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Re: Datenschutz, Meinungsfreiheit und "Mediankompetenz"



Maximilian Wilhelm schrieb:
Am Dienstag, den 30. Mai hub Stefan Padberg folgendes in die Tasten:

Tach!

Freiheit hin oder her:

Mit der Aussage hast Du schon verloren.

Es gibt das Jugenschutzgesetz, und ich habe als Lehrkörper dafür zu sorgen, dass die mir anvertrauten Kinder nicht mit altersunangemessenen Bildern konfrontiert werden. Nicht alle 14-, 15- oder 16-jährigen möchten sich die Bilder auf rotten-punkt-com z.B. ansehen. Viele drehen sofort den Kopf weg, wenn ihnen ein Mitschüler versucht, so etwas zu zeigen. Wenn das dann Eltern zu gehör käme, könnten die der Schule ziemlichen Stress machen, wenn die nicht nachweisen kann, alles getan zu haben, um den Jugendschutz zu gewährleisten.

Auf jeden Schulserver gehört unabdingbar 'squid' und 'squidguard'!

Nicht-jugendfreie Inhalte haben auf einem Schulserver nichts zu suchen!

Die Über-18-jährigen können sich die Scheisse ja gerne zu Hause oder im Internet-Cafe reinziehen, aber nicht im Labor, im Unterricht oder sonstwie mit den technischen Mitteln der Schule. Es ist nicht Aufgabe einer Schule, diesen Zivilisationsmüll in der Schule zu verbreiten. Das ist ein völlig verdrehtes Verständnis von Freiheit.

Und ist meiner Ansicht nach auch nicht justitiabel.

Wann kapiert Ihr Lehrer endlich mal, dass man soziale Probleme nicht
technisch loesen kann?!

Man kann das natuerlich an allen Ecken und Ende versuchen (squid,
dansguardian, MasterEye, Tandberg, tiefe Einschnitte in den Datenschutz
und das Persoenlichkeitsrecht Eurer Schueler, ...) aber es *kann* so nicht
funtionieren.

Wenn Ihr wollt, dass Eure Schueler es lernen - und das hoffe ich
instaendig - dann solltet Ihr mal damit anfangen Euch zu ueberlegen, wie
ihr ihnen das Nahe bringen koennt.

Das klappt aber nur, wenn Ihr ein gutes Vorbild seid und sie davon
ueberzeugen koennt, was gut, legitim oder eher schlecht ist.
Das werdet ihr niemals mit Zwang, (technicher) Ueberwachung oder
Kollektivstrafen loesen koennen.

Ich habe ja lange geglaubt, dass man soetwas waehrend der
Lehrerausbildung irgendwie nahegelegt bekommt oder sogar lernt, aber ich
fuerchte die Hoffnung muss ich langsam aufgeben.

Stellt Euch doch einfach mal die Frage, wie jemand lernen soll, dass
etwas "schlecht" ist, wenn er nie die Erfahrung gemacht hat, "wie" es
"ist."
Ich sage *nicht*, dass Ihr den Kiddies Pornos, rotten.com oder
aehnliches zeigen sollt, ich finde nur, dass ein absolut striktes
Verbot und die quasi kirchliches Ablehnung und Verteufelung all dessen
in die falsche Richtung geht.

Wir leben in einer Zeit der vielen Moeglichkeiten und der globalen
Vernetzung. Ja, es gibt viele Dinge im Netz, die man nicht unbedingt
braucht (radikal-politisches Zeugs, rotten & Co. usw.) aber es gehoert
zur Meinungsfreiheit, dass so etwas existiert.

Wie soll jemand lernen, was Meinungsfreiheit oder "informationelle
Selbstbestimmung" oder "Medienkompetenz" ist, wenn man ihm von vorne
herein alles verbietet?

Ich hoffe, dass einige Leute mir mal anfangen ein wenig nachzudenken...

Enttaeuscht.
Ciao
Max

P.S: Ein Thread a la "Du hast Schule nicht verstanden und wir haben
Angst, dass uns die Eltern was boese tun, waere genau die *falsche*
Antwort."



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