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Re: [Debian] [OT] Grund zum Feiern?



Hallo,

> Dies gibt Gelegenheit -- wenn Ihr erlaubt -- überhaupt auf die Erfolgsstory
> von Linux zu blicken.
> Die ganze Welt, auch nicht-computer-interessierte Menschen haben inzwischen
> von Linux mitbekommen.
> "Die Linuxanhänger tragen heute die Fackel der Rebellion gegen Microsoft &
> Co, im
> Namen der Freiheit...", so oder so ähnlich schrieb sogar Umberto Eco vor
> einigen Jahren.

Umberto Eco hat auch den Mac und Windows mit zwei nicht näher zu nennenden
Religionen verglichen. Für mich ein klarer Fall. 
Nebenbei bemerkt: Linux ist nur eine Randerscheinung der Freien Software.
Denkt doch bitte mal an GNU und an die freien BSD's, überhaupt an alle, die
den Geist des ganzen verkörpern und sich aktiv einsetzen. Ja, ich benutze
auch GNU/Linux, obwohl ich das nicht konsequent durchhalte (ich bin eben
nicht so fanatisch wie RMS ;-)).

> Linux entwickelt sich technisch auch heute noch sehr schnell weiter. Neue
> Plattformen, neue Dateisysteme, neue Treiber, etc.,
> - jeden Monat tut sich was. Zwar verbreitet sich Linux auch immer mehr (User
> und Firmen), aber der vor einigen Jahren erhoffte
> Durchbruch fand meiner Meinung nach nicht statt. VALinux, IBM, Redhat und
> andere große Firmen hatten Probleme bei der Vermarktung. Einerseits war
> Linux vor einigen Jahren noch nicht so weit entwickelt für die Masse:
> Desktop, Office, Games, Sound, Video, etc.

Warum denn auch? Ich mache mal, wenn du erlaubst, meine eigene
Retrospektive: Irgendwann war es mal wieder Computerclub Zeit (damals ja
noch 14:30) und Dick & Doof fabulierten von der ersten Computernacht und
von Linux und blah. Ich hatte damals schon von "Linux" gehört, hatte schon
wie so viele andere mit Minix gespielt und war frustiert von Windows und
hoffnungslos gcc Abhängig (damals noch djgpp). Keine Frage, es landete ein
SuSE Paket bei mir und wurde auf einem alten Rechner installiert: Machte
keinen Spaß, weil es einen so bevormundete. Ich ging zu einer LUG und ich
wurde motiviert (wie, weiß ich jetzt nicht mehr) ein altes Debian
rauszukramen (Chip Sonderheft). Konsequenz: Lief nicht. Also wurde auf das
Potato Release und die damit verbundenen Lehmann's CDs gewartet. Tada,
eines Tages Freistunde und ich bekam ein Päckchen. SuSE wurde kurzerhand
gelöscht, um Platz für Debian zu machen. Von da ab habe ich um jede
Konfigurationsdatei gekämpft. Es hat sich gelohnt...
Und die Moral von der Geshicht: Wenn ich hätte Spiele spielen wollen oder
Videos gucken oder Musik machen (was bis heute nicht wirklich vollständig mit
einem UNIX-artigen System geht mangels Software) wollen, wäre ich doch bei
Windows geblieben (oder ich wäre zum Mac Man geworden).

> Andererseits habe ich den Eindruck, daß Microsoft sehr gute Strategen hat,
> die mit allen Methoden die Verbreitung von Linux verhindern.
> Die Selbstverständlichkeit von MS-Windows ist das Problem. Obwohl die Zahl
> der Linux-User wächst, darf nicht die Wachstumsrate der
> Windows-User unterschätzt werden. Am Markt zählt nur der prozentuelle
> Anteil. Ich glaube, daß die Wachstumsrate der Linuxuser
> momentan zu gering ist um gegen Microsoft ernsthaft konkurrieren zu können.

Ich würde sagen, Selbstverständlichkeit an sich ist ein Problem. Wir wollen
Windows doch nicht die Daseinsberechtigung verneinen. Was mir Sorgen macht
ist, dass viele Leute sich gar keine Gedanken machen, dass sie eine
Selbstvertändlichkeit (Windows oder wie der Feind gerade heißt) mit einer
anderen (Linux oder BeOS oder MacOS oder VMS etc.) ersetzen wollen. Man
sollte bei jedem Problem neu darüber nachdenken, was man will und was man
braucht - auch, wenn man hinterher doch Linux nimmt, weil man da mit am
besten umgehen kann und am meisten Erfahrung hat.
Wir wollen auch Microsoft nicht vom Markt verdrängen und nur Unterstützung
für Linux haben, dann wird Linux das zweite Windows. Dann sperren wir
Benutzer anderer (freier) System teilweise aus. Wir wollen freie Software
und nicht proprietäre. Naja, zumindest ich und noch ein paar andere. ;-)

> Ich glaube Napoleon war es der zumindest sinngemäß sagte: "Zehn Stimmen sind
> lauter als hunderttausend Menschen, die schweigen".
> Darum: Macht euch laut am Markt! Fragt jene SW/HW-Firmen wo die
> Linux-Unterstützung bleibt. Dankt den Firmen, die Linux
> supporten.

Schreibt lieber unter jeden Brief "Show us the source" und macht auch
lächerlich. Was nützt mir ein Programm, das vollkommen auf Linux angepasst
ist, irgendwelchen proprietären Bibliotheken benutzt und immer noch genauso
blödsinning läuft wie unter Windows. Der Vorteil von Open Source ist doch,
dass man den Quellcode hat und auch verändern kann, um Probleme zu
beseitigen etc. Mir hat das schon oft geholfen, wenn mir das Verhalten
eines bestimmten Programms (in Fachkreisen auch gerne Segfault genannt) Rätsel
aufgab.

Nicht Linux ist der Mittelpunkt der Welt, nicht Windows, nicht irgendein
anderes isoliertes System, sondern ein Gedanke: Programme und Informationen
sollten jederman zugänglich sein. 

So, das war jetzt schon fast ein abendfüllender Vortrag. Hoffe, es gefällt
ein wenig. ;-)


Gruß,
Thomas

-- 
Thomas S. Strathmann			http://pdp7.org
Lisp - Because today is the car of the cdr of your life

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