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Re: Seit ein paar Stunden werden Mails vom eigenen Mailserver an GMail Adressen als SPAM bewertet



Am Samstag, 2. Juli 2016, 13:19:46 CEST schrieb Sven Hartge:
> Martin Steigerwald <martin@lichtvoll.de> wrote:
> > Am Samstag, 2. Juli 2016, 11:59:12 CEST schrieb Marc Haber:
> >> Mail stirbt. Und es sind nicht die Spammer dran schuld.
> > 
> > Du bist nicht der erste, der das schreibt. Und wirst wahrscheinlich
> > auch nicht der Letzte sein.
> > 
> > Und ich glaube: Mail bleibt.
> > 
> > Sämtliche Versuche, Mail zu ersetzen, blieben bislang bruchstückhaft
> > und unvollständig.
> 
> Von ersetzen hat keiner etwas gesagt. Nur kaputt machen, bis nur noch
> Inseln übrig bleiben, die untereinander keine oder kaum Konnektivität
> haben. Balkanisierung nennt man das auch.
> 
> Das ist die Gefahr, die ich sehe. Das man irgendwann wieder Zustände wie
> zu den Zeiten der diversen, voneinander getrennten Mailbox-Netze hat.

Hmm, ja.

Diese Gefahr gibt es meines Erachtens in etwa seit der groß angelegten 
Kommerzialisierung des Internet.

Doch es bringt auch nicht weiter von alten Zeiten zu träumen, wo ich noch 
nicht mal wusste, was ein Spamfilter ist und mit Pine auf einer IBM PowerPC 
Workstation mit AIX Mail las … und es einfach keinen Spamfilter brauchte, weil 
es keine Spam-Mail gab. Geschweige denn GMX, Web.de, Yahoo Mail oder 
Googlemail.

Was wir auf jeden Fall machen können: Die Mail-Kultur weiter pflegen. Hier und 
anderswo.

Und ja, ich finde es auch manchmal traurig, dass für manche Internet = Web 
ist. Selbst manche freie Software-Projekte keinen Mailinglisten-Server mehr 
betreiben, sondern via Google Groups kommunizieren. Während ich auch IRC 
weiterhin intensiv nutze und auch noch kein VoIP-Chat-Zeug gefunden hat, das 
mich voll überzeugt.

Und Inseln, ja die gibt es bereits seit längerem. Für mich ist unter anderem 
Facebook so eine Insel. Ich bekomme nur vom Hörensagen mit, was da so abgeht. 
Manchmal aus einem Blog-Artikel. Es ist eine eigene Welt, die, so wie das für 
mich ausschaut, auch unter sich bleiben möchte, bzw. das von Facebook so 
verordnet bekommt – anders kann ich mir die Popups nicht erklären, die ich 
selbst auf öffentlichen Facebook-Seiten bekomme, und die mich auffordern, ein 
Benutzerkonto zu registrieren, um mehr zu sehen. Das ist selbst mit der 
öffentlichen Facebook-Seite meines Erwerbsgebers so. Es zeigt einmal mehr, 
dass ein Benutzer von Facebook nicht gleichzeitig auch der Kunde ist. Kunde 
ist die Werbe-Industrie.

Content-Inseln. Und viele Social Media-Betreiber bewachen die bei ihm eingeben 
Daten und verlangen eine Bezahlung für Inhalte, die sie selbst gar nicht 
erstellt haben, in Form einer Anmeldung beim Betreiber, also in Form weiterer 
Daten, anstatt es dem Benutzer selbst zu überlassen und ihn Dinge, die er 
ungehindert mit allen Teilen möchte, auch ungehindert mit allen teilen zu 
lassen. Im Grunde grenzt das an Diebstahl – d.h. jemand entzieht mir die 
Kontrolle über etwas, was mir gehört. Ich bin selbst manchmal versucht, mein 
Xing-Profil wieder zu kicken.

Wer heute noch alles mitbekommen will, müsste im Grunde Konten bei 10 
verschiedenen Social Media-Hypes haben. Und in 5 Jahren das auch wieder 
anpassen, da dieses Social Media-Dingens nicht mehr existiert, das nächste 
aber total Hip ist.

Meins ist das nicht. Ich denke, ich will gar nicht alles mitbekommen. Ist es 
nur eine Generation-Frage? Ich weiß nicht.

Da sind mit selbst die getrennten Mailbox-Netze von früher sympathischer. Denn 
die haben oft Menschen mit einem gewissen Idealismus betrieben.

Und ja deswegen finde ich wichtig so Dinge wie das gute alte Mail weiterhin zu 
nutzen – auch und gerade wenn viele auf den Web 2.0-Hype aufspringen und die 
Kontrolle über ihre Daten abgeben.

Ciao,
-- 
Martin


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