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[Debian]: Re: [OT] Kernel "backen", Linux im Betrieb?



On Sun, 5 Apr 1998, Marcus Brinkmann wrote:

> On Sat, Apr 04, 1998 at 03:43:03AM +0200,  Andreas Hengstberger wrote:
> > 
> > Nach DIN 66 234 Teil 8 soll eine ergonomisch gestaltete Software folgende
> > Mindestbedingungen erfüllen:
> > aufgabenangemessen, selbstbeschreibungsfähig, steuerbar, erwartungskonform,
> > fehlerrobust
> 
> Allgemein würde ich dazu erst mal sagen, daß Linux sich nicht an
> irgendwelche DIN's messen wird und kann (DIN=Deutsche Industrie Norm).
> Erstens ist Linux international, und zweitens von der Geschichte her nicht
> für die Industrie konzipiert oder geschrieben worden. Ein DIN kompatibles
> Linux wäre ein eigenes Projekt und sollte wohl auch von den interessierten
> Gruppen erstellt werden (sprich finanziert ;)

Nun ja, ganz so einfach wüerde ich es nicht betrachten. Zuerst einmal sollte
sich jede Software an diesen Bedingungen messen lassen.

> Das heißt nicht, daß ich prinzipiell gegen die Schlagworte bin, die Du oben
> angeführt hast, aber die Interpretation dieser Schlagworte ist doch
> erheblich von Deinen eigenen Erwartungen abhängig.

Weniger von den eigenen als vielmehr von denen des angepeilten Benutzers.
Und weil man wohl wenig unbedarfte Sachbearbeiter findet, die Linux (oder
irgenein anderes BS) auf Shell-Ebene einsetzen, ist das ganze zumindest
einigermaßen zu relativieren.

> Eigentlich wollte ich ausführlicher auf die einzelnen Punkte antworten, aber
> mir wurde relativ schnell klar, daß die DIN Bestimmung in dieser Form nur
> für GUI Software relevant ist. 

Na ja, als Anwendungsprogrammierer auf einer IBM AS/400 kann ich das nicht
gerade sagen. Aber ich gebe zu daß heute eine grafische
Benutzerschnittstelle durchaus leichter auf DIN Stand zu bringen ist. Was
ich damit sagen will ist, daß man bei grafischer Bedienung durchaus
unbedarftere Anwender auf die Software loslassen darf.

> Für das Linux *Betriebssystem* sind andere Aspekte von viel größerer
> Bedeutung (z.B. Ruhe! Kein Programm sollte etwas ausgeben wenn es
> fehlerlos abläuft. z.B. rm, cp, mv, etc haben alle defaultmäßig keinen
> output). Andere Aspekte z.B. Erwartungskonformität würde ich anders
> beurteilen: Ich finde WYSIWYG relativ uninteressant, aber wenn ich meine
> TeX Befehle syntax richtig eingegeben habe, möchte ich auch, daß sie den
> Regeln des TeX Books entsprechend ausgeführt werden. 

Genau. Obwohl ich Ruhe nicht in der DIN finden kann würde ich sie in diesem
Fall durchaus als "der Aufgabe angemessen" beurteilen, da die Aufgabe ja
z.B. hieß "lösche Daten" und nicht "schwafel mich mit Schwachsinn voll".

> Ein anderes Beispiel sind Bibliotheken: Ergonomische Bibliotheken haben ganz
> andere Bedingungen zu erfüllen. Eine Bibliothek sollte unter gar keinen
> Umständen mit dem Endanwender kommunizieren. Das widerspricht natürlich DIN
> 66 234 Teil 8 gewaltig.
> 
> Was ich damit sagen will ist, daß für einen kleinen Teil der Linux Software
> DIN xxyyzz sowieso halbwegs interessant ist. Aber Linux ist für einen viel
> weiteren Hardware- und Anwendungsbereich konzipiert als die DIN. Es gibt
> aber (glaube ich) ein Projekt "Linux for embedded systems". Vielleicht ist
> für diesen eingeschränkten Zielbereich wichtiger.

Also was sich die "Speziallisten" bei der DIN gedacht haben betrifft nach
meiner Meinung (und der von einigen Leuten die da mehr drauf haben als ich)
eher Anwendungssoftware. Denn nahezu alle Punkte sind so formliert, daß der
Benutzer der jeweiligen Anwendung als Dreh- und Angelpunkt für die Bewertung
hergezogen wird. Das heißt für mich, daß ich durch Schulung des Anwenders
sogar meine Software-Bewertung verbessern kann, da er ja nach der Schulung
vieleicht etwas anderes erwartet als vorher.

Aber wenn man das anders sieht, so erwarte ich von einem rm, daß er gar nix
ausgibt, solange alles klar geht, und damit ist z.B. der rm für mich
"Erwartugskonform".

Was man also mit Bestimmtheit sagen kann, ist daß es doch sehr drauf
ankommt. Wenn ich also einen Datentypisten als Anwender habe, muß die SW
doch sehr viel besser getrimmt werden, als wenn ich einen Systemverwalter
oder Programmierer habe.

Und unter diesem Gesichtspunkt gibt es wohl schon noch einiges zu feilen
(z.B. dselect und Installationsprogramm), aber im großen und ganzen
entspricht Linux doch dem was man von einem Unix erwartet.

Ciao

Daniel

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Daniel Gross                                     eMail: dg@bingo.baynet.de
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... before I could come to any conclusion it occurred to me that my speech
or my silence, indeed any action of mine, would be a mere futility.  What
did it matter what anyone knew or ignored?  What did it matter who was
manager?  One gets sometimes such a flash of insight. The essentials of
this affair lay deep under the surface, beyond my reach, and beyond my
power of meddling.
		-- Joseph Conrad

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