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Re: Der unterschied zwischen Debian und Ubuntu...



Knut Krause schrieb am 05.05.2006 19:53:

> Hallo... ich setze nun seit einiger Zeit Debian ein und bin sehr zu frieden 
> damit... das einziges was mich ein wenig stört ist die etwas rustikale 
> Paketsituation...
> nun habe ich gehört das ubuntu auf debian aufbaut und generell aktuellere 
> pakete im stale zweig hat das es nur für weinige architekturen angeboten 
> wird...
> 
> meine frage ist nun:
> wo sind die genauen unterschiede? was für gründe gibt es als normaler desktop 
> anwender debian zu verwenden wenn ubuntu (angeblich) dasselbe in aktueller 
> ist...?
> ich muss mir vor einem wechsel ziemlich sicher sein... das "system" hinter 
> debian gefällt mir schon sehr... (:

Ich benutze seit etwa acht Jahren ausschließlich Debian auf meinem
Desktop und seit acht Monaten Ubuntu auf meinem Laptop. Von
Letzterem versprach ich mir bessere Hardwareunterstützung mit
stabilen Paketen (zuvor mit Woody ging das nur mit Backports) und
insbesondere bessere Bluetooth-Unterstützung. Außerdem war ich
neugierig und es reizte mich auch mal aktuelle Software zu verwenden.

Doch so gänzlich überzeugen konnte mich Ubuntu nicht, auf meinem
Desktop läuft nach wie vor Debian (Sarge). So war beispielsweise
eines der wichtigsten Pakete für mich in Ubuntu Breezy (derzeit noch
aktuell) genauso veraltet wie in Debian: nämlich teTeX. Erst mit
Dapper (ab 1. Juni stabil) und auf Anfrage (die ich auch schon für
Breezy gestellt hatte) wird es die teTeX-3-Pakete aus Debian
unstable geben. Mit Sarge kann ich schon lange Franks Backports von
teTeX 3 benutzen ... Außerdem folgt Ubuntu der GNOME-Philosophie
möglichst viel vor dem Anwender zu verbergen (auch das Dateisystem)
und entsprechend viel sinnvoll[tm] vorkonfiguriert zu haben. Das
fand ich sehr nervig, auch wenn vieles durchaus angenehm ist. Daraus
folgen auch Paket-Abhängigkeiten, die IMO überflüssig sind. Einfach
Metacity zugunsten von Sawfish runterwerfen, funktioniert nicht,
weil GNOME von Metacity abhängig ist. Also muss man einige
Verrenkungen machen, wenn GNOME mit sawfish laufen soll. Leider muss
man dann bei Anfragen auch mal mit blöden Kommentaren auf den sonst
sehr freundlichen Mailinglisten rechnen (wer GNOME und somit
Metacity nicht mag, soll die Finger von Ubuntu lassen, es gibt
schließlich genug andere Distributionen ...). Desweiteren möchte ich
nicht, dass sofort Nautilus mit dem CD-/DVD-Inhalt aufgeht, wenn ich
eine CD-ROM oder DVD einlege, und dann vielleicht sogar noch der
Film auf der DVD direkt abgespielt wird. Kann man natürlich
abstellen ...

Summa summarum versucht mir Ubuntu zuviel »mitzudenken«, wodurch ich
mir bevormundet vorkomme und Ubuntu unflexibler als Debian finde. Es
macht andererseits aber auch sehr viel Freude ein aktuelles GNOME
mit aktuellen Applets zu haben (nachdem ich mich auch bei Debian
schweren Herzens von GNOME 1.4 verabschiedet hatte ;-)). Das
Deskbar-Applet in Verbindung mit beagle ist schon was Feines (512 MB
RAM sind dann allerdings schon empfehlenswert :-(). Oder Xgl/Compiz,
wenn's die Hardware hergibt (mit so etwas kann man mich durchaus
begeistern). Dennoch ziehe ich Debians Freiheit vor und somit bleibt
Ubuntu nur auf meinem Laptop und Debian auf meinem Desktop, mit dem
ich hauptsächlich arbeite. Vielleicht findet irgendwann auch mal
Ubuntu seinen Weg auf meinen Desktop (von bestimmten Anwendungen
habe ich einfach gerne aktuelle Versionen), wenn ich einen schnellen
Weg gefunden habe, um Ubuntu an meine Bedürfnisse anzupassen.
Letzteres geht mit Debian IMHO doch deutlich einfacher.

Dem GNU/Linux-Anfänger nimmt Ubuntu jedoch eine Menge Arbeit ab. Wer
will, kommt völlig ohne Konsole aus ... (nein, finde ich nicht
erstrebenswert) Deshalb installiere ich Freunden nur noch Ubuntu,
was bei mir auch deutlich den Administrationsaufwand reduziert hat.

Wer GNOME nicht mag, kann kubuntu (KDE), xubuntu (Xfce) oder ebuntu
(Enlightenment) ausprobieren. Zumindest xubuntu funktioniert
deutlich weniger automagisch als Ubuntu (die anderen habe ich nicht
getestet). Aber nur Du wirst anhand Deiner Bedürfnisse entscheiden
können, welche Distribution die richtige für Dich ist. Es schadet
aber ja auch nichts, einfach mal Ubuntu auf einer Partition zu
installieren und damit zu experimentieren.

HTH

Grüße,
   Christoph
-- 
+++ Typografie-Regeln: http://www.zvisionwelt.de/typokurz.pdf (1.4)



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