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Re: Umstellung auf Jessie - kann ich systemd verhindern?



Hallo Jan,

Am 17.05.2015 um 15:55 schrieb Jan Kappler:
> Völlig unabhängig davon, wie man zu systemd steht, finde ich es sehr
> schade, das es keine bessere Alternative als dieses entweder-oder gibt!
> Es gab bereits Vorschläge für eine Art Zwischenschicht (die ich nicht
> beurteilen kann), die eine Auswahl ermöglicht hätten, aber offenbar will
> "man" das nicht. Vielleicht ist es zu aufwendig, vielleicht finden die
> Entscheider (bei den Distributionen) systemd einfach zu toll, ich weiß
> es nicht.

Die Zwischenschicht nennt sich "systemd-shim" und ist zumindest in
stable enthalten. Der Zustand dieser Implementierung wurde während der
Entwicklung von jessie verschiedentlich kritisiert, ob sich da
zwischenzeitlich etwas verändert hat, weiß ich nicht. Bei einem Upgrade
von wheezy auf jessie mit KDE-Desktop wurden auf einem meiner Systeme
automatisch "systemd-shim" und "sysvinit-core" installiert, so dass das
System weiterhin mit sysvinit läuft, policykit etc. aber weiterhin
funktioniert. Soweit ich das beurteilen kann, funktioniert das
einwanfrei. Auf einem vergleichbaren System ohne dieses Paket habe ich
ohne systemd-shim kleinere funktionale Einschränkungen.

Dass sich so die Bibliotheken an sich nicht vermeiden lassen ist klar,
da hast du absolut recht. Solange es sich nur um Bibliotheken handelt,
sehe ich das aber relativ locker. Ich erinnere mich noch an Zeiten (na
gut, das kommt heute auch noch vor), in denen KDE-Benutzer
aufgeschriehen haben, wenn sie wegen irgendeines Programms
gtk-Bibiliotheken installieren mussten und umgekehrt. Letztendlich ist
das nur ein bisschen zusätzlicher Speicherplatz, der gebraucht wird.
Auch dürfte es mittlerweile nahezu unmöglich sein, Gnome ohne systemd zu
betreiben. Da war ja gerade die Idee, alles so fest zu integrieren, dass
es eine unabdingbare Abhängigkeit wird.

Was die Alternativen angeht, das ist bei freier Software immer so eine
Sache, da muss sich auch jemand drum kümmern. Vielleicht wäre es erstmal
das wichtigste, die sysvinit-Skripte in Debian weiter zu pflegen bzw.
zumindest Bugs zu reporten und so dafür zu sorgen, dass diese
Alternative auf absehbare Zeit erhalten bleibt. Initiativen wie Devuan
oder uselessd sind da sicherlich auch interessant. Ob solche Projekte
langfristig Erfolg haben können, hängt auch direkt von unserer Mitarbeit ab.

Da es gefühlt 90% der User absolut egal sein dürfte, welches Init-System
auf ihrer Distribution läuft (und sie sich im Gegenteil vielleicht noch
über deutlich schnellere Boot-Zeiten freuen), werden wir uns wohl damit
abfinden müssen, dass systemd zumindest bei RHEL- und Debian-basierten
Distributionen der Standard ist und wir uns ggf. selbst um Alternativen
kümmern müssen.

Gruß
Helmut


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