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Re: [ITT] man://manpages-de/xz.1.po



Hallo Helge,

Am Sonntag, 17. Februar 2019, 10:41:08 CET schrieb Helge Kreutzmann:
> Hallo Mario,
> On Sun, Feb 17, 2019 at 10:30:02AM +0100, Mario Blättermann wrote:
> > Ich frage mich in diesem Zusammenhang aber auch, warum solche po-Dateien
> > als Fehlerberichte in Debian eingereicht und nicht direkt an das
> > Upstream-Projekt geschickt werden?
> 
> Das ist ein grundsätzliches Problem, in das ich auch schon häufig
> gelaufen bin. Auch habe ich im letzten Jahr so manche Übersetzung
> angetrieben, die im Debian-BTS lag.
> 
> Mein Eindruck ist, dass häufig der Debian-Benutzer und -Überssetzer
> den Debian-Betreuer/-Entwickler als ersten Ansprechpartner sieht. Wenn
> ich ein Problem oder eine Verbesserung entdecke, würde ich diese
> prinzipiell erst mal dahin berichten. 
> 
> In manchen Fällen ist das genau richtig, der Debian-Betreuer meldet es
> weiter, wenn es passt, und alle sind glücklich.
> 
> In anderen Fällen (die gefühlt häufiger sind) fühlt sich der
> Debian-Entwickler nicht zuständig und macht entweder gar nichts oder
> weist den Fehlerbericht zurück. 
> 
> Als Übersetzer wäre der erste Fall natürlich deutlich schöner, da wir
> dann nur eine Schnitstelle hätten. Für den zweiten Fall sammeln sich
> so viele Anmelde-Daten, Fehlerdatenbanken, Konventionen etc. an, die
> immer brav auseinandergehalten sein wollen. 
> 
Wer ist »wir«? Es sollte nicht vergessen werden, dass Debian nicht aller Dinge
Ursprung ist. Eine Schnittstelle in *einer* Distribution mag eine feine Sache
sein, aber es gibt außer Debian und dessen Derivaten noch eine Welt da draußen,
hinter den schroffen, schneebedeckten Felsen, die den Debian-Mikrokosmos
zu umgeben scheinen. »Am Anfang war die Erde wüst und leer, und der Geist des
GNU schwebte über dem Wasser« (frei nach dem Alten Testament). Am Anfang der
Nahrungskette stehen die Upstream-Projekte, und die sorgen dafür, dass die
Distributionen überhaupt erst entstehen können. Ein Debianer sollte erkennen,
dass seine Distribution nicht allein auf weiter Flur steht und Verbesserungen
auch außerhalb gern gesehen werden.
  
> Der zweite Fall ist wahrscheinlich der generisch bessere, wobei die
> Debian-Infrastruktur das leider nicht klar genug darstellt und an
> bestimmten Stellen ggf. den ersteren Fall suggeriert. Und manchmal
> mögen Originalautoren auch keine Übersetzung, dann bleibt sie leider
> Debian-spezifisch. (Wie auch andere Änderungen teilweise
> Debian-spezifisch sind, weil sie im Tarball der Originalautoren nicht
> aufgenommen werden).
> 
Ich mag solche Alleingänge nicht. Wenn es upstream keine Übersetzung gibt,
dann soll es halt generell keine geben, was solls.

> Ein Beispiel (ich habe mehrere) ist die Handbuchseitenübersetzung von
> goobox, mit der der Originalautor nichts anfangen kann (er weiß
> schlicht nicht, wie er sie in die GNOME-Struktur übernehmen kann). 
>
Das ist das Problem... Selbst wenn die Entwickler keine englischen Muttersprachler
sind, sehen sie oft keine Notwendigkeit, Dokumentationen übersetzen zu lassen.
Da liest man allerlei Ausflüchte, Zeitmangel, kein Bedarf bei den Benutzern, zu
geringe zu erwartende Anzahl der Sprachen usw. Ich hatte schon Extremfälle,
in denen sich die Autoren immer auf die vorgefertigten Code-Schnipsel der
GNU Autotools verlassen hatten und eigentlich von deren interner Funktionsweise
keine Ahnung hatten. Da war es natürlich äußerst schwer, die Datei po4a.conf
den Autotools bekannt zu machen.
Wenn man da nicht gleich mit einem fertigen Patch kommt, noch mit ein paar
aktuellen po-Dateien dazu, dann kann man es gleich vergessen. Dummerweise
habe ich von den Autotools auch keinen Schimmer, muss ich ja als Nicht-Entwickler
auch nicht, aber ich hätte von einem Projektbetreuer schon erwartet, dass er weiß,
was bei der Installation seiner Software vorgeht und wie man Anpassungen
vornehmen kann.
 
> Kurze Antwort:
> Es ist bei der Vielzahl von Projekten oft nicht einfach
> herauszufinden, wie eine Übersetzung bei dem Ursprungsprojekt korrekt
> eingereicht werden soll, was dazu führen kann, dass ein Übersetzer den
> Aufwand scheut und hofft, dass der Debian-Betreuer, der das Paket und
> die Entwickler (eher) kennt, sich drum kümmert.
> 
Klar, der einfachste Weg führt über die eigene Distribution und grenzt alle
anderen aus. Dessen sind sich einfach viele nicht bewusst.


Gruß Mario



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