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Re: [Debian]: Debian vs. FSF-Philosophie



In article <[🔎] 199810060502.HAA28200@htw-dresden.de>, Konrad Rosenbaum
<htw6966@htw-dresden.de> wrote:

>waehrend einer Mail-diskussion mit Richard Stallman (es ging eigentlich um
>ein anderes Projekt) kam die Sprache mal auf die deutsche Ausgabe von
>Debian (ueber LOB bezogen), was RMS nicht gefaellt: Debian enthaelt
>standardmaessig eine non-free CD - warum ist die eigentlich im normalen
>Debian-Paket enthalten? Waere es nicht etwas logischer die non-free CD als

Waaaah. RMS hat an der Stelle ein massives Verständnisproblem: Debian
enthält _nicht_ non-free. non-free sind einfach nur Pakete, die die
_Infrastruktur_ von debian mitbenutzen - also im .deb-Format vorliegen und
auf den entsprechenden Servern gespeichert sind, die Packagelistenstruktur
verwenden und über die normalen Tools installiert werden. Außerdem dürfen
die Maintainer dieser Pakete auch das Bugtracking-System benutzen.
Trotzdem ist non-free aber kein Teil der Distribution - diese besteht nur
aus main, sowohl contrib (Pakete, die sich auf andere Pakete aus non-free
beziehen, oder auch auf kommerzielle Pakete - z.B. Installer) als auch
non-free sind nur einfach eine Userunterstützung. Damit User es einfacher
haben, gewünschte Pakete zu installieren. Auch wenn diese nicht mit
Debians Philosophie von freier Software übereinstimmen.

Debians Grundsatz für Software die nach main wandern sind übrigens in den
Debian Free Software Guidelines auf dem Webserver von Debian abgelegt.
Debian (=main) _ist_ eine Distribution, die nur aus freier Software
besteht.

Übrigens zwingt niemand dich, die non-free oder contrib Pakete auch zu
benutzen. Manche Leute brauchen einige daraus aber - und nicht jede
Software unter non-free ist wirklich unfrei - einige sind einfach nur
durch Patente in bestimmten Ländern beschränkt, oder z.B. auf bestimmte
Verwendungen eingeschränkt (häufig non-commercial). Das bedeutet nicht,
daß sie wirklich "schlecht" ist - einfach nur anders lizensiert. Nicht für
alle Pakete daraus gibt es immer eine Alternative. 

Ein gutes Beispiel sind zip und unzip, die in der crypt-variante in
non-free landen, weil die Verwendung von Kryptographie in der Form wie sie
in zip/unzip drin sind, gegen US-Exportverbote verstoßen. Ansonsten sind
diese Programme allerdings Public Domain - also _komplett_ frei, ohne
Einschränkungen. Das Problem ist hier absolut nicht ein Verstoß gegen die
Ideen der freien Software, sondern einfach nur die typische Dummheit von
Politikern.

RMS sieht nur "non-free" und klappt die Scheuklappen runter. RMS ist nicht
immer der leichteste Diskussionspartner - man muß _immer_ berücksichtigen,
daß er bei Softwarethemen _grundsätzlich_ im GNU-Mindset steht und
_grundsätzlich_ nicht bereit ist, diesen zu verlassen oder zu erweitern.
Man muß also grundsätzlich seine besonderen Definitionen von "free" und
"free Software" berücksichtigen - dann wird die Diskussion mit ihm
einfacher und produktiver. Ansonsten hört man von ihm einfach nur Politics
:-)

Ich mag ihn trotzdem - er ist ein Freak, aber oft ein ausgesprochen
sympathischer Freak. Auch wenn seine Ideen manchmal etwas sehr absurd
anmuten können - in der Regel haben sie funktioniert. Außerdem mag ich
seine Idee vom Softwarekommunismus. Naja, bin wohl auch so ein
übergebliebener Linker ...

bye, Georg

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