Re: Zensur bei Debian
On Monday 30 October 2006 12:46, Joerg Schilling wrote:
> Gebhard Dettmar <gebhard.dettmar@student.hu-berlin.de> wrote:
> > [...]
> > Wir befinden uns auf einer nicht moderierten Mailingliste eines
> > bestimmten OS in einem bestimmte Lizenzen einer bestimmten SW
> > betreffenden Streit
>
> Wenn Du schonmal eine Mailingliste betreut hättest, dann wüßtest Du,
> daß es auch für "unmoderierte" Malinglisten Filter gibt, die bestimmte
> Mails ersteinmal aufhalten bis sie dann von einem Admin freigegeben
> werden...
>
Ok, dann nimm mal an, du wärst dieser Admin und hättest ein Auge auf einen
gewissen JS geworfen. Welche Mails würdest du dann blocken? Die an Werner
enthält kaum neues - das wäre albern. Die an Leonhard enthält nichts a la
"Eduard Bloch is clueless", also keine Ausfälle, sondern Aussagen über
Lizenzen (wobei ich a) GPL ist inkompatibel zur LGPL und b) "Da noch
niemand behauptet hat, man könne ein GPL Programm nicht mit einer LGPL
Bibliothek kombinieren" nicht ganz folgen kann).
Diese beiden würdest du dann für sozusagen (wir sind hier ja auf
debian-user) nicht ad usum Delphini halten ;-))
Nicht dass es Vorschläge in diese Richtung noch nie gegeben hätte,
(http://lists.debian.org/debian-devel/2006/08/msg00155.html), nicht dass
nicht auch auf dieser Liste längst alle relevanten Links zu u.a.
debian-devel geposted sind, nicht, dass auch hier, also
debian-user-german, von dem thread "lohnt sich schon wegen Etch (wegen
OOo2)" bis zu "Erleuchtet mich zu wodim ..." nichts steht, was nicht von
jedermann über Google längst von sonstwo abrufbar ist, so dass der
"Dauphin", sc. der Debian-User sich längst versorgt hat mit den Stellen,
die der Vater ihm vorenthalten zu müssen meint - nein, du als dieser Admin
würdest genau diese beiden Mails blocken, ja?
Du würdest dich selbst für blöd verkaufen, wenn du mir das erzählen
wolltest.
Hier gibt es Debian-Leute, die sagen: nicht schon wieder - alles schon
1000x durchgekaut. Es gibt auch User, die sagen: Sorry, ich als User will
schon gerne wissen, auf was das für mich hinausläuft. Ich bin ein
Otto-Normal-User mit altem Rechner und nicht ganz so altem Laptop. Auf
beiden läuft Woody - da gibts kein Wodim -> mir persönlich kann das alles
ziemlich egal sein, ich bin in diesem Streit vollkommen unbeleckt und sehe
nicht den geringsten Grund, hier Partei zu ergreifen - ich bin einfach mal
den Links gefolgt (+ ein bisschen Google) und erlaube mir mal, dir
darzustellen, wie das auf einen unbeteiligten und daher unbefangenen
Beobachter wirkt (ganz unbefangen bin ich nicht, und zwar wegen des
Zensurvorwurfs)
Du sagst, debian fährt eine Kampagne gegen dich. Ich lese auf
slashdot.org:
---schnipp---
In the past, we, the Debian maintainers of cdrtools, had a good and
mutually cooperative relationship with Jörg Schilling. He even commented
on Debian bug reports, which is one of the best things an upstream
maintainer can do.
---schnapp---
Das klingt nicht nach Kampagne
Weiter heißt es dort:
Jörg .... stated that the CDDL is not incompatible, interpreting a facial
expression in the above-mentioned video
Dazu schreibst du auf debian-devel:
If you carefully look at the video, you see that Simon is angry with Danese
because she does not tell the truth but he does not like to correct her in
the public.
Nehmen wir mal an, das wäre so, dann sagt das mir (als Unbeteiligtem) doch
erstmal eins, nämlich dass offenbar nicht einmal unter den Sun-Leuten
Einigkeit bzgl der zur Frage stehenden Kompatibilität herrscht.
Ebenso hast z.B. du auch bei der GPL fehlende Eindeutigkeit konstatiert
(e.g. fehlende Definition von Werk) - was Wunder also, dass es
diesbezüglich (sc. der Einigkeit) zwischen OSI und FSF nicht viel anders
aussieht, die DFSG CDDL nicht als frei listen, obwohl es auch bei Debian
Leute gibt, die sagen:
---schnipp---
Many people have expressed complaints about the choice-of-venue clause
and think it is not acceptable for Debian. I am not one of them and I
believe the CDDL to be free, but I would surely not claim there is
consensus around that in the project. I repeat: currently no CDDL
project has been accepted yet.
---schnapp---
m.a.W. typischer Fall von quot homines, tot sententiae.
Ich kenne aus meinem Studium (Geschichte/Latein) ich weiß nicht, wieviele
gleich gelagerter Fälle, Fälle, in denen beide Seiten namhafte Vertreter
mit gewichtigen Argumenten ins Feld schicken können, so dass man es sich
fast aussuchen kann, auf wessen Seite man sich schlägt - auch das Gezänk (meine
Profs würden sagen: "Forschungskontroversen", sowas nenne ich:
Forschungseuphemismen ;-)) unterscheidet sich in nichts zu unserem (H. H.
Jakobs in SZ 120 Rom., S. 21, N. 61: "Radding kann die Praefatio nicht
gelesen haben" - kommt uns das irgendwie bekannt vor? ;-))
Wer hier wirklich zu Potte, i.e. zu einer Lösung kommen will, der braucht
eine Synthese. Eine Synthese lässt These und Antithese sozusagen am Leben,
sie _muss_ daher auf eins verzichten, nämlich aufs Recht haben.
Das bedarf eines gewissen Maßes an Souveränität.
Das hier allerdings ist das genaue Gegenteil davon:
Let me make a proposal that makes sense for now and the future:
1) Throw out Eduard Bloch.
Solche Sachen sagen wenig über das Gesagte aber viel über den Aussagenden.
Mit sowas zerstörst du deine Reputation - ich musste beim Lesen öfter laut
lachen, aber egal: Wenn du deine Zeit nicht verschwenden willst, überleg
dir, was du wirklich willst, und verfolge das auf eine Weise, die auch
Erfolg verspricht --> wenn Debian unfrei ist und alle Developer Idioten,
besteht nicht der geringste Grund, dich weiter über deren
Lizenzenverständnis oder ihre Forks aufzuregen, dann brauchst du hier auch
nichts zu posten. Wenn du cdrtools in Debian halten willst, unter dessen
Developern aber weitgehend Einigkeit über die Inkompatibilität der
fraglichen Lizenzen herrscht, die Lizenzen selbst an Eindeutigkeit Wünsche
offen lassen, ist das schon schwer genug - da kannst du recht haben, wie
du willst, mit 'throw out Eduard Bloch' kommst du da nicht weit. Das hast
du also bereits gründlich versaubeutelt, deshalb wirst du in diesem Fall
um Konzessionen nicht herum kommen. Das könnte man dir als spätes
"Unrecht-Eingeständnis" auslegen - aber eben das ist Souveränität, dass
einem das egal ist.
Wie gesagt: überleg dir was du willst, und verfolge das auf eine Art, die
Erfolg verspricht - alles andere ist a waste of time (and bandwidth).
Just my 2¢,
Gebhard
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