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Re: [RFR] man://manpages-de/systemd-volatile-root.service.8.po



Hi Helge,

es wurde mehr Text als geplant, sieh es mir bitte nach.


Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> writes:

> Hallo Felix,
> On Sat, Jun 09, 2018 at 09:17:40AM +0200, Felix Dietrich wrote:
>> Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> writes:

>> Bei „alle […] Ressourcen [werden/sind] beim Systemstart zurückgesetzt
>> und beim Herunterfahren verloren” noch, je nach bevorzugter
>> Passivkonstruktion, entweder das vorgeschlagene „werden” oder „sind”
>> einfügen, da das vorherige „sind” schon weit zurückliegt. Hast Du dich
>> bewusst für die Verwendung des Zustandspassiv („sind zurückgesetzt”)
>> entschieden, oder ist es beim Übersetzen des englischen passivischen
>> Ausdrucks („are reset”) entstanden?

> Was genau möchtest Du noch geändert haben, sprich, wie/warum soll ich das
> passiv vermeiden?

Hier wollte ich nicht ausdrücken, dass Du das Passiv hättest vermeiden
sollen, sondern nur bei deiner Wahl des Passivs und des dazugehörigen
Hilfsverbs (sein/werden) nachhaken, denn die übliche Passivkonstruktion
im Deutschen verwendet anders als das Englische das Hilfsverb „werden”.
Im Englischen hingegen kommt zur Konstruktion des Passivs „to be” zur
Anwendung, das eben je nach Zusammenhang auch mal mit „sein” zu
übersetzen ist, weil es sowohl zum Ausdrücken des Vorgangspassivs
(werden) als auch des Zustandspassivs (sein) genutzt wird und auch
Prädikatsnomen verbindet (sein).

Also „sind die Daten zurückgesetzt” beim Systemstart oder handelt es
sich um einem Vorgang der sich während des Systemstarts abspielt, also:
„werden die Daten zurückgesetzt” beim Systemstart, sodass sie dann
*nach* dem Systemstart „zurückgesetzt sind”?  Ebenso für
„herunterfahren”.  Allerdings passt meinem Sprachempfinden nach „werden”
in diesem Fall nicht zu „damit” und ich würde es bei der Verwendung von
„werden” mit „dadurch” ersetzen – über eine Begründung dafür nachdenken
will ich jetzt nicht.

Im übrigen folgt aus der Verwendung eines flüchtigen Dateisystems im
Arbeitsspeicher zwar der Verlust der darauf abgelegten Daten beim
Herunterfahren aber *nicht* das Zurücksetzen der Daten.  In der Tat ist
dieser Dienst auch nur für das Einhängen eines flüchtigen Dateisystems
(tmpfs) als Wurzelverzeichnis und eines /usr Verzeichnisses, auf das nur
lesend zugegriffen werden kann, zuständig [1].  Das Befüllen des
Wurzelverzeichnisses und dadurch Zurücksetzen in einen bekannten Zustand
muss an anderer Stelle, durch andere Dienste erfolgen.  „Damit” halte
ich daher, auch wenn es dem englischen Dokument entspricht, bezogen auf
„sind zurückgesetzt” für falsch – oder zumindest für missverständlich.

> Es liest sich aber sehr schief, wenn ich da ein »werden« oder »sind«
> einfüge.

Als schief empfinde ich es nicht (ausgenommen die bereits zuvor erwähnte
Verbindung von „damit” und „werden”, so wie sie in diesem Zusammenhang
hier vorkommt), verstehe aber durchaus die Neigung dazu (Hilfs)Verben
nicht unnötig mehrmals zu erwähnen – hier jedoch halt ich sie für
angemessen, denn es erging mir beim ersten Lesen so, dass ich mich bei
den einzelnen Verzeichnissen der Aufzählung immer einen Moment aufhielt,
über ihre Bedeutung für ein zustandsloses System nachzudenken, und mir
darüber am Ende der Aufzählung der Satzanfang verloren gegangen war.
Wäre der verknüpfte Hauptsatz nach „aber” jedoch ohne Auslassung des
Hilfsverbs geschrieben worden, könnte er also für sich selbst stehen,
wäre mir das nicht passiert.  Jetzt nachdem ich ihn mehrmals gelesen
habe ergibt sich das Problem für mich natürlich nicht mehr, trotzdem
wäre es meinem Lesefluss beim ersten Lesen zuträglich gewesen.

(Wobei es auch gewesen sein könnte, dass ich einfach nur ein „werden”
erwartet und mir mein Hirn ein „Warning: Unexpected copula” statt eines
„Warning: Missing copula” entgegengeworfen hatte.  Leider überstehen
meine Gedächtnisprotokolle nie mehr als ein paar Sekunden unbeschädigt
und unverändert. :-p)

Außerdem kann das erneute Verwenden des Hilfsverbs der Betonung dienen.

>> > Beachten Sie, dass dieser Dienst nicht verwandt wird, falls
>> > »systemd\\&.volatile=state« verwendet wird, da in diesem Modus das
>> > Wurzelverzeichnis nicht flüchtig ist\\&.
>> 
>> „Verwandt” und „verwendet” in einem Satz: entweder die eine oder die
>> andere Form.
>
>  Kann ich machen, aber hier sehe ich eigentlich keine Notwendigkeit,
>  sondern kann, um den Sprachfluss aufzulockern, auch mal variieren
>  (was normalerweise wegen des technischen Inhalts und der eindeutigen
>  Übersetzung nicht geht).

Es erscheint mir merkwürdig, das ist zugegeben subjektiv, wenn der selbe
Autor im selben Text, noch dazu so nah beieinander, ein Verb ein Mal
stark, ein anderes Mal aber schwach beugt [2].  Zumal die Übersetzung so
eindeutig ja nicht ist: es gäbe durchaus genug Verben mit gleicher oder
ähnlicher Bedeutung: anwenden, benutzen, gebrauchen, einsetzen.  In
Bezug auf einem Wert, der einer benannten Option oder einem benannten
Parameter zugewiesen wurde, verwende ich gerne „setzen”: „falls
»systemd.volatile=state« gesetzt wurde. (Das „=” lese ich dann einfach
als „gleich” oder auch „auf”.)  Durch diese Wort- und Zeitwahl wird auch
der Ablauf beim Systemstart deutlich: erst wird systemd.volatile=state
gesetzt, dann der flüchtige Modus nicht gestartet.  Der Satz komplett
(mit freieren Übersetzungen für „used”):

  Beachten Sie, dass dieser Dienst nicht startet [3], falls
  »systemd.volatile=state« gesetzt wurde.

Der letzte Teil des Satzes („, da in diesem Modus das Wurzelverzeichnis
nicht flüchtig ist\\&”) ergibt keinen Sinn, da es ja gerade dieser
Dienst ist, der das Wurzelverzeichnis als tmpfs einhängt.  (Ich weiß,
dass es so auch in der englischen Handbuchseite steht.)  Vielleicht ist
etwas in der Art von „nicht flüchtig zu machen ist” gemeint?



[1] siehe die „make_volatile”-Funktion im Quellcode:

    https://github.com/systemd/systemd/blob/v238/src/volatile-root/volatile-root.c#L32
    

[2] Ausgenommen sind Wörter mit sich nach der verwendeten Beugung
    unterscheidenen Bedeutungen.  Vgl. „Das Bild hing an der Wand.” mit
    „Er hängte das Bild an die Wand.”  Bei dem Beispiel könnte man wohl
    eigentlich auch drauf verzichten, so ist die Sprache halt. ;)


[3] Tatsächlich wird er wohl gestartet, das Programm führt aber das
    Erstellen der flüchtigen Umgebung nicht aus.  Vielleicht entscheidet
    systemd aber auch noch an anderer Stelle, dass der Dienst bei auf
    „state” gesetztem systemd.volatile Parameter nicht zu starten ist.
    
    https://github.com/systemd/systemd/blob/738ab7502afb7663d9aacdd73e79025aa7cd0a9b/src/volatile-root/volatile-root.c#L149


--
Felix Dietrich


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