Re: Xscreensaver zeigt Porno Bilder
On Thursday 02 March 2006 11:35, Andreas Kroschel wrote:
> * Gebhard Dettmar:
> > [...]
> Übernehmen von Verantwortung. Wer selbst nicht programmieren kann, kann
> zumindest Bugreports schreiben. Und wer das nicht kann/will, der soll
> bitteschön die Software so nehmen, wie sie ist.
>
Full ACK. Außer sie enthält Porno. Aber da kommen wir beide nicht überein,
denn ...
> > ist wirklich exzellent gewählt - diese skandalöse Botmäßigkeit
> > gegenüber einem Regime, zu dessen Umgang mit seinen politischen
> > Gefangenen es für jedermann frei zugängliche Informationen gibt (z.B.
> > über Google), ist bis jetzt zwar der Gipfel, aber weiß Gott nicht das
> > erste Vorkommnis, das, vorsichtig formuliert, zu Irritationen Anlass
> > gibt. Deshalb ziehst du jetzt die Konsequenz - wenn das so weiter
> > geht, dauert es nicht mehr lange, bis die Maintainer sagen: "so, für
> > uns heißt es jetzt auch: don't be evil - Google fliegt raus!"
>
> Und genau an diesem Punkt wird man selbst zum Bösewicht. Der User hat so
> etwas selbst zu entscheiden und kein Maintainer für ihn.
>
... das ist der Unterschied zwischen uns beiden: du postulierst die 100%
Selbstverantwortung der User, bei mir bleiben, sagen wir, 2% für (in
deinen Augen) Zensur
>>
> Du verwechselst da was: Ich bin nicht hier, um Porno zu verteidigen. Ich
Klar. Hab ich dir nie unterstellt. Ich habe für deine Haltung
uneingeschränkten Respekt (ich teile sie nur nicht ;-)
> finde nur, daß die Auswüchse von Porno und die damit verbundenen
> Probleme keine Freiheitseinschränkung des Anwenders rechtfertigen. Im
> Grunde geht es mir generell auf den Sack, wenn eine Distribution Politik
> betreiben will.
>
Diese Freiheit will ich auch nicht einschränken. Von mir aus kann sich
jeder Filme runterladen, bis die Festplatte explodiert (bzw., in diesem
Zusammenhang, die Kreditkarte ;-)
Ich sage nur: Theoretisch müßte man Porno glatt verbieten (praktisch geht
das nicht, jedenfalls nicht, ohne sich den Zensor ins Haus zu holen - und
den wird man nicht mehr los, das lehrt jede Erfahrung)
Ich sage weiterhin: Ohne ein Minimum an Politik (oder Ideologie), kommt
auch eine Distribution nicht aus. Die Grundidee der OpenSource-Bewegung
ist der uneingeschränkte Zugang zu Wissen, und zwar, darauf kommt es an,
für jeden. Das ist das Resultat der Aufklärungspostulats: Befreiung aus
der selbstverschuldeten!!! Unmündigkeit (unmittelbarster Ausdruck dessen
in Linuxlisten: RTFM). Die Unmündigkeit ist aber nur dann
selbstverschuldet, wenn der Zugang zum Wissen wirklich für jedermann frei
ist. Nun kommt man überhaupt nur auf die Idee, einen solchen Zugang frei
zu gestalten, wenn man jedem Menschen den gleichen Wert / die gleiche
Würde zuspricht. Das ist also conditio sine qua non, ohne die es keine
universale Freiheit, damit u.a. auch keine GPL gibt.
Wenn jetzt die Voraussetzung die universale Menschenwürde und die Folge
uneingeschränkte Freiheit ist, stellt man die Voraussetzung unter
besonderen Schutz, um die Folge nicht zu beeinträchtigen - für den
besonderen Fall, dass sich die Folge gegen die Voraussetzung wendet, wie
im Fall von Max Hardcore, dessen kommerzielle Veröffentlichung von
menschenverachtenden Videos ja als "merely exercising his constitutional
right of freedom of expression" gerechtfertigt wird. Deshalb sage ich,
dass Zensur in Linux im Allgemeinen und Debian im besonderen zwar
grundsätzlich nichts verloren hat, aber nur, solange die Voraussetzung
nicht betroffen ist. Das ist bei Porno der Fall, deshalb raus damit.
Ich gebe aber zu, dass die Crux in meiner Einstellung ist, dass sie eben
nicht völlig ohne Zensur auskommt. Ich kann sie zwar begründen, sie ist
sozusagen "gut gemeint", aber das beseitigt das Problem nicht - da ich
oben selbst eingeräumt habe, dass schon die bloße Existenz ein Problem ist
(die Geister, die ich rief ... ein bisschen Zensur ist eben auch Zensur).
Die Crux bei deiner Einstellung ist, dass du nichts mehr sagen kannst,
wenn die uneingeschränkte Selbstverantwortung auf Kosten anderer geht
(obwohl du das grundsätzlich nicht willst). Das mündet letztlich in das,
was auch in diesem Rocco Siffredi-Wiki-Artikel steht - und zwar
offensichtlich als Meinung des Autors, da nicht zitiert und nicht in
indirekter Rede zur Wiedergabe der Meinung von anderen: "his (Roccos)
later work" sei "informed by the artistic philosophy and vision of Max
Hardcore".
Das muss man wirklich gelesen haben, was da als "vision" bezeichnet wird.
Du kannst sagen: das ist weder artistic noch visionary, das ist einfach
nur der Müll von geldgeilen Flachwichsern, aber in deiner Distro musst du
sowas dulden, auch wenn du es nicht installierst. Dann installierts eben
jemand anderes - wenn dessen Frau das sieht, die holt nicht, wie ich grade
las, das Nudelholz, die sagt sich: "fuck Linux" und installiert Windows -
und begibt sich damit in die technische Unmündigkeit - nur dass die dann
nicht mehr selbstverschuldet ist.
Gruß Gebhard
--
Are you ever going to do the dishes? Or will you change your major to
biology?
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