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Re: Umstellung auf Jessie - kann ich systemd verhindern?



Hallo,

Am 17.05.2015 16:43, schrieb Hoshpak:
> Hallo Jan,
>
> Am 17.05.2015 um 15:55 schrieb Jan Kappler:
>   
>> Völlig unabhängig davon, wie man zu systemd steht, finde ich es sehr
>> schade, das es keine bessere Alternative als dieses entweder-oder gibt!
>> Es gab bereits Vorschläge für eine Art Zwischenschicht (die ich nicht
>> beurteilen kann), die eine Auswahl ermöglicht hätten, aber offenbar will
>> "man" das nicht. Vielleicht ist es zu aufwendig, vielleicht finden die
>> Entscheider (bei den Distributionen) systemd einfach zu toll, ich weiß
>> es nicht.
>>     
> Die Zwischenschicht nennt sich "systemd-shim" und ist zumindest in
> stable enthalten. Der Zustand dieser Implementierung wurde während der
> Entwicklung von jessie verschiedentlich kritisiert, ob sich da
> zwischenzeitlich etwas verändert hat, weiß ich nicht. Bei einem Upgrade
> von wheezy auf jessie mit KDE-Desktop wurden auf einem meiner Systeme
> automatisch "systemd-shim" und "sysvinit-core" installiert, so dass das
> System weiterhin mit sysvinit läuft, policykit etc. aber weiterhin
> funktioniert. Soweit ich das beurteilen kann, funktioniert das
> einwanfrei. Auf einem vergleichbaren System ohne dieses Paket habe ich
> ohne systemd-shim kleinere funktionale Einschränkungen.
>   

Ja, das habe ich auch gelesen und jetzt auf dem Laptop eingerichtet.
Damit kann man systemd als Init-System umgehen und statt dessen SysVinit
oder Upstart benutzen. Das scheint zu funktionieren.

> Dass sich so die Bibliotheken an sich nicht vermeiden lassen ist klar,
> da hast du absolut recht. Solange es sich nur um Bibliotheken handelt,
> sehe ich das aber relativ locker. Ich erinnere mich noch an Zeiten (na
> gut, das kommt heute auch noch vor), in denen KDE-Benutzer
> aufgeschriehen haben, wenn sie wegen irgendeines Programms
> gtk-Bibiliotheken installieren mussten und umgekehrt. Letztendlich ist
> das nur ein bisschen zusätzlicher Speicherplatz, der gebraucht wird.
>   

Das stimmt schon, nur war zu dieser Zeit auch nicht nahezu unbegrenzter
Festplattenplatz verfügbar. Auf älteren Rechnern ist das heute noch der
Fall, die will (oder kann) man nicht unbedingt aufrüsten. Jede
Bibliothek zu viel, die man nur wegen eines Programms benötigt, ist dann
etwas ärgerlich. In den meisten Fällen dürfte das aber kein Problem
darstellen, da stimme ich Dir zu.

> Auch dürfte es mittlerweile nahezu unmöglich sein, Gnome ohne systemd zu
> betreiben. Da war ja gerade die Idee, alles so fest zu integrieren, dass
> es eine unabdingbare Abhängigkeit wird.
>   

Hmm, warum eigentlich? Ich weiß, das Argument mit KISS ursächlich aus
Unix heraus wird gern von Befürwortern von systemd abgeschmettert, weil
es auch bei anderen Bestandteilen einer GNU/Linux nicht mehr so genau
genommen wird. Stimmt schon, aber ist das ein Grund, es noch schlimmer
zu machen? Die monolithische Abhängigkeit von Software hat mich bei MS
Windows immer angekotzt und ich fand die Möglichkeit, ein System ohne
Grafik betreiben oder - mit Grafik - die Desktop-Umgebung auswählen zu
können, immer unwahrscheinlich cool. Die unbedingte Integration
wichtiger Systemkomponenten in eine Desktop-Umgebung (wie bei Gnome 3)
hebelt die Flexibilität meines Erachtens aus.

> Was die Alternativen angeht, das ist bei freier Software immer so eine
> Sache, da muss sich auch jemand drum kümmern. Vielleicht wäre es erstmal
> das wichtigste, die sysvinit-Skripte in Debian weiter zu pflegen bzw.
> zumindest Bugs zu reporten und so dafür zu sorgen, dass diese
> Alternative auf absehbare Zeit erhalten bleibt. Initiativen wie Devuan
> oder uselessd sind da sicherlich auch interessant. Ob solche Projekte
> langfristig Erfolg haben können, hängt auch direkt von unserer Mitarbeit ab.
>   

Da muss ich Dir absolut Recht geben! Als User redet man sich immer
heraus, man können eh nicht viel helfen, aber ich denke, das stimmt so
nicht. Ich selbst werde mich wohl auch anstrengen müssen, um irgendwie
helfen zu können. Ich denke, allein das Feedback dürfte den Entwicklern
und Maintainern zeigen, das weiterhin Interesse an bestimmter Software
besteht. Sofern sich niemand mehr dafür interessiert, ist es nicht
verwunderlich, wenn dann diese Leute auch aufgeben.

> Da es gefühlt 90% der User absolut egal sein dürfte, welches Init-System
> auf ihrer Distribution läuft (und sie sich im Gegenteil vielleicht noch
> über deutlich schnellere Boot-Zeiten freuen), werden wir uns wohl damit
> abfinden müssen, dass systemd zumindest bei RHEL- und Debian-basierten
> Distributionen der Standard ist und wir uns ggf. selbst um Alternativen
> kümmern müssen.
>
> Gruß
> Helmut
>   

Nun, schauen wir mal, was sich bei den genannten Alternativen tut. Man
sollte diese auf jeden Fall aufmuntern, weiter zu machen. Ich fände es
schade, wenn man aus Gründen der "Effizienz" ein Stück weit Flexibilität
aufgibt.

-- 


Mit freundlichem Gruß
Jan Kappler


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