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Re: ddtp: Prioritäten und Umgangston



On Wed, Jul 09, 2008 at 06:28:18PM +0200, Martin Eberhard Schauer wrote:
> Und was ist wichtiger: Lesbarkeit oder Original?
> 
> Im übrigen: verstehe ich hier eine sachliche Argumentation falsch als
> persönlichen Angriff?


Meine Position hierzu ist klar: Eine gute Übersetzung ist eine 
Übertragung von einer Sprache in die andere. Dabei ist es imho ein 
Fehler, die Grammatik der anderen Sprache zu kopieren. Das gleiche gilt 
für wortwörtliche Übernahmen.

Der Grund: Der Anspruch einer Übersetzung ist Korrektheit _und_ 
Verständlichkeit zugleich. Die Korrektheit bezieht sich dabei sowohl auf 
den besprochenen Gegenstand als auch auf die Sprache, in die übersetzt 
wird.

Genau das sind die Gründe, warum eine gute Übersetzung so schwierig ist: 
Der Übersetzer darf sich nicht hinter dem originalen Wortlaut 
verstecken, sondern muss den Sinn verstehen und erfolgreich in eine 
andere Sprache übertragen. Idealerweise gelingt es ihm dabei auch den 
Stil des Originals zu vermitteln. Wobei der letztere Punkt bei 
technischer Dokumentation nur begrenzt wünschenswert ist. Insbesondere 
bei der Übersetzung vom Deutschen ins Englische, wo der Stil oft zu 
salopp ist, um im Deutschen dann nicht laienhaft bis kindisch zu wirken.

Dazu kommt noch ein weiteres Argument: Überträgt jemand Dokumentation 
Wort für Wort, kommt etwas dabei heraus, was kaum oder garnicht zu 
verstehen ist. Eine Erklärung, die aber nicht verständlich ist, ist 
keine Erklärung.

Einige Dokumentationen sehen sehr danach aus, als ob jemand einfach die 
englischen durch die deutschen Vokabeln ersetzt hätte. Das nutzt 
niemandem. Am allerwenigsten den Anfängern, an die sich viele der 
einführenden Erklärungen wenden.

Das ist wie gesagt nur meine Position. Ich habe sie hier in so epischer 
Breite dargestellt, weil ich...

a) glaube damit nicht alleine dazustehen und...
b) gerne Bescheid wüsste, wenn das doch der Fall sein sollte ;-)

Zuletzt ein Wort zu »persönlichen Angriffen«.

Ich denke, jeder von uns hatte schon seine Flamewars - wenn nicht auf 
dieser Liste, dann eben wo anders. Ich habe daraus gelernt: Nichts kann 
soviel Sprengstoff enthalten wie eine Mail, die möglicherweise von 
jemandem geschrieben wurde, der gerade schlecht drauf ist, und die dann 
jemand liest, der sich sehr auf Untertöne versteht. 

Es ist eben so: Selbst ein Smiley kann einen Satz nicht auf die gleiche 
Weise entschärfen, wie das in einem normalen Gespräch der Fall ist.

Daher ist es wohl am klügsten, sich vermeintliche Provokationen und 
Angriffe nicht zu Herzen zu nehmen. In den meisten Fällen hat es nämlich 
das Gegenüber nicht wirklich so böse gemeint, wie es es vielleicht 
zunächst klang.  Zudem ist nicht jeder Geek/Coder/Admin/Linux-Hobbyist 
zugleich ein Dichterfürst, der jedes Wort auf die Goldwaage legt. 

Es kann helfen, das im Hinterkopf zu behalten.

Grüße

-- 
Benjamin Eckenfels

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