geben mir einen direkten Zugriff auf Intellekt und 
|> Gehirn des Schreibenden. Da helfen keine Masken. Das ist weitaus 

Mit solchen Äußerungen wäre ich sehr vorsichtig. ;)
(vgl. http://www.internet4jurists.at/intern36a.htm ff)

|> effektiver, als die Äusserlichkeiten und visuellen Prüfungen, auf die 
|> wir alltäglich im realen Leben so grossen Wert legen. Damit, welche 
|> Regeln Schreibende hierbei verwenden, definieren sich diese Leute 
|> selbst. Es ist völlig widersinnig, die Leute in ein formales Korsett 

Letztendlich aber nicht helfend, unleserliche Mails lesbarer zu
machen.
Und das Äußerlichkeiten und visuelle Prüfungen in unserer Gesellschaft an
der Tagesordnung sind (eine der Grundprinzipien; mit vielen
wissenschaftlichen Beiträgen untermauert; vgl. u.a.:
http://www.google.de/search?q=aussehen+und+job&hl=de&meta=; gleich die
ersten Links) ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen.

|> zwängen zu wollen. Was nicht ausschliesst durch Tipps mal dem einen 
|> oder anderen die Augen für die Zusammenhänge zu öffnen, warum es 
|> beispielsweise keine Antwort, o.ä. geben kann. 

Ich erkenne den ersten Gedanken. - Den, wo Leute wie ich dachten, das
Internet sei eine Revolution und unterliegt einer Selbstregulierung.
Toll. Aber seit langen nicht mehr aktuell.
(http://www.google.de/search?hl=de&q=internet+regulierung&meta=)

|> Ich trete also deutlich dafür ein, das jeder so schreiben und Quoten 
|> soll, wie er will. Alleine daran mache ich für mich schon fest, ob und 
|> welche Antwort ich geben möchte oder nicht. 

Das scheint ein allgemein deutsches Problem zu sein. Es ist überall zu
beobachten:
Politiker schieben Jahre und Jahrzehnte etwas vor sich her. Und wenn es
dann beschlossene Sache ist, kommen die Gegner und quäken, was eigentlich
anders gemacht werden sollte und daß die Angelegenheit eh völlig falsch
behandelt wurde.
Aber solange die Diskussion im Gange war, hat niemand von denen etwas
dazu gesagt.

Ich finde, wir können das (noch) unterbinden. Und ich finde, wir sollten
es auch tun. Das ist mit Sicherheit kein
Ich-rette-die-Welt-und-mache-sie-besser Vorschlag. Es erleichtet vieles.
Sonst nichts.

|> Fazit:
|> 
|> Sollte, nach dem Release von Woody, Debian eine breitere Aufmerksamkeit 
|> gewinnen können gehe ich davon aus, dass es hier spürbar turbulenter 

Turbulenz bedeutet aber nicht Chaos. Und impliziert dieses auch in
keinster Weise.

-- 
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