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Re: Betrifft: Probleme mit USB Stick//Nachfragen III



Am Samstag, den 23.10.2021, 14:08 +0000 schrieb tobias schwibingerr:
> Wir warten sicherheitshalber immer zwei Minuten bis z.B. MC sagt:
> Kopiervorgang abgeschlossen,
> dann kommt Auswerfen, und dann erst Stick raus.
> Was wuerde passieren, wenn man Aushaengen sagt. Das soll doch falsch
> sein.

Ich benutze MATE auf Debian 10 Buster.
Ich assoziiere 'Aushängen' mit unmount und
'Auswerfen' mit unmount + deaktivieren des Gerätes.
Da du geschrieben hast, dass Ihr noch lernt, erkläre ich etwas
ausführlicher.

Zum Verständnis, ein aktiver Datenträger (Stick, USB-HDD, USB-SSD,
etc.) ist als Block-Device im System sichtbar.
Zum Beispiel wird mein Stick nach dem anstecken sichtbar als
'/dev/sdc'.
Hat der Stick eine Partitionstabelle, erscheint für jede Partition ein
zusätzliches Block-Device.
Mein Stick hat eine Partition in der Größe des gesamten Sticks.
Diese Partition erscheint als '/dev/sdc1'.
In dieser Partition liegt dann ein Filesystem, bei Sticks meistens
exFAT oder FAT32.
Man kann auch das Filesystem direkt auf den Stick anlegen.
Dann gibt es keine Partitionen und das Filesystem liegt direkt auf
'/dev/sdc'. Dies nennt man dann Superdisk, da früher auf echten
Disketten auch keine Partitionen angelegt wurden, sondern gleich das
Filesystem drauf gebügelt wurde.
Linux wie Windows können mit Superdisks umgehen solange sie das
Filesystem kennen.
Linux kann auch mit mehreren Partitionen auf einen Stick umgehen.
Windows erwartet nur eine Partition wenn es sich um einen Stick
handelt. Sollten mehrere Partitionen drauf sein, zeigt Windows nur die
erste an. Zumindest war das unter Win7 noch so.
Von Mac weis ich es leider nicht, da ich Mac zuletzt Anfang der 1990ern
benutzt habe und da gab es noch kein USB.

Die meisten (alle?) grafischen Oberflächen hängen das/die gefundenen
Filesysteme automatisch ein und zeigen diese an.
Dieses einhängen nennt sich im original 'mount' (montieren).
Dadurch kann auf die gefundenen Filesysteme zugegriffen werden.
Unter Linux ist das meistens unter '/media/{username}/{label}'.
Unter Windows wird ein freier Laufwerksbuchstabe genommen.

Das 'Aushängen' bedeutet, dass dieses Filesystem ausgehängt
(abmontiert) wird. Dadurch verschwindet der Eintrag unter
'/media/{username}/', bzw. unter Windows das Laufwerk.
Unter Linux bleibt das Gerät unter '/dev/' selber aber sichtbar.

'Auswerfen' hingegen, geht eine Ebene tiefer, zum Gerät selbst.
Sollten mehrere Partitionen auf dem Gerät vorhanden sein, werden alle
Filesysteme der Partitionen des Geräts ausgehängt.
Danach wird das Gerät abgeschaltet.
Bei vielen externen HDDs, SSDs oder Sticks erkennt man das an der
erloschenen LED, oder sie blinkt ganz langsam.
Dabei verschwinden auch oft die Einträge unter '/dev/'.
Das Verhalten ist unterschiedlich vom Hersteller.
Ich hatte schon eine externe HDD bei der man hören konnte wie sie
runterdreht und die LED ging aus. Auch bei vielen Sticks erlischt die
LED.

In der Praxis (unter MATE) hab ich beide getestet und beide
deaktivieren das Gerät. Macht also keinen Unterschied ob man
'Aushängen' oder 'Auswerfen' benutzt.
Wichtig ist, dass dabei das Filesystem in einem konsistenten Zustand
geschlossen wird.
Unter MATE hab ich einen Benachrichtigungs-Daemon.
Wenn ich 'Auswerfen' wähle, erscheint eine Infobox die sinngemäß sagt:
'das Gerät kann jetzt entfernt werden' oder wenn noch Daten aus dem
Cache geschrieben werden 'bitte warten bis alle Daten geschrieben
wurden'.

> Leider habe ich eine schlechte Nachricht. Wir haben den Stick jetzt
> laenger an einem Rechner nur probiert, weil Du sagtest, Sticks machen
> Probleme, wenn sie an mehreren Rechnern benutzt werden.
> Bei einem Rechner von einem Kollegen haben wir ihn dreimal mit
> Windows formatieren lassen.

Windows formatiert meistens nur schnell.
Dabei wird nur die FAT (File Allocation Table) angelegt und die
befindet sich am Anfang des Filesystems.
Wenn ein Speicherchip weiter hinten kaputt ist, fällt das beim
schnellen formatieren nicht auf.

> Dann kann man drei, vier mal Dateien auf den Stick kopieren, dann
> greift MC nicht mehr auf den Stick zu.

Dann wurde eine Datei in einen kaputten Teil geschrieben und das
Filesystem hat dadurch einen Schaden.

> Dann muesste wohl die Hardware kaputt sein. Wir werden den Stick in
> den Computerladen zurueckbringen.
> Was mich, bzw. uns, irritiert, 20 andere Sticks haben noch nie Stress
> gemacht.

Sei doch froh, dass nur ein Stick kaputt ist.
Wäre schlimm wenn alle 20 kaputt wären :)

> Formatieren mit Linux geht nicht, weil der Rechner den Stick nicht
> erreicht.
> Noch dazu kommt, dass auch eine externe Festplatte vor einiger Zeit
> Stress machte, die auch nur noch mit Windows formatiert werden
> konnte. Ist das Zufall?

Kann es sein, dass dein USB-Port zu wenig Strom liefert?
Wenn bei mir USB-Geräte herum zicken stecke ich sie mal hinten an
(Buchsen direkt am Mainboard) und schau ob es da auch ist.
Buchsen an der Vorderseite des Gehäuses sind über Kabeln am Mainboard
angesteckt. Diese Kabeln sind oft von schlechter Qualität und die
Steckverbindungen sind auch oft mies.
Das erhöht das Rauschen am Datenkanal und kann auch den Strom begrenzen
was für einige Geräte (speziell HDD) für Ausfälle sorgen kann.
Wir hatten mal eine USB-HDD (zu Anfangszeiten solcher Geräte) die oft
Probleme machte. Wir haben dann von der USB-Buchse nur die
Datenleitungen mit den Mainboard verbunden, Masse und +5V direkt vom
Netzteil an die Buchse geführt (gelötet). Die Platte machte nie wieder
Probleme und hatte es noch nie so eilig die Daten zu lesen oder
scheiben.

> Danke fuer Deine Hinweise. Wir werden in jedem Fall einen neuen Stick
> kaufen.
> Wir fragen hier, um Linux zu lernen, und wenn ein Stick kaputt ist,
> ist er halt kaputt.
> Es ist ja schon verdaechtig, dass 20 andere Sticks nie Probleme
> gemacht haben.

Wenn andere Sticks nie Probleme bereitet haben, liegt der Verdacht
tatsächlich am Stick.
Wenn ich den Verdacht habe, beschreibe ich den Stick einfach mit 'dd'
und schaue wieviel Byte geschrieben werden konnten.

$ dd if=/dev/zero of=/dev/sdx bs=4096

Im Beispiel steht '/dev/sdx' für das Device des Sticks.
Dadurch wird der Stick von Anfang an laufen mit Nullen befüllt in
Blöcken von 4kB Größe. Sobald 'dd' abbricht, gibt es die Menge der
geschriebenen Bytes aus. Diese sollte der Größe des Sticks entsprechen.
Wenn nicht, ist mindestens ein Speicherchip kaputt.

-- 
Sascha Reißner <reiszner@novaplan.at>


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