Re: lilo - mbr auf hdb schreiben
Wilhelm Wienemann schrieb:
> > Und welcher RFC wäre das bitte?
> RFC 1855 (the Netiquette RFC) Section 2.1.1, contains the following:
Dieser RFC hat den Status "informational" - das ist kein Standard. Nur
die wenigsten RFC sind wirkliche Standards. Im günstigsten Fall ist
"informational" vergleichbar mit einer FAQ, hin und wieder das Papier
nicht wert.
Das steht natürlich dick und fett schon im zweiten Satz der Einleitung:
"This memo does not specify an Internet standard of any kind." Aber
wenn man argumentativ tricksen will, muss man das wohl genauso
unterschlagen, wie die Tatsache, dass das Dokument aus 1995 stammt.
Die Nettiquetten waren seit ihrem ersten Auftreten in Form von "Emily
Postnews" nie mehr als eine FAQ, damit das Rad nicht immer wieder von
vorne erklärt werden musste. Sie hatten nie einen legalisierenden
Charakter. Darüber hinaus haben sie die Nettiquetten auch immer
inhaltlich an der technischen Entwicklung orientiert. Lese mal die
uralten Versionen. Einen Teil der Regeln wirst Du heute gar nicht mehr
verstehen.
Und so ist es auch mit Zeilenumbrüchen. Ich nehmen einfach den
Mailclient der verbreitetsten Oberfläche: kmail. Dieser kann Fliesstext
nach den Einstellungen des Empfängers umbrechen und trotzdem ordentlich
quoten. Jeder Anfänger kann das so auf der Empfängerseite regeln.
Insofern ist geradezu lächerlich, wenn "Experten" von Absendern
verlangen, diese sollten sich anpassen, weil sie selbst mit ihrer
tollen, selbst konfigurierten Software das gleiche nicht schaffen.
Und meistens geht es im Kern auch nur um die Zurechtweisung. Definition
des eigenen Selbstwerts über die Erniedrigung des Anderen (der
eigentliche Kern des PISA-Problems). Noch harmlos beginnend als
Anmerkung, um im weiteren Verlauf Hauptzweck zu werden: "Mache zuerst
mal dies und das", zum eigentlichen Thema heisst es dann "weiss ich
leider nichts zu". Sobald das um sich greift, lockst Du quasi mit Honig
die Zurechtweisungstrolle aus dem Gebüsch, die gar nichts beitragen,
ausser hanebücherne Zurechtweisungen. Bis dann der Macht- und
Konkurrenzdruck den ersten dazu motiviert, die Kontrolle über die
Zurechtweisung übernehmen zu wollen. Das kann so extrem werden, dass
sogar Zurechtweisungstrolle, die diese Machtübernahme in anderen Foren
schon geschafft haben, ohne jemals Benutzer oder Teil der hiesigen
Gemeinschaft gewesen zu sein, die Bühne zum Final Countdown betreten.
Du brauchst nur 2-3 Monate zurückblättern...
Insofern empfinde ich die Zurechtweiserei als weitaus offensiver gegen
den Zweck der Liste gerichtet, als die kaputte oder schlecht gemachte
Postings. Nicht die sind der Anfang allen Übels, sondern die darauf
folgenden Zurechtweisungstrolle. Die Liste funktioniert auch von ganz
alleine. Ganz ohne Notwendigkeit für Dorfpolizisten oder dicke
Regelwerke.
Natürlich empfinde ich auch manches Postings schon von der formalen
Aufmachung als Müll. Mein K.O.-Kriterium Nr.1 ist, wenn man erst mal
mühsam kämpfen muss, bis zu verstehen ist, worum es eigentlich geht.
Seien es ausufernde, aber unötige Erklärungen, fehlende Informationen,
schlechtes und chaotisches Quoting, usw. Aber für die grundsätzliches
Funktionsweise der Liste ist das egal. Im Zweifel bekommt so jemand
eben weniger oder keine brauchbaren Antworten.
Und bitte bedenke, dass viele Hilfe in Notlagen suchen. Der eigentliche
Rechner funktioniert gar nicht und man postet über Webinterface,
Outlook, Ad-hoc Installation, was auch immer. In diesem Fall sind
formale Kriterien genauso albern, als wenn Du in der Notaufnahme des
Krankenhauses aufläufst und gesagt bekommst, "ziehen Sie sich erst mal
was ordentliches an, bevor wir sie verarzten."
--
rainer@ellinger.de
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