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Re: Wortliste - Release Manager



On 22.08.2012 09:14, Martin Klaiber wrote:
Peter Funk<pf@artcom-gmbh.de>  wrote:

Anwendern, die bislang weniger mit Computern zu tun hatten, ist
das Konzept bekannt, dass regelmäßig neue ???Ausgaben??? von Karten,
Büchern oder Katalogen erscheinen. (Telefonbuch, Guiness Buch der
Rekorde, Bahnfahrplan, usw.)
[...]
Wenn ich für ein Telefonbuch einen Literatureintrag machen müsste,
würde ich das Jahr vermutlich einfach als Titelzusatz aufnehmen.

Darum finde ich, dass ???Herausgeber??? eine ganz gute deutsche
Übersetzung von "Release Manager" ist.
Das finde ich sehr missverständlich. Der Herausgeber, zumindest bei
Büchern (u.ä.), ist im Englischen der "Editor".

Also wir erfinden neue Anwendungen und neue Funktionen in der digitalen Welt und manchmal fehlen uns die deutschen Worte. Wenn es zu Luthers Zeiten schon Wörterbücher gegeben hätte, hätte es nie seine Bibelübersetzung gegeben. Und wenn Tyndale sich an die gängigen Begriffe gehalten hätte, wäre die (englischsprachige) Welt um ein Worte wie "scapegoat" z.B. ärmer. Wir prägen nicht nur das Aussehen des Computerbildschirms mit, wir prägen auch die Sprache und wenn es das passende Wort nicht gibt, dann müssen wir den Mut haben, es zu erfinden.

Wenn man vorhandene Worte nimmt, ist vor-und zurück-übersetzen Pflicht für mich, um festzustellen, ob eine Sinn-Verfälschung vorkommt. Ich pflege Worte zu zerlegen und dabei wird der MAN-AGER zu einem TEEN-AGER im fortgeschrittenen Alter, nämlich im Alter eines Mannes, jemand, der auf der Basis von eigenen Lebenserfahrungen (im reifen Mannes-Alter) Entscheidungen treffen kann, jemand, dem auch andere vertrauen. Wenn man diese Gedanken fortsetzt, entsteht in meinem Kopf so etwas wie ein "Ausgabe-Häuptling" für "release manager". Aber andere Leute haben sicher andere und wahrscheinlich noch bessere Ideen.

Wörterbücher sind gut, aber wenn das Gesuchte darin nicht vorkommt wird es zum Krampf wenn man sich zum Sklaven der bisher von Germanisten akzetierten Wortauswahl unterwirft. Ich würde lieber nach einem Begriff suchen, der in den Köpfen der Menschen das assoziiert, was eigentlich gemeint ist. Und wenn der Begriff angenommen wird, kommen die Germanisten unter den Druck, ihn (im Nachhinein) in ihre Wörterbücher aufzunehmen. Übersetzer müssen den Mut haben, die Sprache mitzuprägen. Luther und Tyndale waren Vorbilder darin - als Übersetzer.

MfG
Hugo


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