Hallo allerseits, durch eine ziemlich heftige (aber sachliche) Diskussion neulich mit Besuch von mir, als ich mal wieder mit mutt meine riesige Mailsammlung bearbeitete, bin ich etwas ins Grübeln gekommen und brauche mal etwas argumentativen Beistand (gerne beider Richtungen) :-) oder ein paar konstruktive Vorschläge. Vorweg: Ich mag textbasierte Anwendungen. Ich kann von überall und nirgends via ssh auf meine Mails zugreifen. Ich kann via cron automatisiert meine Mails abholen, und das mit SSH-Tunnel, so daß nix im Klartext über die Strippe geht. Ich _liebe_ vim's unkonventionelle, aber sehr ergnonmische und vor allem effiziente Bedienung, mittels ":r!" schnell mal die Ausgabe eines Skripts in die Mail übernehmen usw. Aber irgendwie scheinen mir einige Sachen überkompliziert gelöst zu sein - oder viel mehr, "zuviel gestückelt". Banales Beispiel: ich abonniere eine neue Mailingliste (oder will bloss bestimmte Mails anders einsortieren). KMail - oder beliebige andere grafische "allround" Mailprogramme: ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Bei kmail erstelle ich einen neuen Ordner, definiere eine neue Filterregel für die Liste, setze den Ordner als Ziel für die Mailinglistenadresse, ggf. noch eine eigene Absenderadresse o.ä., und fertig. Mails an die Liste landen in dem Ordner, eigene Mails an die Liste auch, Listenantwort und persönliche Antwort geht, alles prima. Mutt+vim+MTA+procmail+fetchmail+...: ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Bei mutt brauche ich erst einmal einen lokalen MTA, durch den jede Mail geht. Das halte ich auf einem reinen Desktop-Rechner für überflüssig, da sollte nullmailer oder sowas völlig reichen, um root-Mails in eine mbox zu schieben. Ausserdem ist das zusätzlicher Konfigurationsaufwand. Wenn ich auf einen lokalen MTA verzichten möchte kann ich z.B. procmail nicht benutzen (wobei ich das nicht als Nachteil empfinde - procmail habe ich nach sieben Jahren Linux (davon fünf Debian) immer noch nicht *wirklich* begriffen). Alternativen, die wenigstens procmail+fetchmail zusammenfassen, wie z.B. getmail (was direkt in maildir/mbox injiziert und keinen lokalen MTA benötigt), können nur nach (Delivered-)To: Adresse filtern, und scheitern somit, sobald man sich mit derselben Mailadresse in zwei Mailinglisten einschreibt. Und der getmail-Entwickler hat kein Interesse, das zu ändern. Dann muss die procmailrc angepasst werden. Das ist gleichbedeutend mit dem Filter-Erstellen oben. Nur ist das hier leider längst nicht alles: Mutt selber muss noch wissen, dass es eine neue mailbox gibt, es muss wissen, mit welcher Identität(*) ich hier arbeiten will, und es kann immer noch kein "save-hook=." (speichere geschriebene Mails in dem Ordner, wo ich gerade bin, bzw. in dem Ordner, der zu der gerade benutzten Identität gehört!). Das muss wieder procmail erledigen, und nur(?) dazu muss die Mail zusätzlich überflüssigerweise einmal quer durch den lokalen MTA gedreht werden. Das heisst, ich sehe meine selbst geschriebene Mail im lokalen Ordner erst, wenn ich einmal in mutt "$" betätigt habe - und sie ist als "Neu" gekennzeichnet, was ich irgendwie blödsinnig finde (meine eigenen Mails will ich nicht noch mal lesen, die sollen bloss archiviert werden!). Mein Ziel ist, so eine Einstellung an *EINER* zentralen Stelle machen zu können, und auf den (sonst unnötigen) lokalen MTA zu verzichten. Ich lese meine Mails momentan genau aus diesem Grund über SSH direkt auf dem Mailserver. Identitäten ~~~~~~~~~~~ (*) Identitäten sind auch wieder so ein Problem. Ich habe noch nicht rausbekommen, ob und wie man mutt dazu bringen kann, *auf* *einen* *Schlag* - Name/Absendeadresse, - Anrede, - Reply-To, - PGP-Schlüssel, - Zielbox für gesendete Nachrichten (oder "."), - .signature, - ggf. SMTP-Versandart - usw. ändern kann. Das ist für mich wichtig, da ich geschäftliche und private Mails so trenne und in einigen Mailinglisten auch ein anderes From und eine andere .signature benutze. Für einen Kollegen ist die einstellbare SMTP-Versandart wichtig, da er geschäftliche Mail über seinen Firmenserver versenden _muss_ (weil die angeblich alle archiviert werden), und private über seinen GMX-Account. Sonstiges: ~~~~~~~~~~ - KMail kann man mit "--check" aufrufen. Ich weiss nicht ob das X11 benötigt, aber wenn nicht, wäre procmail/fetchmail/getmail/... für mich glaube ich ziemlich gestorben. KMail sortiert den Kram (auch) in maildir-Ordner, die kann ich remote mit mutt auch lesen. Prima. - KMail läßt die Tastaturkonfiguration ziemlich nah an mutt anpassen. Auch die Navigationstasten lassen sich so anpassen. Insgesamt ist das Teil deutlich tastaturfreundlicher geworden als die 1.2.x, die ich mir damals vor mutt angeguckt habe. Gefällt mir. - Die grafische Umgebung bietet natürlich prinzipbedingte Vorteile - z.B. mehrere Mails nebeneinander angucken (um z.B. Teile aus einer anderen zu zitieren etc), und so weiter. Ich bin kein Mausfanatiker, aber das ist allemal praktischer als immer erst ein zweites Mutt zu öffnen, oder die erste Mail als Entwurf zu speichern, oder sowas. - Mir fällt bestimmt noch mehr ein, wenn ichs mir noch mal genauer angeguckt habe. Was mutt momentan noch besser kann (und daher werde ich so schnell nicht wechseln): - PGP-Unterstützung, RFC2015 usw. (kommt mit KMail in KDE 3.1) - Attachmentverwaltung (KMail kann keine Attachments aus Mails löschen :) da ich aber sowieso alles signiere und mutt das aus signierten Mails auch nicht kann, ist mir das nicht soo wichtig ...) - vim-Einbindung. kmail kann es, aber es ist natürlich nicht so perfekt :) Also, Aufruf an alle: Lassen sich die o.a. Probleme mit dem mutt-Gespann irgendwie in den Griff kriegen oder soll ich "kmail --check" benutzen und dann mit mutt die maildirs bearbeiten? ;-) -- mfg, Jens Benecke /// http://www.linuxfaq.de, http://www.linux.ms This mail is an attachment? Read http://www.jensbenecke.de/misc/outlook.html http://www.hitchhikers.de - Die größte kostenlose Mitfahrzentrale im Internet
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