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Re: Ein paar Worte zur Wortliste



Hallo Helge

>> Gibt der Fragende das Wort 'Bootstrap' in Google ein und lässt sich nur
die
>> deutschen Dokumente anzeigen, gibt 11000 Treffer und gleich der erste
>> verweist auf ein Glossar das den Begriff ein einem Satz erklärt. Also
genau
>> dass, was der Fragende braucht.

>Sollen wir also ein »google-Ranking« für Übersetzungen einführen?

Ginge es nach Google, müsste man 'wäre' mit 'h' schreiben, ich weiss ;-)
Das Google-Ranking sollte aber insofern Berücksichtigung finden als das
man hier den existierenden Sprachgebrauch erkennt und seine Dokumente so
verfassen kann, dass der Teil der Leser der lernen möchte um was es geht,
schneller Sekundärinformationen zum Thema findet. Insbesondere durch
Gespräche/Schriftverkehr mit Experten.
Ich benutze hier den Begiff Experte hier mal als Platzhalter für 'jemanden
der sich damit auskennt'.

>Ich halte es für viel sinnvoller, entweder

>a)eine Übersetzungstabelle bereitzustellen (für die Nutzer, d.h. ein
>  Link auf der Seite von der Art: häufig gebrauchte Wörter und ihre
>  englische Entsprechung), oder
>b)Links auf z.B. die Wikipedia bei technischeren Begriffen.

Ein richtiges Glossar ist eigentlich immer sehr sinnvoll.
Insbesondere bei HTML-Dokumenten fällt es leicht den englischen
Fachterminus zu verwenden und mit dem Glossar zu verlinken.

>> concurrency - Nebenläufigkeit
>> Gleichzeitigkeit halte ich für korrekter. (dict.leo.org meint das auch)
[...]

>Sorry, daß ist richtig. In Deinem Rechner passiert nichts
>gleichzeitig, denn die CPU kann halt nur einen Task zu einer
>bestimmten Zeit ausführen (auch wenn es anders aussehen mag).

Die Logik ist parallel. Und dass ist das Einzige was zählt. Wie die
logisch paralellen Vorgänge physikalisch realisiert werden, spielt
absolut keine Rolle.
Wenn es in ein paar Jahren Rechner gibt, bei denen tatsächlich alle
Threads auch physikalisch parallel verarbeitet werden, dann wird sich
am Terminus 'concurrent' nichts ändern.
Die von die angesprochene Sequenzialität der Dinge ist nicht
reproduzierbar. Sonst gäbe es keine Race-Conditions und Spinlocks,
Ring-Buffer oder Semaphoren wären überflüssig.

>Oder hast Du ein Mehrprozessorsystem? Aber selbst dann sind es halt zwei,
>oder vier Prozesse. Ich halte das für technisch sauber und korrekt
>übersetzt. Informatiker mögen meine Beschreibung korrigieren.

Da sprichst Du den richtigen an.
Ich habe bereits Anfang der 90er Jahre Transputer in Occam programmiert
(Simulationen), wo tatsächlich jeder Thread eine CPU für sich hatte :-))
BTW: Die aktuellen Rechner von Aldi und Mediamarkt sind mit einem
P4 HT Prozessor bestückt, bei dem bereits sehr viele Dinge auch
physikalisch gleichzeitig ablaufen.
Aber wie schon gesagt, es geht ausschliesslich um die logische Parallelität.

>> remote - entfernt
[...]

>S.o. Ich lese »remote«. Ich kann kein englisch. Also schlag ich nach,
>sehe da abseitig, entfernt, entlegen. Was ist jetzt der Vorteil
>gegenüber der Verwendung des deutschen Begriffs? Wenn ich von Computer
>Ahnung habe, weiß ich auch, daß »entfernt« sich nicht auf Kilometer,
>sondern auf Netztopologie bezieht.

Der Vorteil ist, das Du jemanden fragen kannst der Ahnung hat.
Fragst Du einen Bekannten was denn 'entfernt' bedeutet, bedarf es einer
Beschreibung des Problems, damit der Bekannte früher oder später aus dem
Kontext erkennt was Du meinst.

>> scroll - rollen; laufen
[...]

>Ohjemine. Mein Vater hatte am Anfang schon ein Problem mit dem Konzept
>des »Scrollbalkens« (für ihn funktioniert er genau falschherum) --
>geschweige denn, daß er mit dem Begriff des »scrollens« was anfangen
>kann.

Ich vermute das Problem mit dem Konzept stand in keinem Zusammenhang mit
dem verwendeten Wort.

>Das »rollen« dagegen trifft ja heute auch für viele Nutzer zu,
>den das Rad in der Maus müssen sie ja tatsächlich rollen.

Das ist eine scheinbar sinnfällige aber falsche Assoziation.
Der Mac hat immernoch eine Eintastenmaus und die Anwender scrollen.
VAX & Alpha Mäuse habe auch kein Rad und es wird gescrollt.
Und ich selbst scrolle meistens mit den Cursortasten.

>> thread - Strang
>> Eigentlich dasselbe Problem wie bei bootstrap.
>> Der Programmier weiss was ein Thread ist und kann mit Strang nichts
>> anfangen. Der Anwender der sich informieren will um was es geht, muss
>> den Begriff Thread kennen um weiter zu kommen.

>Aber es gibt auch Email- oder News-»threads«. Und bei einem
>Diskussionsstrang weiß ich auch als deutscher, was gemeint ist.

Bezogen auf Mail und News halte ich 'Strang' für eine gelungene Übersetzung.

Aber:
multi threading - Mehrfachsträngigkeit?
Hyper Threading - Hypersträngigkeit?

Ein Übersetzer würde sich doch eher den Daumen abbeissen bevor er solche
Worte schreibt, oder?
Wenn aber die deutschen Begriffe beim Leser nicht die Assoziation zum
bekannten 'Strang' wecken, wäre es ungüstig.
Denn der Englische Leser, der nichts über Intels HT-Technologie weiss
aber Threads kennt, wird beim Lesen des Begriffs 'Hyper Threading'
sofort die richtige Assoziation haben, welche ihm das Lernen erheblich
vereinfacht.
Ein Deutscher Leser, dem diese sprachliche Brücke verwehrt wird, hat es
da schwerer.

An anderer Stelle habe ich gelesen, dass sich die deutschen Dokumente
eher an den Anfänger als an den Experten wenden und dass man den Anfänger
nicht mit englischen Begriffen verschrecken möchte.
Auf den ersten Blick ist das für mich verständlich und akzeptabel.
Der Experte wird wohl nicht erwarten das er von einem Übersetzer erklärt
bekommt was Intel unter 'Hyper Threading' versteht.
Die Tasache, dass Experten die englischen Originaldokumente lesen hat aber
bekanntermassen zur Folge dass sie automatisch die gelernten englischen
Fachbegriffe auch in ihrer deutschen Kommunikation benutzen.
Daraus folgt dann dass sogn. 'Fachchinesisch' der Experten, was ja
besonders aus der Medizin bekannt ist.
Ich glaube das es in vielen Fällen so ist, dass der Experte wirklich
nicht weiss wovon der Anfänger spricht (Strang, urladen) und ein Gespräch
nichts ausser Frust und evtl. Agressionen beim Anfänger erzeugt.
Ich merke es selbst in meiner Familie. Mit meinem ganzen technischen
Wissen kann ich nichts anfangen wenn ich die Frage nicht verstehe.
Meistens kann ich mir das deutsche Dokument zeigen lassen und erkenne
aus dem Kontext was gemeint ist, so dass ich antworten kann.
Aber via News/Mail/Webforen wird so etwas schon schwieriger.
Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass man den Anfänger schon von
Anfang an, in einer geeigneten Form, mit den englischen Fachbegriffen
konfrontieren sollte, sei es das man den englischen Begriff in Klammern
dahinter schreibt oder in HTML Dokumenten auf ein Glossar verweist.

Kurz gefasst wünsche ich mir, zum einen, dass der Wortschatz den Anfänger
und Experten gebrauchen möglichst viel gemeinsam hat, damit die
Kommunikation
zwischen Anfänger und Experten nicht am Fachchinesisch und deren Übersetzung
scheitert und zum anderen den Vorteil der korrekten Assoziation bei
wortverwanten
Fachbegriffen nicht zu verlieren.

Das dieser Wunsch keine allzu hohe Priorität haben kann ist mir schon klar
aber vieleicht fließen diese Überlegungen in die ein oder andere
Entscheidung
mit ein.

Und ja, es wäre besser wenn sich die Experten den deutschen Begriffen nähern
würden, als die Anfänger dem Fachchinesisch aber wir wissen das dies in der
Praxis nicht geschehen wird.

Ciao
Arno




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