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Erfahrungen Installation Wheezy auf alter Hardware



Hallo Leute,

derzeit laufen meine Rechner noch mit Debian Squeeze. Da ich einen
uralten Laptop sowieso neu einrichten wollte, habe ich versucht, Wheezy
darauf zu installieren. Ich will euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten.

Es handelt sich um einen Laptop des Herstellers Kapok (im Jahr 2000
unter dem Namen "Baycom" gekauft), Modell 3300C:
CPU: Intel Celeron PGA 566 MHz, 66 MHz FSB
RAM: 256 MB SDRAM (DIMM) (original 64 MB!)
Chipsatz: Intel 82371EB/82443Bx
Sound: ESS-Sound
Grafik: ATI Rage LT Pro AGP 2x
PCMCIA: PC-Card Controller TI PCI-1225
Netzwerk: PCMCIA-Card mit Realtek RTL8139 (100 MBit)
Schnittstellen: USB1.1, COM, LPT, IRDA, PS/2
Laufwerke: 3,5"-FDD, ATAPI-DVD-Laufwerk (ausgetauscht, original Teac
CD-224E)
Festplatte: UDMA-33, 6 GB Hitachi

Die Kiste ist uralt und nur noch zum Testen gut, meint man. Akku tot,
CMOS-Batterie tot, Netzteil ausgetauscht (Blitz-Schaden), CPU-Lüfter
ersetzt, die Festplatte klingt wie eine Kreissäge... Jeder würde das
Teil in die Tonne werfen :-) Immerhin funktioniert die Gurke noch. Ich
dachte mir, mal sehen ob Wheezy drauf läuft.

Die Installation habe ich von einer Netinst-CD aus gestartet. Erster
Versuch: Experten-Installation, zweiter Versuch: Standard-Installation.
Bei beiden Versuchen blieb ich bei der Erkennung der Netzwerk-Hardware
hängen: keine Netzwerk-Hardware gefunden.
Die Suche nach einem Linux-Treiber auf der originalen Mini-CD der
PCMCIA-Karte blieb erfolglos und selbst kompilieren wollte ich nicht.
Mich wunderte, das Wheezy angeblich nicht die Karte finden sollte, weil
es unter Squeeze problemlos geklappt hatte. Irgendwann erkannte ich eine
kurze Meldung von wegen "kein PCMCIA Service" oder so ähnlich. Der
Installer bietet auch kein Laden des PCMCIA-Treibers an, was mich noch
mehr wunderte.

Ergebnis: Das BIOS des Laptop ist äußerst spartanisch, was Einstellungen
betrifft. Allerdings hatte ich eine Option "Support für Plug and Play
OS" abgeschaltet, da ich vermutete, es beträfe nur ältere
Windows-Versionen. Falsch! Mit aktivierter Option funktioniert PCMCIA
und die Netzwerkkarte wird gefunden.

Die Installation im Experten-Modus lief von da ab glatt durch. Ich habe
NTP installiert, wobei mich aber wieder die Abfrage geärgert hat, ob die
Systemuhr auf UTC läuft. Natürlich nicht, also auf NEIN geklickt.
Komischerweise stimmte die Uhrzeit später nicht, die Uhr ging 2 Stunden
vor. Ich habe nun die Systemzeit im BIOS entsprechend auf UTC korrigiert.

Die Installation erfolgte zunächst ohne Desktop-Umgebung. Kernel
linux-image-686-pae, Standard-initramfs, Grub im MBR.
Ich dachte mir dann, wage ich - aus Spaß - mal die Installation von
Gnome 3 ;-) Tatsächlich klappte das nur bedingt. Nach dem ersten Start
weigerte sich GDM2 mit einer Fehlermeldung, nach einem erneuten Start
klappte es dann - natürlich im Fall-back-Modus von Gnome 3. Das Starten
scheint aber recht hakelig zu sein.
Die Oberfläche sieht grauenhaft aus, finde ich. Natürlich kann ich sie
nicht mit dem normalen Modus von Gnome 3 vergleichen, aber der
Fall-back-Modus ist schlichtweg Mist, der Optik UND der mangelnden
Optionen wegen. Da gefällt mir Gnome 2 deutlich besser.
Übrigens finde ich auch die Optik von GDM2 mies, sieht alles nach
Windows Vista aus, bunt und weich gespült. Auf meinen Squeeze-Systemen
verwende ich noch den alten GDM, aber mit dem ist ja nun Schluss, schade.
Die Geschwindigkeit des Systems ist natürlich übel, das war zu erwarten.
256MB RAM und die lahme sonstige Hardware fordern ihren Tribut. Mein
erster Eindruck war: Damit kann man ältere Systeme vergessen!
Ich habe daraufhin Gnome 3 entsorgt und statt dessen Xfce installiert.
Obwohl natürlich die Platte mächtig bremst, fühlt sich das System
deutlich flotter an, selbst das Starten von fetten Programmen wie
LibreOffice, Iceweasel und Icedove läuft in erträglichen Zeiten ab. Man
kann mit einem solchen System zur Not was machen, auch wenn es sich
nicht mit einem modernen Rechner vergleichen lässt.

Bisher sind mir drei Dinge negativ aufgefallen: Schon unter Squeeze
fährt der Laptop nicht mehr korrekt herunter, er hält nur an, schaltet
aber nicht aus. ACPI unterstützt die Gurke offenbar noch nicht (nur
APM), aber bei früheren Debian-Versionen funktionierte das mal. Unter
Wheezy habe ich denselben Effekt, egal ob aus Gnome 3/GDM2, Xfce oder
von der Konsole mit shutdown -hP now, der Rechner hält nur an.
Dramatisch ist das nicht, aber ich wüsste gern die Ursache dafür.
Außerdem habe ich den Effekt, das unter Xfce das ALPS PS/2 Glidepoint
Trackpad nicht mehr richtig unterstützt wird. Unter Gnome 3 funktioniert
X/Y-Scrolling und "Mausklick" per Antippen, unter Xfce nur noch das
Y-Scrolling. Hat dafür jemand eine Erklärung? Das Xfce-Menü zur
Konfiguration bietet keine Einstellungen bezüglich das Trackpads an,
obwohl es als Gerät aufgelistet wird.
Beim heutigen Anmelden wurden die Menüleisten nicht mehr hergestellt und
es kam eine Fehlermeldung. Nach der Abfrage wurde xfce-panel gestartet,
aber es kommt der Hinweis, man könne es nicht verändern (als User), da
es im Kiosk-Modus ausgeführt würde. Manuelles Speichern der Sitzung,
Speichern beim Abmelden oder Herunterfahren bringt keinen Erfolg: Nach
neuem Anmelden habe ich wieder dasselbe Problem. Unmittelbar nach der
Installation (auch mehrfach ab- und angemeldet) war das nicht so.

Sieht man von dem fiesen Problem mit der BIOS-Einstellung und den
geschilderten Sachen ab, dürfte mit Xfce auch ein solch uralter Rechner
noch mit Wheezy zu benutzen sein. Unter Squeeze hatte ich Gnome 2 mit
akzeptabler Geschwindigkeit drauf laufen.
Das ein mehr als 13 Jahre alter Rechner noch immer mit Debian verwendet
werden kann (mit Einschränkungen), finde ich toll! Danke, liebe
Entwickler und Maintainer!

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Mit freundlichem Gruß
Jan Kappler


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