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Upgrade Etch: postfix/postfix-tls defekt? (plus erster Erfahrungsbericht)



Hi,

ich bin gerade dabei, einen Server von Sarge auf Etch zu migrieren; etwas ungewohnt von Debian kam es dabei zu kräftigen Hindernissen, die mich wohl noch eine Weile beschäftigen werden; der Rechner wurde bereits einmal von Woody auf Sarge gehieft, das verlief damals aber reibungslos.

Hier ein paar Notizen mit meinen ersten Umstiegserfahrungen:

(1) Postfix/Postfix-TLS

Bereits erste Tests zeigten, dass es beim Upgrade zu Etch Probleme mit Postfix/Postfix-TLS geben würde:

# aptitude -y -s -f --with-recommends dist-upgrade
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut
Lese erweiterte Statusinformationen
Initialisiere Paketstatus... Fertig
Lese Task-Beschreibungen... Fertig
Die Abhängigkeiten einiger Pakete sind nicht erfüllt.  Das kann
bedeuten, dass Sie eine unmögliche Auswahl getroffen haben oder (falls
Sie die »unstable«-Distribution verwenden), dass einige erforderliche
Pakete fehlen oder aktualisiert werden müssen.

Die folgenden Pakete haben verletzte Abhängigkeiten:
  postfix: Kollidiert: postfix-tls aber 2.1.5-9 ist installiert.
  postfix-tls: Hängt ab: postfix (= 2.1.5-9) aber 2.3.8-2+b1 soll
installiert werden.


Ich nutze Debian jetzt schon einige Jahre und habe auch schon mehrere Upgrades mitgemacht; bei einem Versionswechsel von Stable -> Stable ist es mir aber noch nie vorgekommen, dass ein großes und wichtiges Paket wie Postfix "verletzte Abhängigkeiten" hatte.

Entsprechend [1] habe ich jetzt ein paar Upgradeschritte durchgeführt (aptitude upgrade; aptitude install initrd-tools; manuelles Kernel-Update; erneutes aptitude upgrade). Ein dist-upgrade scheitert jedoch weiterhin:

# aptitude dist-upgrade
Paketlisten werden gelesen... Fertig
Abhängigkeitsbaum wird aufgebaut
Lese erweiterte Statusinformationen
Initialisiere Paketstatus... Fertig
Lese Task-Beschreibungen... Fertig
Die Abhängigkeiten einiger Pakete sind nicht erfüllt. Das kann bedeuten, dass Sie eine unmögliche Auswahl getroffen haben oder (falls Sie die »unstable«-Distribution verwenden), dass einige erforderliche Pakete fehlen oder aktualisiert werden müssen.

Die folgenden Pakete haben verletzte Abhängigkeiten:
  postfix: Kollidiert: postfix-tls aber 2.1.5-9 ist installiert.
postfix-tls: Hängt ab: postfix (= 2.1.5-9) aber 2.3.8-2+b1 soll installiert werden.


Ich habe also "postfix" und "postfix-tls" deinstalliert, was mir den Default-Exim bescherte, und nach dem "dist-upgrade" wieder Postfix installiert, was Exim beseitige. Seitdem nimmt der Mailserver allerdings keine Mail mehr an, obwohl die Konfigurationsdatei (main.cf) unberührt geblieben ist.

Auch ein dpkg-reconfigure von Postfix (mittlerweile um "postfix-tls" abgespeckt) und eine absolute Minimalkonfiguration mit Debian-Bordmitteln beseitigte das Problem nicht: Postfix nimmt keine Mail mehr von meinem Client (Seamonkey) entgegen.


(2) Umstellung auf UTF-8

Noch nicht so ganz überblicken kann ich den Rattenschwanz, den die Umstellung auf UTF-8 mit sich bringt (das war damals allerdings auch bei anderen Linux-Distributionen nicht ganz unblutig abgelaufen, wenn ich mich recht entsinne).

Ein erster Effekt scheint zu sein, dass meine Drupal-Websites keine Umlaute mehr anzeigen, sondern "Sonderzeichen". Das Thema hat sich aber vorerst sowieso erledigt, da nach "dist-upgrade" und Reboot sowieso die dynamischen Sites tot waren (siehe (3)).

Auch sämtliche Konfigurations- und Textdateien sind nun zugemüllt mit fehlerhaften Sonderzeichen. [2] raunt dazu nur "dass beim Wechsel auf UTF-8 möglicherweise auch existierende Dateien aus ihrer vorherigen Kodierung nach UTF-8 umgewandelt werden müssen". Das manuell durchgeführte "dpkg-reconfigure locales" hilft dabei jedenfalls nicht, und besonders tröstlich finde ich auch nicht, dass das Paket "utf8-migration-tool", das laut [2] "bei der Migration helfen kann", leider "für Etch nicht mehr rechtzeitig fertig wurde".

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich hunderte von Text- und Konfigurationsdateien entmüllt bekommt, oder wie ich auf den Drupal-Sites wieder Umlaute angezeigt bekomme. Ein paar konstruktive Hinweise hierzu wären in den "Hinweisen zur Debian GNU/Linux 4.0-Veröffentlichung" definitiv angebracht.


(3) LAMP

Etch migriert nicht automatisch auf PHP5, das jetzt endlich verfügbar ist; auch durch manuelle Installation des Paketes "php5" bleiben alle möglichen PHP4-Komponenten installiert. Es steht eine Menge Handarbeit an, das alles umzustellen.

MySQL wurde dagegen beim Upgrade auf MySQL5 migriert, allerdings wohl ebenfalls ohne die dazugehörigen Module komplett mitzunehmen. Weder in /usr/share/doc/mysql-common noch in /usr/share/doc/php5 etc. finde ich passende Hinweise, was eigentlich geändert wurde oder warum plötzlich meine Drupal-Sites mit fehlerhaften Zeichen zerschrotet sind. Nach dem Upgrade waren jedenfalls erstmal alle LAMP-Websites komplett tot, nur Apache2 lieferte noch tapfer statische Seiten aus.

Nach einigen Stunden Konfiguriererei laufen immerhin ein paar simple Skipte (phpsysinfo, Awstats) und sogar MediaWiki, wenn auch schleppend langsam. Drupal ist weitestgehend eliminiert: Eine Site ist komplett abgeschossen (nur noch leere Seiten), eine andere liefert zwar teilweise Seiten aus, jedoch mit kaputten Umlauten, und keine Nodes (ebenfalls leere Seiten).

# tail -f /var/log/apache2/error.log
Fatal error: Allowed memory size of 16777216 bytes exhausted (tried to allocate 35 bytes) [...]

Hmm... Wessen Speicher ist da erschöpft? Ein Hochsetzen des "memory_limit" von 16M (PHP4) auf 64M beseitigt das Problem; Drupal liefert jetzt auch wieder Nodes aus. Nur: Warum braucht PHP plötzlich die vierfache Menge Speicher?

Übrigens ist laut "phpMyAdmin - 2.9.1.1-Debian-3" der MySQL-Zeichensatz jetzt "UTF-8 Unicode (utf8)". Unklar ist für mich auch, warum es dieses Problem überhaupt gibt: Angeblich speichert Drupal alle Daten ohnehin als UTF-8 [5].


Die Drupal-Sites sind weiterhin zugemüllt mit fehlerhaften Umlauten und Sonderzeichen. Hier komme ich ebensowenig weiter wie bei den Text- und Konfigurationsdateien. Auch scheinen etliche Module nicht mehr zu funktionieren, obowohl explizite PHP5-Versionen existieren.


(4) Kernel 2.6

Völlig bizarr: Nachdem ich ziemlich sorgfältig und exakt nach [3] und [4] den Kernel von 2.4.29 SMP auf 2.6.18 aktualisiert und auch mehrfach die /boot/grub/menu.lst kontrolliert hatte, kam eine Überraschung beim Reboot:

# uname -r
2.4.29

Diesen Kernel gibt es aber in der menu.lst nicht, ich habe auch kein Lilo parallel laufen oder jemals einen rogue Kernel installiert. Kurzum: Ich habe keine Ahnung, woher dieser Kernel kommt und warum er überhaupt bootet:

# dpkg -l "kernel-image*" | grep ^ii
ii kernel-image-2.6.8-2-686 2.6.8-16sarge1 Linux kernel image for version 2.6.8 on PPro ii kernel-image-2.6.8-3-686 2.6.8-16sarge6 Linux kernel image for version 2.6.8 on PPro

# cat /boot/grub/menu.lst | grep kernel
title           Debian GNU/Linux, kernel Default
kernel          /vmlinuz root=/dev/hda3 ro
title           Debian GNU/Linux, kernel Default (recovery mode)
kernel          /vmlinuz root=/dev/hda3 ro single
title           Debian GNU/Linux, kernel 2.6.18-4-686
kernel          /vmlinuz-2.6.18-4-686 root=/dev/hda3 ro
title           Debian GNU/Linux, kernel 2.6.18-4-686 (recovery mode)
kernel          /vmlinuz-2.6.18-4-686 root=/dev/hda3 ro single
title           Debian GNU/Linux, kernel 2.6.8-3-686
kernel          /vmlinuz-2.6.8-3-686 root=/dev/hda3 ro
title           Debian GNU/Linux, kernel 2.6.8-3-686 (recovery mode)
kernel          /vmlinuz-2.6.8-3-686 root=/dev/hda3 ro single
title           Debian GNU/Linux, kernel 2.6.8-2-686
kernel          /vmlinuz-2.6.8-2-686 root=/dev/hda3 ro
title           Debian GNU/Linux, kernel 2.6.8-2-686 (recovery mode)
kernel          /vmlinuz-2.6.8-2-686 root=/dev/hda3 ro single


(5) Kleinigkeiten

Und dann wären da noch ein paar "Kleinigkeiten"; beispielsweise werden anscheinend keine "Cron"-Jobs mehr ausgeführt, und "logrotate" scheint (vielleicht deshalb) seine Dienste eingestellt zu haben. Auch damit werde ich mich noch beschäftigen müssen....


Ich bin mittlerweile total frustriert. Für ein Betriebssystem-Upgrade halte ich es für ein Desaster, wenn praktisch sämtliche Dienste disfunktional zurückgelassen werden und der Anwender praktisch an jeder Ecke "nachputzen" muss. Allerdings funktionierte der Upgradeprozess an sich weitgehend reibungslos, von den merkwürdig kaputten Postfix-Paketen einmal abgesehen.

M.E. macht es überhaupt keinen Sinn, Sarge auf Etch zu upgraden; die jetzt anstehende stunden- und tagelange Fehlersuche würde ich mir lieber ersparen bzw. in konstruktive Konfigurationsarbeit investieren. Die nächsten "Sarge"-Rechner werde ich daher wohl komplett neu aufsetzen, dann schießen wenigstens keine Altlasten möglicherweise quer.

Für ein Betriebssystem, dass ich bisher über Jahre hinweg problemlos upgraden konnte, ist das erstmal eine herbe Enttäuschung :-(

MfG -asb

PS: Für Tipps zu dem UTF8-Problem wäre ich sehr dankbar...



[1] http://www.debian.org/releases/etch/i386/release-notes/index.de.html
[2] http://www.debian.org/releases/etch/i386/release-notes/ch-whats-new.de.html [3] http://www.debian.org/releases/etch/i386/release-notes/ch-information.de.html [4] http://www.debian.org/releases/etch/i386/release-notes/ch-upgrading.de.html
[5] http://drupal.org/node/8408



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