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Re: an erster Stelle



Peter Baumgartner schrieb:

Aber um ein "öffentliches Interesse" zu erzeugen, mußt Du erstmal den Behördenvertretern beweisen, dass OS Software mindestens so gut ist wie.... Das scheitert aber an zwei Fakten: 1. Beamte sind (Ausnahmen bestätigen die Regel) bequem: Solange sie die Lizenzen für ihr Windows bezahlen können, suchen sie nicht aktiv nach etwas neuem.

Ich stelle mal kurz eine Ausnahme vor. Ich arbeite am Landessozialgericht in Essen, welches die Oberbehörde für die gesamte Sozialgerichtsbarkeit in NRW ist. Nach knapp 10 Jahren mit SCO und Merge stellen wir nun komplett auf Debian/win4lin (mit win98 - hehe...) um. Dies ist dem Ehrgeiz und dem Engagement einzelner IT-Verantwortlicher zu verdanken, die sich dem Win/Outlook-Fanatismus der hohen Entscheidungsträger jahrelang entgegengestellt haben.

Die Kosten hierfür sind nicht zu unterschätzen, genauso wie die Administrative Planung der Umstellung, die wir an eine externe Firma ausgelagert haben. Dennoch wäre ein Umstieg auf XP/Office inkl. Serverlandschaft ungleich teurer, von der Firmenbindung mal ganz abgesehen. Die Lizenzkosten sind schon in den Köpfen der Entscheider - ein Vertrag mit Wartung und Updates für M$-Produkte kostet die Gesamtjustiz in NRW in drei Jahren ~14 Mio Euros(!). Da macht man sich schon Gedanken über Alternativen.

Leider sind die meisten Fachanwendungen für Windows programmiert - dies ist ein Hauptkostenfaktor, der den Umstieg erschwert, da diese neu geschrieben werden müßten. Wir werden unserer Vorreiterrolle dadurch gerecht, daß wir unsere Software als Intranet-Webapplikation zur Verfügung stellen - der Programmieraufwand ist mit inhouse-Kräften realisiert und enorm hoch. Es gibt OSS-Arbeitskreise im Ministerium, die sich mit nichts anderem beschäftigen, als mit der Entwicklung von Migrationsmodellen. Sicherlich gibt es viel Bequemlichkeit, aber auch Teilmigrationen zu OSS, wie etwa die Verwendung von OOffice statt W$-Office sind durchaus an der Tagesordnung und werden auch umgesetzt.

Gerade die Verwaltung ist ziemlich fortschrittlich, was den OSS-Ansatz angeht, schon allein deswegen, weil es nicht die Gefahr der Insolvenz gibt, und man längerfristige Kostenmodelle aufstellen kann. Sag mir doch mal einen privatwirtschaftlichen Betrieb, der nicht auf Linux spezialisiert ist, und nur auf OSS baut - das gibt es nicht, weil sich das keiner leisten kann. Die bestehenden Funktionalitäten zu migrieren ist immer ein Zeit- und somit auch ein Kostenfaktor, den sich wirtschaftliche Unternehmen kaum leisten können. Die Lizenzfrage spielt da nicht die Hauptrolle. Der Umstellungsprozess wird unglaublich langsam verlaufen, solange Anwendungen nur für W$ produziert werden (Anders mag das bei Firmenneugründungen aussehen).

Was die Verwaltung angeht, so ist die Präzedenz München unglaublich wichtig, da das Signal, das von dort ausgeht überall gehört wird. SuSE darf das auf keinen Fall verbocken, sonst werden die Betonköpfe nur in ihren Vorurteilen bestätigt.

Wenn man natürlich ein paar öffentliche Verwaltungen überzeugen könnte, OO auf Win2k, MacOS usw einzusetzen...
OOPs, jetzt hör ich auf, sonst...
s.o. Das passiert durchaus.
Gruß
Christoph



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