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Re: Wieso braucht X soviel Rechenleistung?



Hallo Michelle,

wir sollten allmählich aufhören, wird doch zu OT :-)

> Am 2008-10-29 08:21:59, schrieb Jan Kappler:
>   
>> Das mit dem Eee PC sehe ich anders. Ich selbst habe einen 4G und so
>> schlecht ist der nicht. Klar, der Celeron mit dem verwendeten Chipsatz
>> ist kein Renner und noch recht stromfressend, aber 3,5 Stunden macht der
>> mit dem 5,2 Ah Akku auch.
>>     
>
> Dann haste aber den verstärkten Akku, denn hier in FR gibt es immer noch
> so ein 4 Ah teil dazu...
>   

Ich habe den 4G Anfang des Jahres gekauft und da war der 7,4 V/5,2 Ah
Akku mit dabei :-) Ich habe aber schon gehört, das es Engpässe bei der
LiIon-Zellen-Herstellung gibt und Asus daher teilweise kleinere Akkus
ausliefert.

>> Andere Frage, Michelle: Was kostete Dich denn der Eigenbau? Vergiss
>> nicht, der Eee PC ist in erster Linie auch eine billige Gurke. Ähnlich
>> ausgestattete und kleine Subnotebooks kosteten bis dato mal locker 1000
>> Euro und mehr.
>>     
>
> Ich habe folgendes anschafen müssen:
>
> 1)  Evaluation Kit Freescale I.MX31			 850 US$
> 2)  Evaluation Kit Nexperia PNX6712	(GSM)		1280 US$
> 3)  Evaluation Kit Maxim MAX2769	(GPS)		 160 US$
> 4)  Evaluation Kit Maxim ???		(WiFi a/b/g)	 280 US$
> 5)  Evaluation Kit Maxim		(Li-Poly Lader)  100 US$
> 6)  6 Li-Poly Akkus (Nokia 3410)			  70 Euro
> 7)  Samsung TFT Display 800x600				 270 Euro
>
> A)  SoftCAD "Eagle" PCB Software			1700 Euro
> B)  InfraRot Lötstatiion Aoyue 710			1950 Euro
> C)  SMD Lötstation Ersa					1450 Euro
> D)  Gebrauchtes 200 MHz 2-Kanal Oszilloscop		1500 Euro
> E)  8 Spannung Labornetzteil (3000W anschlußwert)	 900 Euro
> E)  AMD Phenom Quad-Core mit 8 GByte Speicher		2800 Euro
>
> Jede menge Kleinteile...
>   

Alles klar, ich nehme an, Du machst kommerzielle Entwicklung? Dann sind
das Investitionen, die man halt braucht und von denen man hofft, das sie
sich mal auszahlen. Ich arbeite selbst (als Facharbeiter) in einer
kleinen Firma, die hauptsächlich Leistungselektronik und Steuerungen
entwickelt und baut.
Wir verwenden Eagle, ERSA Lötstationen (konventionelle, SMT und eine
IR-Rework-Station), SMD-Handbestückungsplatz und Ofen, Statron-Netzteile
und Oszilloskope von LeCroy und Tektronix (dig. 4-Kanal).

> Meine  prototypen  Platine  lasse  ich  vom  Platinen  Service  in  Lahr
> herstellen und für ein paar Euro mehr auch bestücken (bin noch nicht  so
> fit mit dem IR-Löten)
>
> Das Prototypen-Gehäuse wird von  <http://www.apra-plast.de/>  gefertigt,
> was so um die 500 Euro für das erstellen der CNC-Dateien kostet und dann
> so 200 Euro für einen Prototypen...
>   

Platinen lassen wir von 3, 4 verschiedenen Herstellern fertigen (je nach
Anspruch und Schnelligkeit). Bestückung machen wir selbst oder bei einer
Firma in Dresden. Gehäuse brauchen wir seltener, die stellt der Kunde
oder wir verwenden 19"-Systeme. Hand gemachte Teile für Prototypen
beziehen wir von Metallbau- und Kunststoff-Firmen aus der Region.

> Desweiteren habe ich bereits mir ein paar iMX31 (Freescale), NAND-Flash
> (Micron) und mobileSDRAM (Samsung) besorgt.
>
> Die Maxim/Dallas Chips habe ich als "FreeSamples"  zu  haufen  kostenlos
> bekommen (mittlerweile so gut 600 stück)
>
> So, das ist NUR die Entwicklung...
>
> Wenn ich eine ALPHA Serie  von  120 Stück  fertigen  lasse,  kostet  der
> Einzelrechner gut 800 Euro.
>
> Die BETA Serie mit 2500 Stück (ich muß dann die µChips als Tape-And-Reel)
> in 2500 Stück Bändern kaufen, der Einzelrechner so um die 650 Euro.
>
> Und am ende die FINAL Serie mit 100.000 Stück so um die 320-360 Euro.
>   

Das ist schon recht billig, allerdings muss man für diese Stückzahl
erstmal das Geld und gewisse Chancen haben, die auch verkaufen zu
können. Wir entwickeln meist im Kundenauftrag und fertigen nur selten
größere Stückzahlen. Oft entwickeln und fertigen wir auch nur Evaluation
Boards oder Demonstrations-Geräte, die so nie produziert werden. Davon
abgesehen kaufen wir viel SMD-Zeug schon auf Rolle, wegen
Automaten-Bestückung :-)

> Wenn Du nun den Verkaufspreis des eeePC von 300 Euro mit meinem  TablePC
> von ~500 Euro (brutto) vergleichst, ist mein  Rechner  Leistungsfähiger,
> hat eingenaute Telefon Funktionalität mit GPS, ist wasserdicht, also für
> Outdoor geeignet...
>
> Der Asus eeePC kostet übrigends in der Herstellung  gerade  mal  140 US$
> (105 Euro) bei einer Stückzahl von 1.500.000.  (verkauft in 8 monaten)
>
> Allerdings habe ich noch nicht bei den Chiphersatellern  angefragt,  was
> die Chips kosten, wenn ich 1.5 mio davon benötige...
>
> Denke, das dann auch meine Kiste  "Made In Germany"  nur  noch  200 Euro
> in der Herstellung kosten wird...
>
> Anm.: Wenn man 100.000 haben will, muß man mind. 6 Monate vorbestellen.
>
> Thanks, Greetings and nice Day/Evening
>     Michelle Konzack
>     Systemadministrator
>     24V Electronic Engineer
>     Tamay Dogan Network
>     Debian GNU/Linux Consultant
>   

Das Problem ist immer das Investitionskapital und das Risiko des
Absatzes. Ich finde es toll, das es Leute/Firmen gibt, die solche
Produkte auch in Deutschland entwickeln/fertigen, die zudem noch auf
Kompatibilität mit Linux getestet oder darauf ausgelegt sind. Bei uns in
der Firma ist das (abgesehen vom Linux-Fileserver) leider kein Thema.
Die Frage ist immer, ob der Markt vorhanden ist. Der Eee PC und die
ganzen Nachfolger haben einen neuen Markt erschlossen, die erst durch
die billige Herstellung möglich war. Bei 200 Euro Herstellungskosten
liegt der Verkaufspreis natürlich deutlich höher, denn irgendwie müssen
die Investitioskosten für vielleicht 1,5 Mio Stück wieder reinkommen.
Asus ist keine kleine Firma, die können so was locker stemmen, denke
ich. Gerade bei der derzeitigen Lage (kommende Weltwirtschaftskrise?)
wird das aber immer schwieriger.
Vielleicht ist das auch eine Chance für Linux, denn man kann sicher
nicht unerhebliche Lizenzkosten einsparen.
Genug OT jetzt ;-)

Mit freundlichem Gruß
Jan Kappler


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