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Re: Notebook für Debian/GNU Linux ( solved )



Mahlzeit,

Am 18.10.2015 um 11:49 schrieb Christian Knoke:
> Jan Kappler schrieb am 18. Oct um 02:49 Uhr:
>
>> Die Spezifikationen hören sich zwar gut an, doch die Verwendung von
>> Intel CPU lässt mich eher zweifeln. Ich finde, es wäre Zeit für
>> Konkurrenz, denn mit AMD sieht es derzeit eher nicht so gut aus. Ich
>> will mir nicht vorstellen, wie sich "der Markt" entwickelt, wenn AMD
>> pleite ginge und Intel praktisch marktbeherrschend wäre...
> Gibt es ja, eine technisch weit überlegene Prozessortechnologie, technisch
> ausgereift, mit günstigen Lizenzen, so dass eine Reihe von
> Prozessorherstellern die Chips zu niedrigen Preisen seit Jahren erfolgreich
> vermarkten. Seit kurzem sogar 64-Bit, auch wenn es bei der Produktion aus
> mir unbekannten Gründen noch ein bisschen hapert.

meinst Du ARM? Das soll ein Witz sein, oder?

Machen wir uns nichts vor: Geht es um niedrigen Stromverbrauch, sind
ARM-basierte Prozessoren sicher besser als Intel. Nicht umsonst werden
sie in den meisten Smartphones und Tablets eingesetzt. ARM ist meiner
Ansicht nach jedoch weit davon entfernt, von der Leistung her mit Intel
konkurrieren zu können. Spiele laufen auf den ganzen Gadgets nur so
schön, weil eine leistungsfähige GPU drin steckt. Klar haben die teuren
Geräte auch hoch auflösende Displays, aber billig sind sie dann nicht
mehr. Ist die CPU zu schwach, kommt es mit der üblichen Software zu den
bekannten Problemen mit der Performance, die Smartphone-Nutzer immer
wieder bemängeln.

Ja, die Lizenzierung ist nicht schlecht und ermöglicht preiswerte SoC,
doch was kommt dabei heraus?

Der größte Nachteil von ARM-basierten Systemen sind fehlende Standards:
Für die meisten Mainboards gibt es viele x86-Prozessoren, die man
einsetzen kann, natürlich muss man zwischen AMD und Intel unterscheiden.
Der Kunde (oder der PC-Bauer) kann also aus einer recht großen Vielfalt
auswählen.
Bei ARM gibt es das nicht. Praktisch alle Prozessoren gibt es nur als
SoC, weil ARM selbst nur lizenziert. Im Prinzip ist das nicht schlecht,
nur ist die Folge, das der Boot-Prozess auf jeder Gurke anders ist und
man ohne detaillierte Informationen und/oder binären Blob des
Herstellers nicht sehr weit kommt. Man sieht das Problem ja am Raspberry
Pi, wie lange es gedauert hat, bis zumindest ein freier Grafiktreiber
verfügbar wurde. Meines Wissens braucht man aber zum Booten nach wie vor
einen binären Blob.

Natürlich sieht es mit notwendiger unfreier Software auf PC meist
ähnlich aus (Stichwort BIOS/UEFI, Firmware...), jedoch wird das Problem
mit ARM-SoC meines Erachtens noch schlimmer. Man sieht den Unterschied
zum Beispiel bei Tablets und Secure Boot: Während man es auf
x86-Systemen abschalten können muss, ist das bei ARM-basierten nicht der
Fall. Korrigiert mich, falls ich falsch liegen sollte.

ARM hat sicher Potenzial, das sieht man an der von Dir erwähnten
64-Bit-Plattform und den bereits angebotenen Servern, die wohl für die
meisten Alltags-Anwendungen besser skalieren als bisherige Server mit
x86. Eine Revolution hat ARM damit aber bisher nicht ausgelöst.
Momentan profitieren die Hersteller von der zunehmenden Mobilität der
Menschen. Viele Dinge werden mit mobilen Geräten gemacht, die man früher
am PC erledigt hat. Andererseits sind die meisten Anwendungen Spielerei.
Wirkliches Arbeiten auf den kleinen Bildschirmen, ohne dedizierte
Tastatur ist nicht wirklich angenehm, finde ich. Der oft beschworene Tod
des PC wird wohl weiterhin auf sich warten lassen.
Außerdem stecken in den meisten Routern, Settop-Boxen und ähnlichen
Geräten solche SoC, die aber nicht irrsinnig viel Leistung haben müssen.
Die große Stückzahl sichert vermutlich ein gutes Geschäft.

Ich wäre froh, wenn es ARM-basierte Mainboards oder Laptops als
Alternative gäbe, doch dem ist nicht so. Entweder es gibt billige
Kisten, die nicht mehr taugen als diese 60-Euro-Tablets, oder es gibt
diese Chromebooks. Lese ich jedoch, das diese Teile ebenfalls ein TPM
haben und man sich mehr oder weniger von Google abhängig macht, erlischt
mein Interesse daran.

Falls jemand echte Alternativen aufzeigen kann, wäre das toll. Ich
denke, derzeit hat einfach kein Hersteller ein Interesse an offener
Hardware und Software in dieser Leistungsklasse.

> Debian läuft auch drauf.
>
> Bei der Intel-Architektur wird dass nichts mehr mit der Konkurrenz. Da sind
> zuviele Patente drauf. AMD hats auch nur bis heute geschafft, weil sie sehr
> früh eingestiegen sind und am Anfang alles selbst entwickelt haben.
>
> Christian

Das mag sicher sein. Derzeit sieht es für AMD nicht gut aus. Andere
Konkurrenten wie Via sind nicht wirklich bedeutsam.
Es gibt ja Entwicklungen in Sachen anderer Architekturen wie MIPS, die
wieder Fahrt aufnehmen. Auch CPUs auf Basis freier IP-Cores auf FPGA
sind sicher interessant, doch kaum eine Alternative für die Masse.
Vielleicht passiert ja auch ein Wunder und ein Hersteller interessiert
sich für eine offene Architektur auf Basis von ARM.

-- 


Mit freundlichem Gruß
Jan Kappler


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