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Re: Malware



Hallo Hugo!
On Mon, 2013-11-11 at 13:58 +0100, Hugo Wau wrote:

> Betriebssystem ist ein Geschäft, das sich dramatisch verändert, weil,
> für zunehmend 'indirekt' dafür bezahlt wird (siehe Android). Auch bei
> Open Source (und damit sind wir bei Debian) ist es profitabel, einen
> Webbrowser mit vorgegebenen Suchmaschinen mitzuliefern.
> Selbst Dienstleistungen, wie kostenloses 'mobile-Internet' werden
> inzwischen 'indirekt'bezahlt (z.B. Netzclub - überall kostenlos mobil
> ins Internet, wenn auch langsam).

Dies ist auf jeden Fall ein richtiger und wichtiger Hinweis!
Wobei eine Community wie Debian hier ja deutlich transparenter ist. Un
Diskussionen bezüglich "Vertrauen der Quellen" haben ja auch positive
Entwicklungen mit sich gebracht. So hat Debian wohl ein Projekt, dass
die Paketerstellung klar definiert, so dass Pakete auf verschiedenen
Systemen gebaut werden können und das Ergebnis muss überall gleich sein.
Oder habe ich da in der Vergangenheit etwas nicht richtig mitbekommen?
Ich muss gestehen, dass ich mich mit diesem Aspekt bisher nicht zu sehr
beschäftigt habe. (Ich habe auch Windows im Einsatz - wenn ich da jetzt
den Debian-Paket-Maintainern misstrauen würde, dann würde ich mich wohl
erst einmal in eine geschlossene Anstalt einweisen müssen :) )

> > Aber ehe ich Windows durch Linux ersetzen würde, würde ich auf andere
> > Dinge achten. Im privaten Bereich geben die Leute doch teilweise ehh
> > schon alles von sich.  [...]
> Zum Beispiel mit Open-Source-Android. Wer kann schon überwachen oder
> kontrollieren, was sein Handy irgendwo-hin posaunt. 
Ja, Open-Source ist ein zu waschiger Begriff. Android ist ja nicht zu
100% Open-Source. Es gibt Closed-Source Bereiche. Und es ist aus meiner
Sicht wichtig, dass die Entwicklung selbst offen gelegt ist von den
Prozessen. (Das ist ein Punkt, den ich an Linux auch nicht mag. Ich
glaube weder an einen unfehlbaren Papst noch an einen unfehlbaren
Linux-Kernel-Maintainer. Dieses Core-Team bei FreeBSD war mir da dann
deutlich sympathischer. Aber wieder klar: Die Entscheidungen hier sind
ja a) relativ übersichtlich und b) werden offen diskutiert. Das ist mit
einer geschlossenen Entwicklung bei Google (um es direkt zu vergleichen)
nicht wirklich vergleichbar. Und dieser Kritikpunkt von mir ist daher
auch explizit _nicht_ schwerwiegend oder bedarf einer Diskussion.

> Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Open Source (wie Android)
> und Closed Source. Schon, weil der gewöhnliche Mensche nicht in der
> Lage ist, die Closed-Source Eula zu verstehen und schon gar nicht die
> (fast unendlich langen) Quelltexte der Open Source. Denn nach der
> Source kommt immer noch das Compilieren und das Packetieren. Und dem,
> was dabei passiert, muss man einfach vertrauen. Bei Debian habe ich
> dazu vertrauen, aber bei Android schon nicht mehr.

Es geht nicht darum, dass normale User die Entwicklung nachvollziehen.
Es geht einfach darum, dass es mehrere Menschen machen können.
Und das, was der eine dem anderen gibt ist nicht irgendwas nicht
nachvollziehbares. So bekommt Debian nicht einen Binary-Kernel von einer
Person sondern das Debian Projekt greift auf die geichen Sourcen zu wie
zig Informatik-Studenten, die am Linux-Kernel Ihre Betriebssystem
Kenntnisse nachvollziehen. (So hatte ich damals auch mal jeden Patch des
1.3er Kernels genau angesehen :) )

Bezüglich Binary-Paketen sehe ich es ähnlich. Aber ich meine ja, dass
Debian da auch die Nachvollziehbarkeit erreichen will. (Hoffe, da liege
ich nicht falsch mit. Siehe oben!)

Ein wichtiger Punkt ist die offene Community - wenn die Kommunikation /
die Entscheidungen offen sind, dann sehe ich damit kein Problem.

Aber Du hast auf jeden Fall Recht: Die Unterscheiodung Open Source /
Closed Source reicht hier auf jeden Fall nicht aus! Es gibt deutlich
mehr Punkte, die hier mit hinein spielen und dein Beispiel mit Android
war recht gut gewählt. (Auf der englischen Liste gibt es einen Thread
"Why Debian" - da kommt sowas auch etwas mit rein. Debian ist halt meine
Wahl, weil hier solche Punkte recht gut zusammen kommen und es eine
offene "Sache" ist.

Danke für die guten Hinweise und Ergänzungen! Das Thema ist deutlich
komplexer als ich in meiner einfach gehalten Antwort aufgezeigt habe
(habe die Komplexität einfach komplett übersehen bzw. einfach nicht
bedacht!).

Mit den besten Grüßen,

Konrad

-- 
Konrad Neitzel <konrad@neitzel.de>

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