Re: Skype

[Jan Kappler <public@jan-kappler.de>]

Moin,

Am 21.03.21 um 22:15 schrieb Hanno 'Rince' Wagner:
> Hallo alle,
>
> On Sun, 21 Mar 2021, Jan Kappler wrote:
>
>> ich verwende kein Skype (oder andere Videotelefonie-Software), mache mir
>> aber meine Gedanken dazu. Dass auf Arbeit Microsoft-Produkte (inklusive
>> Skype) verwendet werden, finde ich besonders kritisch!
> Gar keine Videotelefonie-Software wird auf der Arbeit schwierig, wenn
> Du mit Kollegen in Echtzeit kommunizieren willst. Es geht mit Jitsi
> und Co, aber es gibt immer wieder Probleme. Bei den kommerziellen
> Anbietern auch, also tut sich da niemand etwas.

Ich bin Elektroniker, kein Programmierer, also "darf" ich auch in
Corona-Zeiten auf Arbeit präsent sein. Insofern bestand bisher kein
Bedarf für Videokonferenz... Unsere Entwickler arbeiten teilweise im
Home Office und nutzen solche Werkzeuge.

...
> Nun ja, solange Du zentrale Punkte hast muss zumindest darüber die
> Vermittlung laufen, auch wenn die eigentlichen Gespräche zumindest
> früher P2P übertragen wurden. Den aktuellen Stand hierzu kenne ich
> aber nicht.

Ich auch nicht.


>>> (Und wenn man es genau nimmt: Du musst halt Herstellern vertrauen. Du
>>> musst auch den Debian Maintainern vertrauen, dass sie nicht "böse
>>> Dinge" in Pakete einbringen.)
>> Ja, aber im Gegensatz zu einem Hersteller wie Microsoft mit seinen
>> proprietären Produkten kann die Community in den Quellcode schauen und
>> in Verdachtsfällen auch kompilierte Software überprüfen! Deshalb sind
>> Projekte wie "Reproducible Builds" wichtig.
> Klar. Aber wie oft macht sie das? Und wie oft prüfst Du die Arbeit
> eines Debian-Maintainers(!) - nicht des Autors der Software, sondern
> des Maintainers des Paketes? Er hat - wenn man es genau nimmt -
> Root-Rechte auf Deinem Rechner. Das ist eine hohe Verantwortung die
> den Maintainern auch bewusst ist, ich möchte Dir eher bewusst machen
> dass Du relativ vielen Leuten vertraust. Zu recht! Aber auch diese
> Menschen können Fehler machen. Und nur darauf zu vertrauen dass "die
> Community" prüft ist mir _inzwischen_ zuwenig. Da weiss ich dass

Stimmt, ich vertraue der Community und Debian. Weil trotzdem Risiken
bestehen, wäre ein von jedem Nutzer anwendbarer Mechanismus für
"Reproducible Builds" wünschenswert. Ist es zu kompliziert, wird es kaum
jemand nutzen.

Welche Alternativen haben wir denn? Selbst kompilieren? Dann müsste
jeder User nicht nur dazu in der Lage sein, sondern außerdem Code lesen
können. Streng genommen können wir alle Computer in die Tonne werfen,
wenn wir nicht bereit sind zu vertrauen.

> Microsoft zwar lange gebraucht hat, aber inzwischen sehr sauberen Code
> schreibt und verwendet. Da könnten einige offene Software-Projekte
> sich eine Scheibe abschneiden.

Pfff, soll das ein Witz sein? Kleiner Hinweis: Ein Kollege ist am
Freitag des jüngsten Windows-Bugs wegen beim Drucken förmlich verzweifelt...

Damit man mich nicht missversteht: Natürlich können in komplexer
Software solche Probleme vorkommen! Microsoft hat sicher an der Qualität
der Software gearbeitet - ich kann mich gut an wiederkehrende "Blue
Screen" bei früheren Windows-Versionen erinnern.

>>> Noch einmal: Warum denkst Du dass Microsoft das möchte? 
>> Weil Microsoft als US-Unternehmen der US-Gerichtsbarkeit unterliegt,
>> stellt sich in manchen Fällen nicht die Frage, ob die Firma so etwas
>> "möchte" - es wird einfach angeordnet. Die Snowden-Enthüllungen sind
>> wohl schon vergessen? Sorry, aber in meinen Augen sind die USA kein
>> Rechtsstaat.
> Okay, das kann zwar jemand anordnen. Aber dann dürftest Du gar nicht
> mehr unverschlüsselt und ohne Tor im Internet kommunizieren. Und kein
> Smartphone haben.

Korrekt, das sollte man eigentlich nicht. Abgesehen von den geheimen
Anordnungen zur Zusammenarbeit mit Geheimdiensten gibt es ja noch das
Abgreifen der Daten an zahlreichen Stellen des Internet weltweit. Nur:
IT-Konzerne wie Microsoft haben doch angeblich einen so großen Einfluss
auf die US-Politik, wieso machen sie den nicht geltend? Insofern muss
ich sie nicht unbedingt unterstützen. Ach ja: Ich verwende tatsächlich
kein Smartphone (freilich eher nicht aus Paranoia).


> best regards, Hanno Wagner

-- 


Mit freundlichem Gruß
Jan Kappler