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Re: BenutzerInnen



[Alexander Reichle-Schmehl - Donnerstag 02 September 2010 16:05:42] 
> Am 02.09.2010 15:42, schrieb Frederik Schwarzer:
> 
> >> Ah, das alte "es ist falsch, weil es falsch ist"-Argument.  Ich
> >> sehe da doch noch einen großen Unterschied:  Binnen-I ist der
> >> Versuch eine geschlechtsneutrale Sprache zu implementieren.  Für
> >> das Deppenapostroph gibt es aber keinen sinnvollen Grund (Das
> >> "Machen alle so" und "Ist im Englischen doch auch so" keine
> >> sinnvollen Gründe sind, da sind wir wohl alle einer Meinung).
> > 
> > Es ging darum, dass jemand meinte, es sei nicht falsch.
> 
> Kann mich nicht erinnern, dass das jemand in diesem Thread behauptet hätte.

  "Apostroph bei fast jedem Wort ist ein klarer Fehler - das gleichsetzen
   zu wollen kommt einer extremen Ignoranz für das Thema gleich."

Implizit.


> > Entweder man hält sich an Regeln oder man weicht sie auf.
> 
> Und genau das passiert konstant:  Sprache ist nunmal was dynamisches:
> Neue Wörter werden eingeführt, der Gesprachgebrauch wird angepasst, und
> später ändern sich Regel irgendwann mal, um sich dem Sprachgebrauch
> anzupassen.
> 
> > Ich halte nicht stur daran fest, nur gefällt mir das Binnen-I nicht, 
> > weil es für mich den Text schwerer lesbar und holperig macht.
> 
> Mach einen besseren Vorschlag?

Ich sehe kein Problem.


> > Dass die bisherige Sprache nicht geschlechtsneutral ist, halte ich
> > aber eh für ein Missverständnis, und daher sehe ich auch keinen
> > Grund für eine in meinen Augen Verschlimmbesserung selbiger.
> 
> Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen:  Aber so funktioniert das
> nicht.  "Ich fühle mich diskriminiert"  -  "Aber dazu hast du doch gar
> keinen Grund, du hast du nur was nicht verstanden." ist doch eher
> rechtfertigen historischer Tatsachen, als Begründung.

Die einen sehen ein Problem und versuchen es zu beseitigen; die anderen
sehen das Problem nicht und finden die Lösung des Problems unschön.
Natürlich sehen sich die Binnen-I-Verfechter im Recht, denn sie kämpfen
ja "für das Gute". Und so werden die Menschen, die es unnötig finden,
jedes Problem, das irgendjemand hat, auf Teufelkommraus zu beseitigen,
egal, was die Folgen davon sind.

Für mich ist das grammatikalische Geschlecht nicht mit dem biologischen
gleichzusetzen und ein Binnen-I löst absolut gar kein Problem. Wenn das
durchgesetzt ist, kommt die nächste Instanz und alle Wörter werden
durchforstet und die Artikel neu verteilt, so dass es für jeden Artikel
gleich viele Wörter gibt ... und wehe, die "der"-Wörter sind etwas
positiver behaftet ... dann wird neu verteilt.

Ich hatle politischen Aktivismus in den meisten Fällen für zu blind, um
die Folgen ihres Handelns abzuschätzen. gerade der Feminismus, dem wir
ja das Binnen-I zu verdanken haben, läuft so weit über's Ziel hinaus,
dass es der Bewegung schon wieder Schaden zufügt. Und das geht über
entnervte Leser des Binnen-I (ja, nennt sie Ignoranten, wenn es
Endorphine ausschüttet) weit hinaus. Z. B. die Frauenquote in
Unternehmen. Gut gedacht, wegen Sturheit schlecht umgesetzt. Inzwischen
ist es für eine Frau schlimm, in einem Unternehmen arbeiten zu müssen,
das eine Frauenquote festschreibt. Sie selbst und auch ihre Kollegen
werden immer den Zweifel in sich tragen, ob diese Person wirklich
qualifiziert genug ist, oder es nur per Gesetz in ihre Position
geschafft hat. Die Sprache zu verschandeln (Binnen-I sind einfach
hässlich), nur weil ein paar Menschen der Überzeugung sind, sich
unterdrückt zu fühlen, weil sie sich bei "die Entwickler" nicht
integriert fühlen, halte ich für genauso falsch wie Handymasten
absägen, weil einige Menschen der Meinung sind, elektrosensitiv zu sein.

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen:
Wenn irgendjemandem Unrecht geschieht, bin ich ganz vorne, dafür zu kämpfen,
dieses Unrecht aus der Welt zu schaffen. Und dafür habe ich mich auch
schon oft sehr unbeliebt gemacht. Aber diese Auswüchse der feministischen
Bewegung, halte ich für paranoid. Wer etwas zu meckern finden möchte, findet
etwas. Dagagen an zu reglementieren, ist Zeitverschwendung.

Diese Energie ist besser in Projekten aufgehoben, in denen Frauen in Debian
angesprochen werden. Das bringt nämlich wesentlich mehr, als ein Binnen-I
einzuführen.

MfG


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