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Re: [Debian]: Linx Wunschzettel. (war: Re: Kernel "backen", Linux im Betrieb?)



Hallo zusammen!

Ich lasse die Quote mal am Ende stehen, dann mueszt Ihr nicht gerade so
blaettern, bis es interessant wird.

Allerdings spricht Andreas Hengstberger einige Themen an, die bei Linux
langsam ueberfaellig werden.

Aktuell schlag' ich mich parallel zu der S.u.S.E. 4.3 auf einer neueren
Maschine mit NT4.0 herum, weil die Buchhaltungssoftware nicht unter
Linux laeuft. Da macht die Buchhaltungssoftware Zicken. Will nur mit
root-Rechten laufen. Ansonsten ist NT recht robust, Win 95 habe ich nur
durch Durchprobieren der Desktop-Einstellungen muehelos zerschossen.

Aber unter Linux gibt es auch die eine oder andere Ungereimtheit, die
gepflegten Aerger bereiten kann.

Linux soll beileibe nicht Just Another Windoze werden, aber in Sachen
Dokumentation ist einiges verbesserungswuerdig.

Die Windoofs-Hilfe ist zu simpel, immerhin hat sie sich in einigen
Bereichen soweit gemausert, dasz sie hier und da ein Knoepfchen in den
Text streut, das das passende Programm anwirft.

Unter Linux wird man mit technischer Information erschlagen und es
dauert oft reichlich lange, bis man das notwendige herausgeklaubt hat.

Dabei ist mir schon mehrfach aufgefallen, dasz Software und
Dokumentation nicht immer miteinander uebereinstimmen. Auf meiner
S.u.S.E. 4.3 ist in pppd.8 ipx-protocol zwar schoen beschrieben, der
pppd sagt aber "Kenn' ich nit!"

Was die Nuetzlichkeit der ueblichen Standardantwort "RTFM!" kraeftig
einschraenkt.

"YMMV" ist auch nur bedingt hilfreich. Eigentlich ein Eingestaendnis der
Hilflosigkeit.

Immerhin findet man bei S.u.S.E. jede Menge Einwaehlskripte, notfalls
auch mit Windoze zu saugen. Im Gegensatz zu dip -v tappt man bei pppd
und chat kraeftig im Dunkeln, -v und -V lassen einen keinesfalls beim
Verbindungsaufbau zusehen und in /etc/ppp/connect-errors findet sich
auch nicht allzuviel.

Aber allgemein bedarf es eines Navigators, der einen zuegig zur
relevanten Information durchbugsiert. Der Experte von Lotus WordPro ist
brauchbar.

Des weiteren ist die Doku nach Schnellstart/das Noetigste, Feintuning
und Absolut Abgewixt aufzugliedern. Zweckmaeszigerweise von einer
texinfo-Quelle, aus der dann die info-, html- und man-Quellen erzeugt
werden.

Bei mir stapeln sich Buecher fuer ueber 1000,- Mark, die erklaeren zwar
ganz nett das Gesamtkonzept, aber fuer ein konkretes Problem sind sie zu
allgemein. Und ich koennte bestimmt noch einen weiteren Tausender
hinlegen und haette nur einen Bruchteil des UN*X Universums angekratzt.
Die Konkurrenz heiszt Windows, die Maszstaebe fuer den Aufwand bis zur
Produktionsreife werden dort gesetzt.

Ist ja schoen, dasz wir fuer jedes Problem die beruechtigte bazillion
Programme haben.

Debian bietet schon eine gewisse Verwaltung des Chaos an.

Hauptsaechlich handelt es sich um news und email.

Eine gemeinsame Datenbasis fuer dieses Tohuwabohu waere dringend noetig,
so dasz die diversen Programme lediglich als Benutzerinterface dienen,
die Listen der active files, abonnierten newsgroups und gelesenen
Artikel laufen synchron, egal, mit welchem Programm man gerade dran ist.

Knackt mal die Login-Prozedur von news.supernews.com. Mit Netscape kommt
man rein, knews kann die active file nicht lesen. E-mails an beide
blieben unbeantwortet. Supernews hat auch die banned newsgroups, an die
viele ISPs einen nicht ranlassen. Vor allem koennte ein news daemon sich
dort die header holen, filtern und nur das holen, was den filter
ueberlebt, z.B. "asa|ASA" in der alt.sex.asphyx als relevant zu
betrachten und "bag" als interessant nach vorne zu sortieren. DejaNews
archiviert keine Bildchen. Fuer Windoofs gibts da Saftware wie Sand am
Meer, allerdings laeuft die selten auf NT Server im unbeaufsichtigten
Modus.

Das Backspace/Delete Problem wird gerade hier durchgehechelt.

Dazu ist zu bemerken, dasz die MF-II laengst zum Standard geworden ist.
Sowohl Apple als auch Sun haben sie zum Kern ihrer Keyboards gemacht.
Eine Rainbow-Tastatur duerfte schon Seltenheitswert haben, obwohl sie an
den spaeten Nachfolgern des VT100 Standard war. Das VT100-Keyboard ist
ausgestorben.

Eine Aufteilung der Keymaps in sprachspezifische Kerntastatur und
herstellerspezifische Zusatztastatur ist dennoch sinvoll. Dann muessen
nur n + m Kombinationen verwaltet werden statt dem kartesischen Produkt
n x m, was schnell in unhandliche Groeszenordnungen anwaechst.

Vor allem das xterm musz kraeftig ueberarbeitet werden. Die numerische
Belegung musz zuverlaessig zur Verfuegung stehen, heute sitzt keiner
mehr am VT100 und arbeitet mit dem DEC EDT und dessen Tastaturoverlay.
Windoofs hat da doch fuer Bereinigung gesorgt, wenn uns der Preis auch
nicht gefaellt.

Auch die diversen Voreinstellungen wie .profile und .Xdefaults und wie
sie alle heiszen, sollten konsolidiert werden. Ziel ist eine Hierarchie
System->Gruppe->Benutzer. Dabei sollten auf den hoeheren Ebenen gemachte
Einstellungen auch vor dem Ueberschreiben auf unteren Ebenen selektiv
geschuetzt werden koennen. Die shells kennen readonly, aber X ressources
.emacs und andere .<app>rc wie .fvwmrc sind da unterbelichtet. Beim fvwm
klaffen Doku und Programmverhalten auch kraeftig auseinander.

Allgemein fehlen "intelligente" Einstellwerkzeuge, die Automatik und
manuelles Editieren miteinander versoehnen. Fuer die diversen
Einstellmoeglichkeiten sollten die Einstellwerkzeuge auf eine
Wissensbasis zurueckgreifen koennen, fuer die dasselbe in verschaerftem
Masze gilt wie fuer die Doku, sie sollte mit dem Programm
uebereinstimmen. Die termcap und die printcap sind bekanntlich schon da,
es fehlt eine appcap, syscap, hardcap, softcap, bincap, commcap, netcap,
protcap usw. 

Um das leidige Doku-Problem zu entschaerfen, sei auf das Werk von Don
Knuth hingewiesen. Vor allem seine praktische Realisation von Software:
TeX. Er brauchte ein Satzsystem fuer seine "The Art of Computer
Programming". Programmierwerkzeuge waren damals lachhaft im heutigen
Sinne. Also bastelte er sich sein Web-System zusammen. Das hat mit WWW
absolut nix zu tun, sondern ist ein Werkzeug zum "Literarischen
Programmieren". Doku und Code existieren gemeinsam in einer Datei und
mit Tangle und Weave werden die jeweiligen Teile fuer die Fertigstellung
extrahiert. Man stelle sich vor: MS-Office und Visual C++ und Visual
Basic koennten so integriert zusammenarbeiten. Auch in anderen Teilen
seines TeX-Systems ist generoese Zukunftssicherheit eingebaut. Im
dvi-Format ist Platz fuer 8-, 16-, 24- und 32-bit Zeichensaetze. In
Redmond denkt man anders, dank unausgereifter Gesetzgebung im
Computerbereich. TeX gilt zu recht als kugelfest, es gibt immer eine
saubere Fehlermeldung, es laeszt sich nicht von zufaelligen Eingaben
verwirren, die recht zuverlaessig traditionelle UN*X Software kentern
lassen. der GNU-Kram ist wesentlich besser, aber TeX ist unerreicht.

Klauen wir bei Billy die Moeglichkeit zur schnellen Erreichung eines
produktionsfaehigen systems vor Ort, Don Knuth wuerde vor Freude
platzen, wenn die Metaergebnisse seines TeX, wie Code- und
Dokumentationsqualitaet ins FSF/GNU/Linux/Debian/SEUL-Projekt
einflieszen wuerden.

Ueberlegt Euch auch Wrapper fuer Windoofs Treiber, dann gibt es weniger
Probleme mit den Grafikkarten und einigen anderen Teilen, fuer die immer
nur Win95 Treiber beiliegen. Auch ein Auge auf das neue Treibermodell
haben. Zur Zeit ist die Stimmung im juristischen Lager reif fuer eine
Offenlegung und Festlegung der Windows-Schnittstellen, das macht das
Leben fuer die Linuxer leichter, dasz in absehbarer Zeit noch Hardware
fuer mehr als eine Softwareplattform verfuegbar bleibt. Billy drueckt
sich ja vor den Lasten einer kompletten Hardwareherstellung, die Apple
auf sich genommen hat.

Man mag zu Exxon stehen wie man mag: "Es gibt viel zu tun, packen wir's
an!" ist ein guter Slogan.

Leider nageln mich meine geschaeftlichen Verpflichtungen fest, so dasz
ich mich auf Anregungen dieser Art beschraenken musz. Aber vielleicht
finden sich Leute, die daraus ernsthafte Projekte machen koennen.

mit freundlichen Grueszen

Norbert Gruen

Hier die Quote:

Andreas Hengstberger wrote:
> ...
> Offiziell, als Fachkraft für Arbeitssicherheit, muß ich die an
> Bildschirmarbeitsplätzen verwandte Software jedoch nach anderen Kriterien
> beurteilen. Da muß ich mich an Gesetze und Normen halten. Ein Arbeitnehmer
> muß seine Kiste (=Schnittstelle Mensch-Maschine) halt möglichst einfach
> bedienen können und auch Alltagsprobleme lösen können. Die Softwareergonomie
> beginnt da beim Betriebssystem und bei der Installation.
> 
> Nach DIN 66 234 Teil 8 soll eine ergonomisch gestaltete Software folgende
> Mindestbedingungen erfüllen:
> aufgabenangemessen, selbstbeschreibungsfähig, steuerbar, erwartungskonform,
> fehlerrobust
> 
> Aufgabenangemessenheit
> bedeutet, daß die Software der auszuführenden Tätigkeit angepaßt ist und den
> Nutzer bei der Arbeitsaufgabe wirksam unterstützt. Beispiele: Wenn die
> Bildschirmseite für die gesamte Information nicht ausreicht, kann der Nutzer
> sie wahlweise verschieben oder umblättern. Neudefinition der Funktionstasten
> ist möglich. Eingabe identischer Daten grundsätzlich nur einmal.
> 
> Selbstbeschreibungsfähigkeit
> Der Nutzer erhält auf Verlangen Informationen über Einsatzzweck und
> Funktionsumfang der Software. Dialogschritte werden durch abrufbare
> Informationen bzw. Rückmeldungen verständlich erklärt. Beispiele:
> Erläuterungen erfolgen grundsätzlich in deutscher Sprache und ohne
> branchenfremde Kürzel. Hilfetexte werden mehrstufig angeboten, der Benutzer
> kann die passende Ebene vorwählen und ggf. ändern:1. Stufe stichwortartig 2.
> Stufe ausführlich 3. Stufe feldweise.
> 
> Steuerbarkeit
> Die Software ist so gestaltet, daß der Nutzer den Dialogablauf steuern kann.
> Beispiele: Dialog ist jederzeit unterbrechbar. Rücknahme des letzten
> Dialogschrittes ist möglich, sofern keine organisatorischen Gründe dagegen
> sprechen. Benutzer kann mehrere Dialogschritte zu einem zusammenfassen
> (eigene Makros). Die letzten Löschungen sind umkehrbar (Papierkorbfunktion).
> 
> Erwartungskonformität
> Die eingesetzte Software entspricht unter Berücksichtigung der Kenntnisse
> des Nutzers der Arbeitsaufgabe. Beispiele: Alle Programmodule besitzen die
> gleiche Oberfläche mit konsistenten Befehlen (innere Konsistenz). Die
> Tastaturbelegung ist einheitlich. In Kurzform eingegebene Daten werden in
> Klartext rückgemeldet. WYSIWYG - What you see is what you get" - Was auf dem
> Bildschirm zu sehen ist, wird auch so ausgedruckt.
> 
> Fehlerrobustheit
> Die verwendete Software ist so gestaltet, daß das erwartete Arbeitsergebnis
> bei erkennbarer fehlerhafter Eingabe mit minimalem Korrekturaufwand erreicht
> wird. Beispiele: Fehlerhafte Eingaben des Benutzers dürfen nicht zu
> undefinierten Systemzuständen führen. Erkannte Fehler werden angezeigt; der
> Grund der Fehlermeldung mitgeteilt. Bei erkannten Fehlern werden die
> Möglichkeiten der Behebung angezeigt, jedoch bei Bedarf unterdrückt.
> 
> Nein, ich bin *kein* Anhänger von Bill & Collaborateuren.
> Diese Forderungen bei LINUX sind hinsichtlich Stabilität und
> Netzwerktauglichkeit
> sicher mehr als gegeben.
> Ich will nur, daß ich LINUX auch bei Betrieben empfehlen/ einführen kann.
> Dort kann man ggf auch Geld oder Jobs für LINUXer auftreiben.
> 
> Tut leid, daß das so ein Megamonolog geworden ist, aber es mußte mal raus,
> gefühlsmäßig ist das Gesagte ja eh jedem klar, ich hoffe es kann als
> Checkliste
> herhalten.
> Im Sinne freier Verbreitung,
>                                                      Andreas
> Andreas Hengstberger
> hengstbg@ccc.at
> St. Pölten, Österreich

Ende der Quote

noch mal freundliche Gruesze

-- 
Norbert Gruen (umlaut u, &uuml;)

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