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Re: [OT] Sprachentwicklung



On Friday 07 April 2006 09:54, Frank Küster wrote:
> Gebhard Dettmar <gebhard.dettmar@student.hu-berlin.de> wrote:
> > On Thursday 06 April 2006 10:27, Frank Küster wrote:
> >> Gebhard Dettmar <gebhard.dettmar@student.hu-berlin.de> wrote:
> >> > On Wednesday 05 April 2006 11:48, Frank Küster wrote:
> >> >> Gebhard Dettmar <gebhard.dettmar@student.hu-berlin.de> wrote:
> >> >> >> > [...]
> >> >> >
> >> >> > [...]
> >>
> >> [...]
>
> Ich hege große Zweifel dass die Leute, die zuerst "Firewall" in
> deutschen Sätzen verwendet bzw. geschrieben haben, genug Latein konnten
> *und* sich dafür interessiert hätten.  Ich behaupte, über das verwendete
> Geschlecht entscheidet eine Mischung von Gründen, etwa
>
> - gibt es bereits ein deutsches Wort mit ähnlicher Bedeutung?  (Wie etwa
>   beim Schein-Fremdwort "Handy" das Telefon)
>
> - gibt es für einen Hauptbestandteil eines zusammengesetzten Fremdwortes
>   ein deutsches Wort?
>
> - Wie "fühlt" sich das Wort an - z.B. wird man wohl eher "das stärker
>   verbreitete BSE" sagen als "die... BSE", auch wenn es natürlich eine
>   Abkürzung für Enzephalopatie ist.
>
Nach der Antwort von Herrn Victor würde ich sagen, du hast auf der ganzen 
Linie recht. Synchron statt diachron heißt ja letztlich: hier ist es 
wirklich der Volksmund, der entscheidet. Der baut zwar manchmal, wenn man 
so will, Mist, aber das ist dann halt so.

> Übrigens sieht man beim BSE auch, dass viele Fremdworte möglichst so
> gebraucht werden, dass man sich nicht festlegen muss (z.B. der
> Wikipedia-Artikel
> http://de.wikipedia.org/wiki/Public_Private_Partnership); wahrscheinlich
> entscheidet man sich erst für einen Artikel, wenn das Wort geläufiger
> geworden ist.
>
genau das hab ich beim URL zuerst auch versucht: Artikel zu vermeiden
Wenn das nicht geht, übersetzt man sich halt entweder: vereinheitlichter 
Ressourcenbezeichner oder vereinheitlichte Resourcenadresse, wobei man, 
wenn man schon bei locator ist, bestimmt maskulinum wählen würde. 
Wahrscheinlich reicht es aber schon, bei URL an Adresse zu denken, selbst 
wenn man gar nicht weiß, wofür die Abkürzung steht.

> Die einzige Sorte Wörter, bei denen ich denke, dass man wirklich
> einfache Gesetzmäßigkeiten findet, sind solche, die in der Fremdsprache
> in einer Weise aus dem Wortstamm gebildet wurden, wie es auch im
> Deutschen möglich wäre.  Beispiel: route -> router, Verb+er geht auch im
> Deutschen, also wie im Deutschen "der Router".
>
Klar, da liegts auf der Hand

> >> Ich spreche URL Url, da sträubt sich gar nichts.  Denkst du "die
> >> BSE", wenn du vom Rinderwahn sprichst (i.d.R. ohne Artikel, aber mit
> >> Geschlecht, z.B. "...im Vergleich zum viel weiter verbreiteten BSE")?
> >
> > Das geht beides (Neutrum und femininum), da griech. pathos, ous, to
> > (=neutrum) und pathe, es, he (=fem.) Leiden heißt.
>
> Aber encephalopathy/Enzephalopathie ist doch wohl ohne Zweifel
> feminin.
>
Hast recht, sind alle auf pathie endenden Wörter (Homöopathie etc.) 
Wahrscheinlich sogar alle "echten" (also nicht nur entlehnten) Fremdwörter 
wie Historie, Astronomie, Pathologie etc. (alles griech. ia, ist immer 
fem., auch wenn Maskulina wie logos drinstecken) Diese echten Fremdwörter 
sind ja auch vorwiegend bei Fachleuten im Gebrauch, die sich nicht das 
gleiche wie der Volksmund rausnehmen können. Ich würde vermuten, sowas wie 
"...im Vergleich zum viel weiter verbreiteten BSE" kommt immer dann 
zustande, wenn eine Abkürzung einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht - 
da kann der Volksmund wieder dazwischenpfuschen und möglicherweise sogar 
die Fachsprache beeinflussen (falls das Zitat aus einer Fachpublikation 
stammt)
Gruß, Gebhard

-- 
Generosity and perfection are your everlasting goals.



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