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Re: Plural von denglischen Wörtern?



* Florian Ernst <florian@uni-hd.de> (Monday 2004-11-15 12:21):
> Moinmoin!
> 
> On Mon, Nov 15, 2004 at 10:42:24AM +0100, Tobias Toedter wrote:
> > On Monday 15 November 2004 10:10, Helge Kreutzmann wrote:
> > > Paket-Repositories [bzw.]
> > > Paket-Repositorys
> > >
> > > Ich bevorzuge weiterhin die erste Version, aber vielleicht hat jemand
> > > Erfahrung/gute Argumente in der Pluralbildung von denglischen Wörtern?
> > 
> > nicht wirklich Erfahrung, und ich finde die erste Version auch besser, 
> > allerdings steht im Duden für Hobby -> Hobbys und für Party -> Partys. Ob 
> > das allerdings noch richtig »denglische« Wörter sind oder mittlerweile 
> > schon deutsche, ist auch die Frage.
> 
> Ebenso auch »Baby«, »Lady« und (mit Einschränkung) »Handy«.
> 
> Man hat sich bei der Festlegung der NDR dazu durchgerungen, bei
> derartigen Fremdwörtern rigoros im Plural das -s zu verwenden, siehe
> <http://www.ids-mannheim.de/reform/a1-8.html#P21>.
> 
> Da wir uns, wie wiederholt vehement diskutiert, an die NDR halten
> wollen und sollten, bliebe ausgehend von dieser Sachlage, so fürchte
> ich, wohl kein Zweifel...

Ich finde, dass die NDR viel Sinnvolles hat, aber der von Dir zitierte
Teil scheint nicht so konsequent zu sein. $20 (2) besagt:

	2) Doppelschreibungen

	Im Prozess der Integration entlehnter Wörter können
	fremdsprachige und integrierte Schreibung nebeneinander
	stehen. (Zu Haupt- und Nebenform siehe das Wörterverzeichnis.)

Er ist also eher beschreibend und zieht in Betracht, dass die
'integrierte Schreibung' möglicherweise nicht so gut ankommt. Im
Widerspruch dazu steht §21, der das Ergebnis der »Integration« für
alle Wörter auf '-y' vorschreibt, bzw. meint, da eine Regel zu
erkennen.

> 
> > Sollten wir darüber abstimmen, finde ich die englische Regelung (-ies) 
> > sinnvoller.
> 
> Ich persönlich hielte dies für weitaus schöner, aber unter den
> gegebenen Umständen nicht für zwingend sinnvoller. :)

(Gewagte These: Schöner _ist_ sinnvoller ;)

MoinMoin auch,

1) Ist es sinnvoll, diese Regel (der ich bestreite, dass sie überhaupt
noch existiert, s.u.) zur Vorschrift zu erheben? Besser ausdrücken
kann man sich durch die '-ys'-Konstruktion wohl nicht -- oder geht es
darum, allen klarzumachen, dass man auch »auf deutsche Art« ein
»Hobby« oder ein »Baby« haben kann? Um zu zeigen, dass man die
Eigenheiten der deutschen Sprache beherrscht, könnte man sich besser
an der Pluralbildung des (zufällig hier gerade passenden)
»Repositorium« abarbeiten ;)

Die Vorschrift wäre eher kontraproduktiv: das Erlernen der
Rechtschreibung wird eher erschwert, weil heutzutage bereits in der
Grundschule oft auch Englisch gelehrt wird; die Herkunft des Wortes
(und damit die Vernüpfung mit anderen Begriffen) wird verleugnet. Das
sind zwei Punkte, die nicht besonders dafür sprechen, dass dieser
Abschnitt bei der Reform angemessen behandelt worden ist.

Wenn man die Sache mal mehr aus der Perspektive des Anwenders sieht:

2) Der Duden dient nach seinem Verständnis immer noch dazu, die
bestehende Verwendung von Wörtern zu beschreiben, aber nicht
vorzuschreiben.  Es geht darum, dass man, wenn man reinschaut, einen
Anhaltspunkt gewinnt, wie eben so gesprochen wird.  Es gibt aber genug
Leute (und Anwender), die »Meine Hobbies« oder »Ladies und Gentlemen«
schreiben (und auch ohne Probleme lesen), einfach, weil sie Englisch
verstehen und sich weiter keinen Kopf darum machen.

Laut Google (deutschsprachige Seiten):

Hobbys   1.380.000
Hobbies    914.000
Babys    1.230.000
Babies     362.000
"Hey Ladys"    864
"Hey Ladies" 3.500

Das '-ies' ist also absolut gängig, was aber scheinbar die
Dudenredaktion noch nicht begriffen hat. Beide Schreibweisen
existieren nebeneinander. Die '-ys'-Regel gibt es einfach nicht (oder
nicht mehr).

3) Je mehr man dazu übergeht, deutsche und englische Dokumentation
nebeneinander zu setzen - sei es gezwungen (wenn keine Übersetzung
vorhanden ist), sei es gewollt - desto krasser treten Konstruktionen
wie »Repositorys« gegen das originäre englische Wort hervor.

Wie Du richtig sagst, ist das unschön, und es besteht außerdem die
Gefahr, dass diese Situation bei der Lokalisierung und Übersetzung
viel öfter auftritt als bei der Art von Texten, die der Duden
normalerweise behandelt.  Ich kann also die '-ies'-Schreibweise nur
empfehlen.

Zusammenfassend bin ich dafür, §21 als »Kann«-Regel aufzufassen.  Will
heißen: Wenn jemand gegen diese »Vorschrift« verstößt, sollte das
nicht dazu führen, dass der betreffende Text abgelehnt wird. Ich
bestreite aber nicht, dass der Einwand des Gutachters berechtigt war,
denn schließlich hatte man sich auf der Liste für die NDR
ausgesprochen.  Nur sollte man vielleicht hier eine Ausnahme machen.

Beste Grüße,
	Matthias



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