Re: Dateisystem mit Schnappschuss-Unterstützung
Am Sonntag, 3. Juni 2012 schrieb Wolfgang Jeltsch:
> Hi,
>
> ich suche nach einem Dateisystem, das unter squeeze verlässlich
> funktioniert und das Erstellen von Schnappschüssen unterstützt. Ich
> möchte dieses auf einem Server einsetzen.
>
> Ich habe ja mit btrfs geliebäugelt. Allerdings ist mir nicht klar, wie
> gut die btrfs-Unterstützung in squeeze ist. Außerdem fand ich unter
Mir ist für Wheezy kein solches Dateisystem bekannt.
Selbst mit dem Backport-Kernel 3.2 und aktualisierten btrfs-tools mit
einem btrfsck mit --repair-Option finde ich einen Einsatz für
Produktivzwecke noch ziemlich riskant.
Ob zu riskant, nachdem sowohl Oracle für ihre Unbreakable Linux als auch
SUSE für ihren SLES 11 SP 2 BTRFS offiziell unterstützen, entscheide selbst.
Zum immer noch jungen Reifestadium von BTRFS kommen entscheidende
Performance-Probleme in bestimmten Bereichen dazu. dpkg ist ohne eatmydata
mit BTRFS auf System mit rotierenden Datenträgern, also Festplatten,
meiner Erfahrung nach fast unbrauchbar langsam. Das gilt sowohl für mein
T23-ThinkPad als auch für die Workstation auf der Arbeit mit i3 Dualcore
mit 3,5 GHz.
Ich sehe derzeit noch also Schwächen bei fsync().
Zudem fragmentiert BTRFS durch das Copy On Write-Verfahren Datenbank-
Dateien. Die autodefrag-Option ist laut Dokumentation im BTRFS-Wiki nur
für keine Datenbanken geeignet.
Auf SSD sieht das ganz etwas anders aus. Hier auf dem ThinkPad T520 mit
Intel SSD 320 läuft das BTRFS für / ziemlich gut. Für /home habe ich aber
bislang noch ein Ext4. Da mir das für mein Alltags-Laptop für Arbeit und
Privates anders noch zu riskant ist.
Eine Möglichkeit wäre auch evtl. noch ZFS for Linux. Ich habe das jedoch
nie angetestet und habe auch nicht vor das zu tun. Ich setze weiterhin
große Hoffnungen auf BTRFS, aber ich denke, es braucht einfach noch etwas
mehr Zeit.
Ansonsten bleiben nur die bekannten Möglichkeiten über LVM. Auch hierfür
empfehle ich den Backport-Kernel, zumindest, soweit dieser dann die neu-
implementierten LVM-Snapshots drauf hat. Weiß aber nicht, ob das noch in
3.2 reinkam oder später. Auf jeden Fall soll die neue Implementation die
Performance für Snapshots deutlich erhöht haben. Vor allem, wenn man viele
davon hat. Details habe ich aber nicht mehr so genau im Kopf. Sie dürften
bei Kernel Newbies, LWN und Heise Open Kernel Log nachlesbar sein.
So oder so empfehle ich Dir ersteinmal zu beschreiben, was für ein Problem
Du lösen möchtest. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit mit den besherigen
Bordmitteln was zu tun.
Wenn Du dennoch BTRFS einsetzen möchtest, oder NILFS oder ZFS on Linux,
gehst Du ein eben ein gewisses Risiko ein. Auf der BTRFS-Mailingliste hat
vor einigen Tagen jemand gepostet, er habe etwas mit 10 TB in BTRFS
gelagert und dann aus Platzmangel teilweise Backups gelöscht. Und dann ist
BTRFS futsch gegangen. Da fällt mir nur eines dazu ein: Selbst für
verantwortlich. Mal sehen, ob es dem Betreffenden möglich ist, die Daten
noch zu retten.
Wie Du Dich also auch entscheidest, informiere Dich gut und teste gut. Ich
rate zur Vorsicht, auch wenn ich auf meinen Laptops und auf meiner
Workstation noch kein BTRFS-Dateisystem verloren habe.
Ciao,
--
Martin 'Helios' Steigerwald - http://www.Lichtvoll.de
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